Oberhausen.

Verzweifelt blickt der junge Mann auf den überdachten Fahrradständer am Oberhausener Hauptbahnhof. Sein Rad ist weg. Ihm bleibt nur noch das gekappte Sicherheitsschloss. Zwei Polizisten nehmen seinen Fall auf. Ob sein Rad wieder auftaucht, ist ungewiss. Weder an öffentlichen Plätzen noch an Schulen ist dies eine Seltenheit.

Über 300.000 Fahrraddiebstähle wurden laut polizeilicher Kriminalstatistik 2010 in NRW zur Anzeige gebracht. Ralf Henkemeyer, Sprecher der Polizei Oberhausen, schätzt rund 500 angezeigte Fälle vor Ort. Gestohlen würde vermehrt dort, wo besonders viele Räder stehen: am Hauptbahnhof, an Schulen oder Parkstationen.

Diebstähle werden nur selten bekannt

Eine 127-Städte-Studie des Onlineportals „geld.de“ verzeichnete in Oberhausen 2010 sogar 647 Diebstähle. Im Vergleich zu den 126 anderen Städten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wurde die Stadt jedoch noch als „sicher“ eingestuft.

„Wir vermuten, dass das Anzeigeverhalten wegen fehlender Erfolgsaussichten sowohl beim Diebstahl als auch bei Sachbeschädigung sehr gering ist“, sagt Henkemeyer. Mit anderen Worten: In der Realität werden viel mehr Räder gestohlen oder zerstört als der Polizei bekannt werden.

„Diebstähle werden bei uns sehr selten bekannt“, bestätigt Ursula Niemann, Schulleiterin der Anne-Frank-Realschule in der Innenstadt. „Bei uns geschehen sie in unregelmäßigen Abständen“, sagt Michael von Tettau, Schulleiter des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums. Von „drei bis vier Diebstählen im Jahr“, spricht Brigitte Göbel, Sekretärin am Elsa-Brändström-Gymnasium.

Vor allem während der Unterrichtszeiten, wenn alle im Gebäude sind, würde laut von Tettau geklaut.

Schüler fürchten Sachbeschädigung

Die Chance auf ein Wiedersehen hinge anschließend auch davon ab, wie detailliert der Besitzer sein Rad beschreiben kann. Kann ein wiedergefundenes Rad nicht zugeordnet werden, wird es dem Fundamt überstellt.

Doch neben den Diebstählen gibt es längst ein weiteres Problem: Sachbeschädigung.

„Ich persönlich würde nicht mehr mit dem Fahrrad zur Schule kommen - da hätte ich zu viel Angst, es könnte demoliert werden“, sagt Kim (15), Schülerin der Gesamtschule Alt-Oberhausen. Mit Gewalt würden einige Schüler so lange gegen Räder treten bis sie verbiegen.

Alexander (14) vom Heinrich-Heine-Gymnasium berichtet von zerstörten Ventilen, die eine Heimfahrt unmöglich machten. Sogar auf dem Schulhof würden laut Schulleiterin Niemann Fahrräder demoliert. Viele Schüler nutzen gar nicht mehr die Abstellmöglichkeiten der Schule.

Zwar versuchen viele Schulen, die abgestellten Räder so gut wie möglich zu überwachen, rund um die Uhr ist es ihnen jedoch nicht möglich.

Initiative gegen Demolierung ergriffen

Ein besonderer Fall ist die St.-Michael-Hauptschule im Knappenviertel.

Seit letztem Herbst werden Motorroller und Fahrräder in einem eingezäunten Bereich abgestellt. „Das Tor schließen wir ab, wenn alle ihre Fahrzeuge abgestellt haben und schließen es erst auf, wenn die Schüler nach Hause fahren“, erzählt Hausmeister Dieter Korbmacher (59).´

Vorher habe man deshalb Probleme mit Demolierungen gehabt, weil die Schüler ihre Räder und Roller vor dem Schulgelände abstellten. Hier fehlte mal ein Außenspiegel, da ein Fahrradständer. „Seitdem wir alles verwalten, haben wir keine Vorfälle mehr.“

Manchmal reicht eben eine zündende Idee, um Diebe abzuschrecken.