Oberhausen. .
Ein leises Glockenspiel weist bereits aus der Ferne die Richtung. Trotzdem ist es praktisch, wenn wandelnde Wegweiser in saisonaler Hilfsbereitschaft weiterhelfen: „Weihnachtsmarkt? Ja, dort hinten!“ Eine Frau hilft einem Pärchen in englischer Sprache weiter, das auf der Suche nach der Budenwelt die Innenstadt kreuzt.
Es regnet leicht und der Wind bläst mit winterlicher Kälte ins Gesicht. Doch alle wollen trotzdem in den Wald - den Weihnachtswald: Kulinarische Lockmittel auf der Seite zur Marktstraße, Kunstgewerbe gen Gdanska. Der Hüttenspaß am Altmarkt zeigt sich auch in seiner sechsten Ausgabe trotz der übersichtlichen Budenanzahl recht vielseitig. Das zumindest sagen die meisten Besucher, die sich mit Regenschirm, Wollschal und Handschuhen bewaffnet in die Gassen stürzen. „Handschuhe sind im Winter unverzichtbar und außerdem praktisch, weil man sich beim Glühweintrinken nicht die Finger verbrennt“, sagt Walter Steger, der mit seiner Frau an einer dampfenden Tasse nippt. Dem Weihnachtswald kann er eine Menge abgewinnen - und das, obwohl er mit der Gattin schon eine Menge Buden-Zauber gesehen hat. „Bei den anderen Weihnachtsmärkten kann man Spazierengehen. Der Weihnachtswald lädt eher zum unaufgeregten Verweilen ein.“ Aus den Boxen erschallt ein Blasorchester mit Weihnachtsklassikern, die von den Gästen vor der Glühweinhütte Bauernschenke mitgesummt wird - „O du Gemütliche“.
Musik und Glühwein
„Weihnachtsmärkte sind mir normalerweise zu überfüllt, hier ist es alles viel ruhiger“, sagt auch Petra Weck. Sie nimmt den RWO-Stand genauer unter die Lupe. Nach dem Heimsieg am Samstag ist man dort bester Stimmung - Schals und Pottsoße sind gefragt. Auch Petra Weck scheint die sportliche Bude zu animieren. Sie stampft mit ihren Füßen auf und ab. Erzeugt auf dem durchnässten Rindenmulch ein sprotzendes Plitsch-Platsch-Geräusch. Fußballspielen im Wald ist nicht gestattet. „Ich beweg’ mich, damit wir wieder wärmer wird.“
Viele Lichter strahlen zwischen den Tannen. Die große Lichterkette über den Dächern der Buden wirkt wie ein dünnes Zeltdach. Im Hintergrund tanzen Sterne via Projektion auf dem Gemäuer der Herz-Jesu-Kirche. Manche Besucher fühlen sich angesichts den Himmelskörpern an bekannte Schlager erinnert. Doch „ein Stern“ wird im Weihnachtswald nicht besungen, zumindest nicht diesmal. Vor der Bühne sammeln sich die Glühweinbecherhalter, um sich die Gruppe „Sax-o-Boogie“ anzuhören. Sie versprechen „Swinging Christmas“. Da fangen einige schon wieder an zu wippen.
Frieden vor der Bühne, doch kleine Dramen gibt es auch. Kevin (6) ist enttäuscht, er hat seinen Held auf der Bühne knapp verpasst. „Bob, der singende Weihnachtmann“ ist schon zurück in seine Hütte gekrochen. Kevin kommt zu spät. Und nun? Die Mutter versucht mit Süßigkeiten zu trösten. Mit mäßigem Erfolg.
Briefe an den Weihnachtsmann
Unweit der Bühne steht ein Briefkasten. Hier können Kinder ihre Wünsche direkt zum Geschenke-Beauftragten schicken. Wünsche gibt es immer wieder. Die Erwachsenen erfüllen sich diese einfach selber: Ein Händler aus den Niederlanden berät gerade eine Kundin an seinem Fischstand.
Es geht um die Soße: „Nein, da ist kein Knoblauch drin. Das überdeckt doch den Geschmack!“ Und vertreibt am Heiligabend mitunter auch das Christkind!
Bereits zum sechsten Mal lädt der Weihnachtswald mit der entsprechenden Kulisse auf den Altmarkt in der Innenstadt. Die Budenwelt öffnet noch bis einschließlich 23. Dezember von jeweils 12 bis 20 Uhr. Auf der Bühne gibt es an allen Tagen ein kleines Programm: So steht am heutigen Montag zunächst der Kindergarten Herz Jesu Vincenzhaus (16 Uhr) mit einer Vorführung auf der Bühne. Anschließend folgt eine Hochzeitsshow des Hochzeitsservices „Sternschnuppe“ aus Oberhausen (17 Uhr) und letztlich wird es musikalisch: Das Knappenquartett in Bergmannstracht tritt auf (18 Uhr).
Zauberhafter Weihnachtswald
