Oberhausen. Die ehemalige Fleischfachverkäuferin Katja Kilian macht einen Bundesfreiwilligendienst bei der Lebenshilfe Oberhausen. Für die dreifache Mutter (45) ist dies die Chance zum beruflichen Neubeginn.
Von der Wursttheke in die Betreuungsgruppe: Statt wie einst Blutwurst und Buletten bestimmen mittlerweile die Bewohner des Herbert-Bruckmann-Hauses den Arbeitsalltag der gelernten Fleischereifachverkäuferin Katja Kilian.
Als Bundesfreiwilligendienstlerin („Bufdi“) spielt die 45-jährige mit den behinderten Senioren „Mensch ärgere Dich nicht“, begleitet sie zum Arzt oder hört einfach nur mit einer schieren Engelsgeduld zu. Nach einer jahrelangen Berufspause und dem zähen Wiedereinstieg mit Ein-Euro-Jobs sieht die dreifache Mutter in ihrer neuen Tätigkeit die Chance zum beruflichen Neuanfang.
Keine Rückkehr in den alten Beruf
„Als meine drei Töchter aus dem Gröbsten heraus waren, wollte ich wieder in Vollzeit arbeiten gehen“, erinnert sie sich. Dabei war ihr eines schnell klar: eine Rückkehr in den alten Beruf kam nicht mehr in Frage. „Ich wollte lieber mehr mit Menschen arbeiten. Denn ich finde es erfüllend, anderen zu helfen.“
Zunächst nahm sie zwei Ein-Euro-Jobs in Oberhausener Alteneinrichtungen an, im Herbst letzten Jahres dann absolvierte sie einen sechsmonatigen Weiterbildungs-Kurs zum Alltagsbegleiter. Doch statt Jobangebote hagelte es danach Absagen. „Davon hat man irgendwann, ehrlich gesagt, die Schnauze voll“, macht sie keinen Hehl aus ihrer damaligen Frustration.
Der Job beginnt mit einem gemeinsamen Frühstück
Neuen Optimismus schöpfte sie im Sommer, als sie einen Fernsehbeitrag über den frisch eingerichteten Bundesfreiwilligendienst sah. „Ich habe daraufhin im Internet recherchiert und mich kurzerhand beworben.“ Mit Erfolg. Nun besitzt die 45-Jährige einen Ein-Jahres-Vertrag bei der Lebenshilfe, der um bis zu zwölf Monate verlängert werden kann.
Ihr intensiver Job beginnt morgens mit einem gemeinsamen Frühstück der 23-köpfigen Senioren-Gruppe, die sie zusammen mit vier anderen Kräften betreut. Sie hilft denjenigen, denen das Hantieren mit Messer, Brot und Butter nicht so leicht fällt, flachst freundschaftlich und hört sich eine alte Anekdote gerne auch zum x-ten Mal an.
Chancen auf eine Weitereinstellung
Später begleitet sie die behinderten Senioren bei Besorgungen, oder liest ihnen eine spannende Geschichte vor. „Das Wichtigste dabei ist, dass man die Bewohner einfach wie ganz normale Menschen behandelt“, findet sie.
Zwar wird sie dafür lediglich mit einem Taschengeld entlohnt, doch spielt dies für sie eine untergeordnete Rolle: „Wenn man mit einem zufriedenen Lächeln begrüßt und verabschiedet wird, ist das auch eine Art der Belohnung“, sagt Kilian. Außerdem rechnet sie sich durchaus Chancen auf eine Weitereinstellung aus.
Zwischen lauter jungen Menschen
Dass sie als Bufdi in den mittleren Lebensjahren einen gewissen Exotenstatus besitzt, ist ihr durchaus bewusst. Und so rechnet sie auch mit verdutzten Blick auf dem ersten gemeinsamen Seminar mit anderen Bufdis: „Da werde ich wohl zwischen lauter jungen Leuten sitzen. Aber das macht mir nichts aus“. Im Gegenteil: „Vielleicht kann ich durch mein Engagement hier noch den ein oder anderen reiferen Menschen animieren, ebenfalls Bufdi zu werden.“