Oberhausen. Wie verbringen Pastoren, Pfarrerinnen und Pfarrer die Weihnachtstage? Die NRZ fragte nach.

Das letzte Weihnachtslied ist verklungen, die Kirchentüren öffnen sich und zahlreiche Christen zieht es zur Bescherung unter den heimischen Weihnachtsbaum. Was aber machen Pastoren, Pfarrerinnen und Pfarrer am Heiligen Abend und den Weihnachtstagen, wenn sie nicht gerade in der Kirche stehen?

Die Kinder kehren heim

„Die Kinder, die fast alle aus dem Haus sind, kommen an Weihnachten wieder zu uns“, freut sich Ilona Schmitz-Jeromin, Pfarrerin der Christuskirche, „unsere jüngere Pflegetochter ist schon ganz aufgeregt.“ Aber auch alle anderen Familienmitglieder freuten sich auf das verheißungsvolle Glöckchengeläut. „Danach werden wir wie immer über den Baum staunen, als hätten wir noch nie einen Weihnachtsbaum gesehen.“

Wenn die Pastorin am Nachmittag zur Kirche aufbricht, kommt die gesamte Familie mit. Anders am Abend, wenn sich Vater Randolf Jeromin – ebenfalls Pfarrer – erneut auf den Weg macht. „Da siegt bei allen anderen oft der Wunsch nach Ruhe und Gemütlichkeit und wir bleiben zu Hause.“ Weihnachten ganz ohne den Gang zur Kirche kann sich die Pfarrerin allerdings nicht vorstellen. „Da würde mir etwas fehlen“, sagt Schmitz-Jeromin und freut sich auf eine liebgewonnene Tradition: „Seit einigen Jahren zünden Gemeindemitglieder nach dem Gottesdienst Wunderkerzen an.“

Offenes Haus an Weihnachten

Unter sich bleibt Familie Schmitz-Jeromin auch zu Hause nicht: Früher, als sie noch stärker in der Jugendarbeit tätig war, hätten am Heiligen Abend viele Jugendliche vorbeigeschaut, erzählt die Pfarrerin. Auch heute lässt sich der eine oder andere Freund oder Bekannte blicken. „Wir haben an Weihnachten ein offenes Haus.“

Das gibt's an Heiligabend

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Roswitha Hullmann:
Roswitha Hullmann: "Bei uns in der Familie kocht jedes Jahr jemand anderes, dieses Mal Verwandte in der Bretagne. Wenn ich einlade, mache ich traditionell Gans an Heiligabend, das ist stressig, macht aber Spaß. Dieses Weihnachtsfest bin ich nicht dran – Gott sei Dank!" Foto: Walter Buchholz © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Peter Westen, Rüttenscheid:
Peter Westen, Rüttenscheid: "Ich bin an Heiligabend immer bei meiner Mutter eingeladen. Es gibt jedes Jahr eine geräucherte Fischplatte mit Krabben, Avocados und Brot dazu, das ist nicht so viel Aufwand. Aber ich glaube, den Stress (beim Kochen) wollen die Leute so – Weihnachten ohne Stress gibt’s nicht!" Foto: Walter Buchholz © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Frank Heppner, Betriebsleiter des„Vincent & Paul“:
Frank Heppner, Betriebsleiter des„Vincent & Paul“: "Traditionell gibt es bei uns zuhause an Heiligabend ein Gericht, kein komplettes Menü“, verrät „Vincent & Paul“ Betriebsleiter Frank Heppner. Als gebürtiger Münchner sei bei ihm natürlich die Gans sehr hoch im Kurs. „Da ich an Heiligabend aber selbst nicht viel tun möchte, gibt es ein tolles Rezept, wobei man die Tage davor alles herrichten und die Gans (oder Ente) einfach dann in den Ofen schieben kann.“ Foto: Oliver Müller / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Sofie Graf, Rüttenscheid:
Sofie Graf, Rüttenscheid: "Am liebsten würde ich Kartoffelsalat essen an Weihnachten. Ich bin alleinstehend, was soll ich mit einer ganzen Gans? Dieses Jahr bin ich bei meinen Kindern eingeladen, die kochen sehr gerne, für sechs Personen, eine Katze und einen Hund." Foto: Walter Buchholz © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Dieter Michau, Stadtwald:
Dieter Michau, Stadtwald: "Heiligabend ist der einzige Tag im Jahr, wo mein Schwiegersohn kocht, für 14 Personen. Ich habe eine große Familie, meine Kinder laden alljährlich ein. Ich habe selbst also keinen Stress, aber für den Schwiegersohn ist das ja auch nur eine Ausnahme." Foto: Walter Buchholz © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Henri Bach, Küchenchef des „Résidence“: „Nein, kein Kartoffelsalat mit Würstchen, das finde ich zu Weihnachten auch recht einfallslos“, sagt Bach. „Bei uns gibt es einen Feldsalat mit Kartoffel-Speck-Dressing und gebratener Wachtel, Petersilienwurzelcreme, Rinderfilet mit Gratin, Kartoffeln und Bohnen.“
Henri Bach, Küchenchef des „Résidence“: „Nein, kein Kartoffelsalat mit Würstchen, das finde ich zu Weihnachten auch recht einfallslos“, sagt Bach. „Bei uns gibt es einen Feldsalat mit Kartoffel-Speck-Dressing und gebratener Wachtel, Petersilienwurzelcreme, Rinderfilet mit Gratin, Kartoffeln und Bohnen.“ © NRZ | NRZ
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Auch für Hans-Jürgen Vogel, Pastor der katholischen Liebfrauen-Gemeinde, ist Weihnachten eine besondere und zugleich arbeitsame Zeit. „Der Heilige Abend ist durch die Gottesdienste weitestgehend belegt.“ Doch mit Stress hätten die aufeinanderfolgenden Gottesdienste nichts zu tun. „Ich genieße den Heiligen Abend und die Feiertage trotz vieler Termine.“

Essen bei Freunden

Nach der Messe um 17 Uhr ist Vogel zum Essen bei einer befreundeten Familie eingeladen. „Das ist schon Tradition“, erzählt er und hofft in diesem Jahr auf Wild mit Rotkohl und Klößen. „Viel Zeit bleibt aber nicht“ – um 23 Uhr muss der Pastor wieder in der Kirche sein. Und im Anschluss? „Da bereite ich mich auf den kommenden Morgen vor, da geht es ja schon weiter.“

In der freien Zeit wolle er Musik hören, lesen und entspannen. Auf Geschenke wird er weitestgehend verzichten: „Dieser ganze Konsum spricht mich nicht an. Das Wichtigste an Weihnachten ist für mich noch immer die Botschaft, die verkündet wird.“