Oberhausen. Viele Pflege- und Sozialeinrichtungen würden gerne mehr Bundesfreiwilligendienstler (Bufdis) beschäftigen. Doch der Einstellungsstopp bindet ihnen die Hände. Problematisch sind vorzeitige Abgänge von Bufdis.

Rund 35 000 Stellen bundesweit sind genug, meint die Bundesregierung. Daher werden auch in Oberhausen bis zum Sommer so gut wie keine Bundesfreiwilligendienstler („Bufdis“) mehr eingestellt. Ginge es jedoch nach den örtlichen Pflege- und Sozialeinrichtungen, so dürften durchaus noch weitere engagierte Helfer ihre Arbeit aufnehmen.

„Wir haben noch Bedarf und wir haben auch noch Bewerber“, sagt etwa Jochen Kamps, Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt (Awo). Auch das Deutsche Rote Kreuz und die Lebenshilfe würden ihre Bufdi-Kontingente gerne noch ein wenig aufstocken. „Im Bereich der Schulintegration etwa, bei der Betreuung von behinderten Kindern in der Sonderschule: Dort könnten wir jemanden gebrauchen“, so Birgit Zwickler, Assistentin der Lebenshilfe-Geschäftsführung. Vorerst sind ihr jedoch die Hände gebunden.

Geringere Planungssicherheit

Dramatische Personallücken gibt es durch den Einstellungsstopp derzeit nicht, das versichern alle Befragten. Problematisch kann es jedoch werden, wenn ein Bufdi kurzfristig ausscheidet. „Es gibt bei den Freiwilligendiensten einfach nicht diese Planungssicherheit wie bei regulären Angestellten“, sagt Kamps dazu.

Bekommt etwa ein junger Bufdi doch noch unverhofft eine Ausbildungsstelle oder rückt auf einen Studienplatz nach, kann er seinen Freiwilligendienst vorzeitig beenden. Ersatz für ihn gibt es jedoch erst im kommenden Sommer. So geschehen kürzlich bei der Lebenshilfe, die keinen direkten Nachfolger mehr für eine junge Frau bekam. Daher bleibt dort eine von zehn Bufdi-Stellen zunächst vakant.

Derzeit kein Mehrbedarf

Etwas mehr Glück hatte die Caritas: Als ein Bufdi im November im Nachrückverfahren noch einen Studienplatz ergatterte, fand sie umgehend einen Nachfolger. „Über den überraschenden Abgang waren wir zwar nicht glücklich, aber wir verbauen niemanden so eine Chance und haben einen Auflösungsvertrag unterzeichnet“, erklärt Vorstand Reinhard Messing.

Die Caritas hat ebenso wie die Johanniter-Unfallhilfe derzeit keinen Mehrbedarf an Bufdis. Gleichwohl sagt Messing: „Ein Einstellungsstopp ist immer ein Problem.“ Er befürchtet eine negative Signalwirkung auf potenzielle Kandidaten und betont daher ausdrücklich: „Wir nehmen weiterhin Bewerbungen entgegen. Spätestens wenn im August der erste Bufdi seinen Dienst beendet hat, sind wieder Stellen zu besetzen.“

Die Politik sieht Messing nun in der Pflicht, eine Frage zu beantworten: „Haben wir mit den 35.000 Bufdi-Stellen wirklich ein ähnliches Versorgungsniveau wie zu Zivi-Zeiten oder muss das Kontingent aufgestockt werden?“