Oberhausen. .
Wenn Schützenfest ist, sind die Leute im Ortsteil ganz nah dabei: Grün-Weiße Girlanden verkünden schon aus der Ferne: das Brauchtum wird gefeiert. Ganz standesgemäß im Festzelt, mit Modenschau, Festumzug - nicht nur Mitglieder des Vereins sind dazu eingeladen.
Auch für den Vorsitzenden des SV Rothebusch 1922, Thomas Lehmkühler, bedeuten die Feierlichkeiten einen Höhepunkt des Jahres. Doch der Schützenverein selbst, darauf legt Lehmkühler wert, besteht aus viel mehr als nur Feierlichkeiten: Ein Einblick in 90 Jahre gelebte Tradition.
Auf der Suche nach Nachwuchs
1922 fing in Rothebusch alles an. Und eigentlich schon viel früher. „Der Verein entstammt nämlich aus dem BSV 1882 Osterfeld“, sagt Thomas Lehmkühler. Innerhalb der Schützenvereine gab es einzelne Kompanien. Die Gruppe aus Rothebusch wurde letztlich zu groß – man löste sich und gründete schließlich einen eigenen Verein. Fein säuberlich sind die Daten in der eigenen Chronik gesammelt. So schießen die Namen der ersten Schützenkönige auch wie aus der Pistole geschossen heraus: Heinrich I. (Koppers) und Johanna I. (Konopka). Das erste Königspaar hat in der Vereinshistorie einen besonderen Platz. 1925 war das. Lange her.
Heute befindet sich der Verein, wie viele andere Schützenvereine, auf der Suche nach Nachwuchs: Obgleich der Verein hier seine Hausaufgaben offensichtlich erledigt hat. 200 Mitglieder umfasst der SV Rothebusch, darunter auch 20 junge Leute. „Wir sind in der Lage eine gute Jugend aufzustellen“, sagt Thomas Lehmkühler. Keine Selbstverständlichkeit. „Schon ab 6 Jahren können Kinder theoretisch mitmachen“, erklärt Lehmkühler.
Die Kleinsten schießen mit Laserstrahlen
Dies geschieht eher spielerisch: Ohne Munition, mit Laserstrahlen wird auf eine digitale Scheibe gezielt. Sicherheit, so Lehmkühler, spiele eben eine große Rolle. Erst ab 13 Jahren wird mit dem Luftgewehr trainiert – unter Aufsicht und Betreuung versteht sich. Lehmkühler: „Mit Großkaliberwaffen wird gar nicht geschossen.“ Zudem müssen die Trainer eine bestimmte Lizenz erwerben. Seit kurzem auch ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen.
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Vorurteile gegenüber Schützenvereinen sind bekannt, aber im Alltag – so die Erfahrung der Rothebuscher Schützen - nur selten präsent. Lehmkühler: „Wir gehen bewusst in die Öffentlichkeit und erklären sehr viel.“ Dies geschieht beim Stadtfest und den eigenen Schützenfesten. „Negative Reaktionen gibt es selten.“ Im Gegenteil: „Wir sind sehr mit dem Ortsteil Rothebusch verwurzelt“, sagt Thomas Lehmkühler. Dazu zählt: Ein guter Kontakt zur Kirchengemeinde. Dazu gehört die Teilnahme an der Fronleichnamsprozession. Auch beim Kinderkarnevalszug in Osterfeld sind die Rothebuscher dabei – marschieren als „Vogelscheuchen“ mit. So haben die Schützen im Ortsteil zudem eine Initiative angeregt, bei der sich ansässige Vereine austauschen können.
Tradition bewahren
Die Traditionen der Schützen bewahren, sich aber auch moderner in der Öffentlichkeit zeigen, das ist Thomas Lehmkühler ein Anliegen. „Wir wollen das verstaubte Image der Schützenvereine ablegen.“ Schützenvereine seien keine tumben Baller- und Trinkgemeinschaften. Vielmehr sei beim Schießsport Konzentration und Disziplin unverzichtbar.
An der Nürnberger Straße hat der SV Rothebusch 1922 eine eigene Anlage mit 4000 Quadratmetern, die vor drei Jahren gekauft wurde. Eine Besonderheit in der Schützenwelt. Vor allem, weil der Verein das Anwesen, das sich vorher im Besitz des Revierparks Vonderort befand, über zehn Jahre verteilt selbst finanzieren wird. Ein Kraftakt, der sich für den Verein lohnen soll: „Hier haben wir alles an einem Ort – und können so auch Besuchern das Schützenwesen näher bringen.“