Oberhausen. .
Diamantenes Priesterjubiläum. 60 Jahre im Dienst der Kirche. Johannes Knauf wurde am 17. Februar 1952 im Kölner Dom von Erzbischof Kardinal Dr. Frings zum Priester geweiht. „Bei eisiger Kälte“, wie der heute 88 Jahre alte Prälat sich erinnert.
Mittlerweile lebt der Priester im Altenzentrum St. Clemens, für dessen Bau er in seiner 22 Jahre währenden Zeit als Propst und Pfarrer von St. Clemens sorgte. Dort empfängt der 88-Jährige auch seinen Besuch in der gemütlichen Cafeteria. Wer nun aber einen hinfälligen Herrn erwartet, der hat sich geschnitten. Aufrecht geht er. Wach und klug ist sein Blick. Alter hin, Alter her, Knauf ist schwer aktiv . „Natürlich halte ich noch Gottesdienste“, sagt der Priester. Um gleich von seinem neuen Projekt zu erzählen, religiösen Gesprächsnachmittagen. Außerdem käme er jetzt endlich mal zum Lesen. Neben theologischen fände er auch psychologische und soziale Themen spannend.
Spannend ist auch, was Knauf über sein Leben erzählt und wie sich der Glaube wie ein roter Faden dadurch zieht. Dabei hatte es dieser Glaube nicht immer leicht. 1923 in Bonn geboren, wechselt Knauf genau im schicksalsträchtigen Jahr ‘33 von der Volksschule zum Gymnasium. Der Messdiener, der auch in der katholischen Jugend ist, bleibt seinem Glauben treu.
"Die Kirche muss sich öffnen für die Welt"
Er wird nicht Mitglied der Hitlerjugend, trifft sich lieber mit Gleichgesinnten in einer Hütte im Wald, um über Bibeltexte zu sprechen. Das ist gefährlich. Doch Knauf sagt: „Meine Eltern waren ganz klar katholisch geprägt.“ Als die Nazis an die Macht kamen, habe sein Vater ihm nur gesagt: „Wer gegen die Juden und gegen die Kirche ist, der ist nicht gut.“
Knauf macht Abitur, muss danach sofort in den Krieg. Er wird verletzt und kann deshalb nach Hause und studieren: Wirtschafts- und Sozialwissenschaften mit einem Abschluss als Diplom-Volkswirt. Nach dem Krieg hätte er einen Job an der Uni bekommen können. Doch nach reiflicher Überlegung entscheidet sich der damals junge Mann für eine ganz andere Berufung. Er studiert Theologie und Philosophie, wird Priester.
Seine erste Kaplanstelle erhält Knauf in St. Dionysius in Essen-Borbeck. Es folgen viele Aufgaben, ehe der Priester 1963 nach Oberhausen kommt – zunächst als Arbeiterpfarrer in Heilig Geist. 1973 folgt der Wechsel in die Pfarrei St. Clemens, in der er vieles auf den Weg bringt – auch den Bau eines neuen Glockenturmes. Wie er mit seiner großen Erfahrung die Zukunft der Kirche sieht? „Die Kirche muss sich öffnen für die Welt“, sagt der Priester. Ein Öffnungsprozess, der mit dem „Zweiten Vatikanischen Konzil begonnen habe“, müsse fortgesetzt werden. Denn die große Kirche, in die man hineingeboren würde, gebe es nicht mehr. Knauf: „Heute ist der Glaube eine Entscheidungssache.“