Oberhausen.
Das Weihnachtsfest gestaltet sich meistens seit Generationen immer gleich: Erst die leckere Weihnachtsgans, dann wird unter der Tanne das Liederbuch gezückt und am Ende wechseln säuberlich verschnürte Päckchen die Besitzer.
Doch nicht alle halten sich an dieses Protokoll. Wir haben uns während der Festtage in der Stadt umgeschaut - und Alternativen gefunden.
Was schnaubt da bei Nacht und Nebel über den Gehweg? Der Weihnachtsmann? Das Christkind? Nein, es ist Klaus Dietmann. Bevor es an den Feiertagen am Wohnzimmertisch zur ungehemmten Schlemmerattacke kommt, schnürt er die Turnschuhe. „Ich jogge seit Jahren an jedem Heiligabend eine größere Runde!“ Sportlich, aber nicht ganz uneigennützig: „Meine Frau wuselt im Haus, da störe ich nur.“ Also geht es in den Wald. Meistens zum Revierpark Vonderort.
Nur einmal nicht. Vor drei Jahren waren die Dietmanns während der Festtage im Urlaub - in Australien. Zu heiß zum Joggen. „Da gab’s am Heiligabend nur Wasserball oder Wasserski!“ Aber immerhin blieb es sportlich.
Mein Wohnzimmer ist meine Tanzfläche
In einer Sterkrader Seitenstraße schallt es unüberhörbar. „Last Christmas!“, der Gassenhauer der Gruppe „Wham“ ist zur Weihnachtszeit nicht ungewöhnlich. Was ein Pärchen Jahr für Jahr im eigenen Wohnzimmer veranstaltet, aber schon. „Wir feiern immer unsere Weihnachtsparty!“, sagt die Gastgeberin. Am Heiligabend wohlbemerkt. Ganz ohne Bescherung, ganz ohne Weihnachtsgans. „Nein, traditionelle Bräuche gibt es bei uns erst ab dem 1. Weihnachtstag. Vorher gibt es Musik und Getränke. Das Pärchen möchte ungenannt bleiben.
Denn: „Wir laden jedes Jahr nur ein paar wenige Leute ein.“ Schließlich werden im Wohnzimmer Tische und Stühle bei Seite geräumt und zu einem Gläschen Eierlikör oder Sekt ausgelassen geschwoft. „Und da ist nun mal nur begrenzter Platz!“
Mensch-ärgere-dich-nicht-Weltmeisterschaft
Am 1. Weihnachtstag ist bei den Büchlers Schluss mit der Besinnlichkeit. „Dann hört man schon mal ein lautes Fluchen!“, sagt Sohn Boris (29). Warum nur? Beim Verwandtschaftstreffen rufen die Büchlers jedes Jahr die völlig inoffizielle Mensch-ärgere-dich-nicht-Weltmeisterschaft aus. Während in der Küche gebrutzelt wird, qualmen im Hinterzimmer die Glimmstängel und Köpfe. Cousins und Cousinen würfeln um die Wette. „Das hat angefangen, als wir kleine Kinder waren und hat sich einfach gehalten.“ Und wenn die ersten Kerzendochte am Tannenbaum schon in den Wachs plumpsen, sind im Hause Büchler die Würfel meist längst noch nicht gefallen.
Nach der Bescherungin die Disco
Wenn das letzte Weihnachtslied gesungen ist, werden die Stimmbänder schön geschont. Oder auch nicht. Im Zentrum Altenberg öffnen sich am Heiligabend jedenfalls zur Christmettenzeit die Türen. Und in der Disco wird der Heiligabend auf den Tanzbeinen beendet. Die Tea-Club-Party hat eine lange Tradition. „Das Publikum“, so freuen sich Nachtschwärmer, „ist immer sehr angenehm. Und man trifft viele bekannte Gesichter!“ Stattdessen nach der Bescherung sofort die Federn? Undenkbar. Vielmehr wird über Geschenke schwadroniert - mitunter sogar getauscht. Alle Jahre anders.