Oberhausen.

Es gibt Grenzen, die aus dem geschichtlichen Verlauf neu entstehen. Und Grenzen, die aus vorbestimmten Regularien plötzlich fallen. So oder so. Das Jahr 1961 hat für den Verlauf der Weltgeschichte und Dieter Krein gleichermaßen besondere Bedeutung.

Vor gut 50 Jahren wurde rund um Berlin Beton angemischt, der die deutsch-deutsche Grenze für letztlich 28 Jahre nicht nur funktionell, sondern ebenso mit tiefer Symbolik trennen sollte. Im gleichen Jahr wurde Dieter Krein jedoch auch ermöglicht, seinem Steckenpferd nun ganz offiziell verbunden zu sein.

Denn 1961 wurde Krein Mitglied der KG Blau-Gelb Vondern. Endlich, wie er noch heute sagt. Für ein halbes Jahrhundert Treue erhielt er am Samstag den Orden des Bundes Deutscher Karneval (BDK) in Gold mit Brillanten. Die höchste Auszeichnung, die vom BDK-Präsidenten in Köln persönlich unterschrieben wird. Sozusagen der Oscar der Narretei.

Die Sache ist für Dieter Krein so besonders, da es für ihn damals zunächst gar nicht möglich war dem Brauchtum persönlich beizuwohnen. Vor einem halben Jahrhundert durften erst Personen ab 18 Jahren in einem Karnevalsverein Mitglied werden. „Jugendschutzbestimmungen wollten es so“, erinnert sich Krein, der sich umgehend nach seinem Geburtstag im Verein anmeldete. Karneval ist und war bei den Kreins eine Familienangelegenheit. „Das ist eine Tatsache, die ich in Vondern nach wie vor sehr schätze.“ Vater Ernst war dem Brauchtum seither verbunden. Und das färbte ab. Die fünf Geschwister von Dieter Krein sind allesamt aktiv. Selbst beim eingeheirateten Familienzuwachs achtete Vater Ernst genau auf die Etikette. „Die mussten vor der Hochzeit erst in den Karnevalsverein eintreten“, erzählt Dieter Krein. „So war das damals, dafür hat der Vater gesorgt!“

Ausgezeichnet mit dem „Oscar“ der Narretei

50 Jahre Wirken im Brauchtum, da nimmt man Veränderungen war. „Früher war der Karneval bürgerlicher“, sagt Dieter Krein. „Heute ist alles viel kommerzieller.“ So erinnert sich der 68-Jährige daran, dass früher in Vondern während der tollen Tage alle Türen offen standen. „Das Herzliche kommt heute oft zu kurz.“

Krein kann es einschätzen, er hat ein halbes Jahrhundert an vielen Baustellen mit angepackt. Direkt nach dem Eintritt wurde er Jugendschutzbeauftragter, landete prompt im Elferrat. Damals für einen jungen Spund eine echte Sensation. „Da habe ich quasi meine Lehre gemacht. Musste mir meinen Stand erst mal verdienen.“ Später wurde Krein Helfer beim Wagenbau, Prinz von Vondern, Präsident der Gesellschaft und sitzt heute noch im Ehrenrat des Hauptausschusses Groß-Oberhausener Karneval. Kurioserweise ist genau das die hiesige Instanz, die über Genehmigung der höchsten Orden der Anerkennung mit entscheidet. Also wurde bei Kreins Antrag kurzerhand der Flüstermodus eingeschaltet. Denn die Auszeichnung am Samstag kam für ihn völlig überraschend.

Sonst überrascht er im Ehrenrat andere

„Damit hab‘ ich nicht gerechnet“, sagt Krein. Bei der Vergabe vor rund 130 Gästen in der Gaststätte Matecki wurde es dann auch emotional. Es kullerten in den Tischreihen reichlich Tränen. „Das gehört nach all den Jahren wohl dazu“, schmunzelt der Jubilar. „Es schießen dir automatisch die Tränen in die Augen. Ich habe Karneval gelebt!“

Einen Tipp für die Jugend hat er als erfahrener Mann freilich auch: Dabei bleiben - sei es im Verein oder in den Garden. „Die Vorurteile, dass es im Karneval nur wild zur Sache geht, stimmen nicht. Hier wird auf die Jugendlichen aufgepasst. Viel mehr als wenn sie privat unterwegs sind.“