Oberhausen. . Wenn Zuchthunde aus Massenhaltungen ihren Zweck nicht mehr erfüllen, werden sie getötet, sagen Susanne und Jörg Eul. Die beiden Oberhausener gehören dem Verein “Retriever in Not und Liberty for Dogs“ an, der die gequälten Tiere aufnimmt und ein liebevolles Zuhause für sie sucht.

  • „Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie die Tiere behandelt.“ (Mahatma Gandhi).
    Mitleid mit Tieren ist keine Sentimentalität, denn alles notwendige Töten ist ein Grund zu Trauer und Schuld (....)“ (Albert Schweitzer)
  • „Ethik ist ins Grenzenlose erweiterte Verantwortung gegen alles, was lebt.“ (Albert Schweitzer)
  • „Haben Tiere eine Seele und Gefühle? kann nur fragen, wer über keine der beiden Eigenschaften verfügt.“ (Eugen Drewermann)

Susanne und Jörg Eul erzählen, was der Mensch seinem vermeintlich besten Freund antut. Tag für Tag. Die beiden Oberhausener gehören dem Verein „Retriever in Not und Liberty for Dogs“ an.

Die Organisation agiert bundesweit, rettete zunächst Retriever und später Hunde aller Rassen aus den Fängen so genannter Großvermehrer sowohl aus Deutschland als auch aus Bratislava in der Slowakei. Großvermehrer hielten oft Hunderte Tiere zwecks Vermehrung. „Die nächsten Betriebe sind in Dorsten, Kirchhellen und Wuppertal“, sagen Euls.

35 tote, übereinander gestapelte Hunde

„Wir nehmen die Tiere auf, die für die Großvermehrer unrentabel werden. Hündinnen, die ihren Aufgaben als Zuchtmaschinen nicht mehr nachkommen, Rüden, die nicht mehr decken, kranke Tiere, Welpen, die mit fünf Monaten uninteressant werden.“ Die Käufer wollten nur die ganz kleinen, süßen Welpen. Was denn mit den Tieren passiere, wenn sie sie nicht aufnähmen - so wie ihren eigenen Hund, den blinden Betim oder all die Pflegehunde, die im Moment bei ihnen leben und bald ein neues Zuhause erhalten?

„Sie bekommen eine Schüppe vor den Kopf“, sagt Susanne Eul. Ihr Mann sagt: „Einmal sollten wir sofort 35 Tiere von einem dieser Großvermehrer nehmen. Er hatte uns ein Foto von ihnen geschickt.“ Weil der Verein nicht gleich handeln konnte, Pflegestellen fehlten, folgte ein weiteres Foto: „35 tote, übereinander gestapelte Hunde.“

Euls haben viele Fotos. Von Hündinnen in kalten, engen Verschlägen. Mit gekrümmten Rücken, weil sie sich nicht aufrichten konnten. Mit Gesäugen, die bis zum Boden reichen. Von Tieren mit blutigen Wunden voller Maden. Von üblen Trittverletzungen. Einem Labrador musste ein Vorderbein amputiert werden, weil ihm durch einen Tritt die komplette Schulter zerschmettert worden war. „Diese Hunde hier von einem Vermehrer aus Deutschland“, sagt Jörg Eul, „waren alle von Ratten angefressen.“

Hündinnen als Zuchtmaschinen

Ekaja hatte anderes Schreckliches erlebt, als sie zu Euls kam - nach neun Jahren als Zuchtmaschine in einem winzigen Verlies. „Den Hündinnen werden nach sechs bis acht Wochen die Welpen weggenommen“, sagt Susanne Eul. Dann würden sie „hormonell hochgespritzt“, um schnell wieder läufig zu werden.

„Sind sie es, fängt man sie mit Drahtschlingen aus den Verschlägen - Ekajas Kehlkopf war von dieser Prozedur gequetscht - schnallt sie an drei Tagen hintereinander auf ein Brett, um sie vom Rüden decken zu lassen.“ Ekaja kannte nichts außer ihrem Verschlag. „Wir haben vier Wochen gebraucht, bis sie auf einer Wiese nicht mehr vor Angst zitterte.“ Euls fanden eine Familie für das abgemagerte, kranke Tier, in der ihm noch eineinhalb glückliche Jahre blieben.

Warum kaufen Leute solche Welpen? „Weil sie billiger sind als Tiere von seriösen Züchtern“, sagen Euls. Doch die Hunde seien oft krank und in ihrem Sozialverhalten gestört. Warum der Gesetzgeber den Qualen kein Ende bereitet? „Tut er denn was für die Hühner in engen Ställen oder die Mastschweine?“, fragen Euls.

Decken und Körbchen dringend benötigt

Warum sich Euls für den Tierschutz engagieren? „Unsere drei Kinder sind erwachsen, wir haben Zeit. Und es ist ein schönes Gefühl, wieder so einer armen Socke geholfen zu haben, sagen die beiden, die auch regelmäßig für Kinder in Not spenden.

Der Verein „Retriever in Not und Liberty for Dogs“ arbeitet mit Tierheimen zusammen. Eines davon ist in Bratislava. „Die Einrichtung ist bitter arm“, sagt Susanne Eul. Weil es dort eisig kalt ist, braucht man dringend Decken, alte Bettwäsche (keine Spannbetttücher oder Daunendecken), Handtücher, Körbchen für Hunde und Katzen - auch, alte Stofftiere, Leinen oder Futterspenden.

Kontakt: Jörg und Susanne Eul, 688 391. Der nächste Hilfstransport startet am 17. Dezember. Infos über den Verein: www.retriever-in-not.de; Mail: info@liberty-for-dogs.de