Oberhausen. .

Vorab muss gesagt sein, alle fünf Vorstellungen dieses Stücks sind ausverkauft. Aber wer einen kennt, der einen kennt, der vielleicht eine Karte abzugeben hat, der sollte die Chance nutzen: Mit der Adaption des Jugendbuchs „Krabat“ haben die Jugendlichen der Laientheatergruppe KJG ihr sechstes Abend füllendes und eindrucksvollstes Stück auf die Bühne gebracht.

Der Waisenjunge Krabat (Laura Ritzowski) beginnt seine Lehre auf einer Mühle, einem finsteren Ort, an dem sich düstere Geheimnisse, beklemmende Angst und erschöpfende Arbeit die Hand geben. Ein Ort, an dem „die Wahrheit den Tod bedeutet“. Sein Meister (Philip Weinberg) ist, das findet Krabat bald heraus, ein schwarzer Zauberer, der seine zwölf Gesellen in der dunklen Magie ausbildet.

Sie sind seine Gefangenen, wer aufbegehrt, stirbt. Auch Krabats besten Freund (Johanna Drüppel) müssen die Gesellen beerdigen. Krabat versucht zu entkommen, aber will er dafür das Leben seiner Freundin (Miriam Weber) riskieren? Oder soll er doch das Angebot des Meisters annehmen, sein Nachfolger zu werden?

Professionelle Lichttechnik

Das ist die Geschichte von Krabat. Die Geschichte hingegen, die in dem voll besetzten Saal der katholischen Kirchengemeinde von Liebfrauen am Premierenabend gezeigt wird, handelt von noch viel mehr: von dem beharrlichen Einsatz, mit dem knapp 40 Jugendliche und über 80 Erwachsene über fünf Monate an diesem Projekt gemeinschaftlich und ehrenamtlich gearbeitet haben. Mit stehenden Ovationen und Minuten langem Applaus würdigten die rund 170 Premierengäste diese beachtliche Leistung.

Jeder in der Gruppe hat unter Leitung des Regisseurs Thomas Brill etwas zum Erfolg beigetragen. Schreiner und Schlosserarbeiten etwa für eine Bühne mit überraschenden Drehelementen, Falltüren und sogar Elementen, mit denen die Zauberlehrlinge zu fliegen scheinen. Mitten im Geschehen sitzt das Publikum, die Bühne zieht sich durch den Gemeindesaal. Rechts und links sind große Leinwände angebracht. Sie werden mal mit hypnotisierenden Lichtelementen bespielt, mal mit Videosequenzen. Das Bühnenbild zeigt die Mühle als Gefängnis aus Leitern und Drahtgeflecht, gefangen im ewigen Auf und Ab, die Kostüme korrespondieren mit der professionellen Lichttechnik.

Eine lobenswerte Arbeit

Das ist die Arena, die die Erwachsenen den Jugendlichen geschaffen haben. Bewegend, leidenschaftlich und beständig bespielen sie diesen Ort ganze zweieinhalb Stunden lang. Zweieinhalb Stunden, das bedeutet viel Text, der auswendig gelernt werden musste. Er sitzt nicht nur, sondern wird angereichert mit Wut, Verzweiflung, auch freundlicher Sorge, authentisch in jugendlicher Sprache.

In der Besetzung kann jeder glänzen. Keiner ist Statist. Im Zentrum: Philip Weinberg als bedrohlicher Meister und Laura Ritzkowski, die ihren Krabat erst naiv, zunehmend resignierend und zerrissen spielt. Zu kurz ist der Moment des Zusammenbruchs am Grab des Freundes, wuchtig hingegen der Augenblick der Entscheidung zwischen Macht und Freiheit. Auf der Leinwand wollen Bilder zu offensichtlich die Konsequenzen dieses Entschlusses auf die heutige Ebene heben.

Bilder von alkoholisierten Menschen, am Computer, in der Spielhalle, auch von Prostituierten werden gezeigt. Letztlich braucht es das gar nicht. Laura Ritzkowski unterstreicht die Botschaft des Stücks auf ihre eigene Weise. Am Ende legt sie ihr Kostüm ab, zeigt auf ihrem T-Shirt das Wort: Freedom. Freiheit und Lossagung von allem, was den eigenen Geist begrenzt.

Eine lobenswerte Arbeit. Chapeau.