Oberhausen. . Der Verein H.U.N.D.-Oberhausen, der sich auch für den Tierschutz einsetzt, sucht noch weitere Mitglieder. Auch Menschen, die sich nur über den besten Freund des Menschen informieren wollen, sind dort willkommen.
Die Labrador-Hündin Tasha flitzt über das Gelände. Ihr Kumpel Chester, ein Galgo, genießt ebenfalls seine Freiheit. Die klirrende Kälte macht den Hunden nichts aus. Hier auf der rund 10 000 Quadratmeter großen, eingezäunten Freifläche können sie toben. Um den Tieren diesen Auslauf, aber auch ein Training zu ermöglichen, hat Claudia Verlande das Gelände direkt am Uferwanderweg am Rhein-Herne-Kanal von der Stadt gepachtet. Die Platzanlage gegenüber der Emscher-/Ecke Westmarkstraße ist ein Treffpunkt für Zwei- und Vierbeiner.
Claudia Verlande gehört zum Verein H.U.N.D.-Oberhausen. Aber Moment, so treffend der Name „Hund“ allein auch sein mag, hinter den Großbuchstaben verbergen sich ein tieferer Sinn und auch gleich das Ziel des Vereins: H.U.N.D. meint „Happy - Unafraid - Natural Dogs“, grob übersetzt also glückliche, selbstbewusste, artgerecht lebende Hunde. Der Verein hat sich den Tierschutz auf die Fahnen geschrieben.
Leine nicht artgerecht
„Im Vordergrund steht für uns der Schutz des Tieres und die Arbeit mit Tier und Mensch für ein harmonisches und gutes Miteinander“, heißt es in der Satzung. Freies flexibles Training ist auf dem Gelände genauso möglich wie eine Unterstützung durch eine angeschlossene Hundeschule.
Alle Einnahmen aus nicht schulischen Veranstaltungen auf dem Platz, etwa dem einmal im Monat stattfindenden Frühschoppen, kommen zu 100 Prozent Tierschutzprojekten zu Gute. Außerdem: „H.U.N.D.-Oberhausen“ kümmert sich nicht nur um Vier-, sondern auch um Zweibeiner. Werden doch Hunde mit besonderer Eignung und entsprechender Qualifikation als Besuchstiere in Kindergärten, Schulen, Heimen, Anstalten, Hospizen etc. eingesetzt.
Inspiriert von der Landeshundeverordnung
Der Vorläufer des Vereins war 2009 zunächst eine Privatinitiative, ein lockerer Zusammenschluss von Tiertrainerin Annette Gräfenstein und den Tierliebhabern Claudia Verlande sowie Tan Wilms. „Inspiriert haben uns die Landeshundeverordnung und die immer kleiner werden Freilaufflächen für Hunde“, sagt Claudia Verlande.
Sie erklärt auch: „So lange man keine Problemhunde hat, ist alles einfach.“ Doch mit Tieren aus dem Tierschutz sieht es schon anders aus. Verlande: „Manche sind jagdlich sehr aktiv, andere sind ängstlich und wollen nur ihren Fluchttrieb ausleben, wenn sie sich erschrecken.“ Für solche Hunde ist ein eingezäuntes Gelände ideal. Denn die Tiere ständig an der Leine zu halten ist keine Alternative. „Hunde wollen laufen, toben, springen“, erklärt Claudia Verlande. Eine Leine hat auch einen oft verkannten Nachteil. Claudia Verlande: „Angeleinte Hunde wissen den Rudelführer direkt hinter sich, was sie zusätzlich aggressiv machen kann.“
Auf dem Platz sind Hund und Mensch aber auch vor Anfeindungen von Hundehassern geschützt. Und solchen Anfeindungen sehen sich die Hundehalter immer öfter ausgesetzt. Die unglaublich positive Wirkung, die Hunde auf die Psyche von Menschen haben können, werden verdrängt. „Die Leute sollten uns mal besuchen und sehen, was für schöne Dinge man auch mit Hunden und Kindern erleben kann“, nennt Claudia Verlande ein Beispiel. Wenn Hunde und Kinder bei ihnen im Sommer gemeinsam in einem Planschbecken toben, sei das ein Riesenspaß für alle. Und manche alte oder kranke Menschen fänden allein über einen Hund noch einen Zugang zur Welt. Verlande: „Meine schwer an Alzheimer erkrankte Mutter wollte sich nicht mehr von mir umarmen lassen, sie hatte nur noch das Bedürfnis; Kontakt zu unserem Hund aufzunehmen.“ Der Vierbeiner konnte ihr als einziger auch noch ein Wort entlocken: „ei.“
Unglück in der Heide
„Die Frau tut mir unendlich leid“, sagt Claudia Verlande über die 79-jährige Frau, deren Pudel in der Sterkrader Heide von fünf großen Hunden totgebissen wurde. Die Oberhausenerin ist auch der Meinung, dass sich die Halterinnen der großen Hunde völlig verantwortungslos verhalten haben, indem sie die alte Dame einfach stehen ließen.
