Oberhausen. .
Helga Kluge (79) wird den 25. Januar dieses Jahres nie vergessen. Noch immer steht die Rentnerin unter Schock und lässt ihren Sohn erzählen, wie an diesem Mittwoch fünf große Hunde, wahrscheinlich drei Schäferhunde und zwei Huskies, ihren kleinen schwarz-weißen Pudelmix Charly vor ihren Augen zerfleischten. Die Halterinnen der Hunde kümmerten sich nicht. Sie gingen weiter, als wäre nichts passiert, ließen die alte Dame mit ihrem schwer verletzten Tier einfach alleine, schildert Sohn Gerd Kluge das schier Unfassbare, für das die Polizei jetzt Zeugen sucht.
Das schreckliche Geschehen ereignete sich im Bereich der Sterkrader Heide am Eingangsbereich zur Beethovenstraße. Helga Kluge, erzählt deren Sohn weiter, nahm ihren schwer verletzten Charly auf den Arm und schleppte das Tier zur Beethovenstraße. Dort brach die selbst gesundheitlich angeschlagene 79-Jährige zusammen. Eine Autofahrerin sah das und half sofort. Gerd Kluge: „Die Frau hat meine Mutter mit Charly zur Tierärztin gefahren.“
Respekt vor großen Hunden
In der Praxis werden bei dem kleinen Pudelmix, der nie ein „Draufgänger war“, der immer „mächtig viel Respekt vor großen Hunden hatte“, eine zerbissene Niere diagnostiziert, ein Riss im Zwerchfell, mehrere Rippenbrüche, Bisse im Lendenwirbelbereich sowie diverse weitere innere und äußere Verletzungen. Helga Kluge will ihren kleinen Hund, der ihr über sechseinhalb Jahre ein treuer Begleiter war, nicht aufgeben. Sie lässt ihn von der Tierärztin in die Duisburger Tierklinik am Kaiserberg bringen. Doch auch eine Notoperation kann Charly nicht retten. Er erliegt in der Nacht auf Donnerstag seinen schweren Verletzungen.
Helga Kluge hat nun nicht nur ihren vierbeinigen Gefährten verloren, der ihr half mit dem Tod ihres Mannes vor sechseinhalb Jahren klar zu kommen, sie muss außerdem mit diesem absolut schrecklichen Erlebnis fertig werden und zu allem Überfluss von ihrer kleinen Rente nun 980 Euro für die Not-OP bezahlen. Gerd Kluge: „Es bleibt auch nicht bei den OP-Kosten, dazu kommen noch die für die tierärztliche Erstversorgung und für die Bestattung.“ Denn den Hund einfach im Garten zu begraben, das habe seine Mutter nicht fertig gebracht.
Pudel Charly war der Lebenssinn
Für Helga Kluge sei Charly in den letzten Jahren Lebensaufgabe und -sinn geworden, macht ihr Sohn deutlich. Deshalb sei auch die Aussage des Polizeibeamten auf der Sterkrader Wache „das ist nur eine Sachbeschädigung“ für seine Mutter so fürchterlich gewesen. Gerd Kluge: „So etwas kann die Polizei mir sagen, aber doch nicht meiner Mutter.“ Kluge weiter: „Ich sollte mich dann für eine Pressemitteilung auch direkt selbst an die Pressestelle der Polizei wenden.“ Dazu sagt Polizeisprecher Uwe Weighardt: „Das wird so gehandhabt, damit wir sofort reagieren können.“ In der Pressemitteilung, die die Polizei am 26. Januar herausgab, wird auch nach den Haltern der großen Hunde gefahndet. Zeugen werden gebeten, sich unter 826-0 zu melden. Drei Hinweise gingen bei der Polizei bereits ein, „denen wir jetzt nachgehen“, sagt Weighardt. Auch Gerd Kluge, der den Vorfall auf seiner Homepage www.gerd-kluge.de ausführlich schildert, sucht nach Zeugen.
Im Internet kritisierte derweil keepcool 112: „Gestern hatten wir uns bei der Polizei als Zeugen gemeldet um 9.30 Uhr, weil wir die Halter kennen. Um 15.30 Uhr kam dann ein Rückruf. Viel zu spät. Gegen 22 Uhr habe ich die Besitzer wiedergesehen (...)“.