Claudia Verlande gibt aber gerade mit Blick auf diese Tragödie eines zu bedenken: „Der Hund stammt vom Wolf ab. Auch wenn er domestiziert wurde, stammt er von einem Raubtier ab.“ Das dürfe man zu keiner Zeit vergessen. Deshalb sei die Sozialisation- und Prägephase (achte bis zwölfte Woche) der Tiere so wichtig. Und natürlich, darüber hinaus weiter mit seinem Vierbeiner zu arbeiten. „Wenn Hunde alles kennen lernen, andere und kleine Hunde oder auch Katzen, werden sie sich später nicht darauf stürzen“, sagt Verlande.
Als Rudel aufgetreten
Was den kleinen Pudel betrifft, könnte dort noch ein besonderer Fall vorliegen. „Womöglich sind die Hunde als Rudel aufgetreten“, überlegt Verlande. Es sei möglich, dass sich das Rudel aus irgendeinem Grund von dem Pudel bedroht gefühlt habe. Doch auch dann gelte: „Ein Hund mit einem guten Grundgehorsam ist aus jeder Situation abzurufen“, weiß Verlande. Hunde diesen Grundgehorsam beizubringen, das sei aber viel Arbeit, zu viel für einige Halter. Außerdem: Wer nicht Hunde-erfahren sei, benötige bei der Arbeit mit dem Tier die Unterstützung einer guten Hundeschule. Diese seien wiederum nicht billig.
Claudia Verlande fordert zum Schutz der Tiere, einen Hundeführerschein für alle Halter, damit sie wissen, worauf sie sich einlassen. „Der Hundeführerschein sollte gemacht werden müssen, bevor ein Hund ins Haus kommt“, verlangt sie.
Weplen nicht im Zoohandel kaufen
Auf der Homepage des Vereins „H.U.N.D-Oberhausen findet sich auch eine Petition samt Unterschriftenliste gegen den Welpenverkauf bei Zoo Zajac in Duisburg.
Claudia Verlande weist auch in diesem Zusammenhang auf die so wichtige Sozialisations- und Prägephase bei Welpen von der 8. bis zu 12. Wochen hin. Davon bekämen die Zajac-Welpen zu wenig ab. Sie würden dort mit neun Wochen aufgenommen und bis zur vollen 10. Woche isoliert in Quarantäne verbringen.
Von Vermehrern
Hinzu käme, dass die Tiere im Zoofachhandel keine festen Bezugspersonen hätten, das Leben in einer Familie in der Prägephase nicht kennenlernten. Verlande: „Es gibt genug Studien, die belegen, dass die Wahrscheinlichkeit für Verhaltensauffälligkeiten erheblich ist.“ Die Hunde, mit denen die Menschen dann oft nicht klar kommen, landen wiederum bei Tierschutz. Da Zajac allein 1000 Welpen pro Jahr verkaufen will, schätzt Verlande, dass das ein weiterer Grund für einen Zusammenbruch des Tierschutzes sein könnte, den sie in den nächsten fünf Jahren befürchtet.
Die Tierschützerin nennt einen weiteren Aspekt, warum man keine Welpen im Zoohandel kaufen sollte: „Die Hunde können nur von Vermehrern, nicht von seriösen Züchtern stammen.“ Der Verband des Deutschen Hundewesens habe es seinen Züchtern untersagt, an Zajac zu verkaufen. Andere seriöse Zuchtverbände täten Gleiches.