Oberhausen..
Durchschnittlich 90 Todesfälle haben die sechs Evangelischen Gemeinden in Oberhausen jährlich zu beklagen, ihnen gegenüber stehen nur 30 Geburten, sagt Superintendent Pfarrer Joachim Deterding. Konsequenz eins: Sie schrumpfen dramatisch. Konsequenz zwei liefert der Pfarrer ebenfalls: „Wir müssen den Kontakt zu Familien wieder aufbauen, zu denen wir ihn verloren haben.“
Die evangelische Kirche habe aber nicht mit Austritten zu kämpfen, sagt der Superintendent, „das war in den 70er und 80er Jahren so“. Zur Tagung der Kreissynode Oberhausen am Samstag im Gemeindehaus Bethel der Christus-Gemeinde wollen sich die Kirchenkreisvertreter über Strategien gegen den Gemeindeschwund beraten, im Zentrum der Versammlung steht deshalb die Taufe.
Zum aktuellen evangelischen „Jahr der Taufe“ passt diese Beschäftigung mit der Grundlage christlicher Gemeinden. In dem vordergründig theologischen Thema sieht Deterding jedoch ebenso einen weltlichen Zeitgeist: Die Zeiten, als es für Christen „natürlich“ war, ihr Kind taufen zu lassen, seien aus Erfahrung der Gemeinden vorbei.
Was will ich meinem Kind vermitteln?
„Heute haben wir die Aufgabe, den Eltern Angebote zu machen“, ist der Superintendent überzeugt, „wir müssen zeigen, was wir drauf haben.“ Gerade wenn sie ein Kind bekommen, „stellen sich für Eltern ernste existenzielle Fragen der Lebensgestaltung und des Lebenssinns“, erläutert er, „was will ich meinem Kind vermitteln? Darauf können wir Antworten geben.“ Die Taufe eigne sich dafür, denn sie markiere einen starken Wendepunkt für die Eltern wie das Kind.
Den gegenwärtigen Trend, mit der Taufe bis zu dem Alter zu warten, in dem man sich selbst für eine Religion entscheiden kann, sieht Deterding durchaus zwiegespalten: „Frei wählen finde ich gut, aber man darf Religion auch nicht vorenthalten.“ Ein Kind müsse ebenso die Möglichkeit bekommen, sich entscheiden zu können.
Doch wie zeitgemäß sind die Lehren der Kirche? „Denken Sie an Salomon, der zwei um ein Kind streitenden Frauen vorschlägt, dieses mit dem Schwert zu teilen“, antwortet der Superintendent, „wie geteilt man sich fühlt – das kann jedes Scheidungskind nachvollziehen.“ Ob und wie sich Menschen jedoch von der Taufe begeistern lassen, ist eine andere Frage. Der Blick auf die jeweilige (Tauf-)Praxis in einer Gemeinde sei deshalb aus vielen Gründen sinnvoll, findet der Superintendent, es gebe etwa Familien, die sich das Fest nicht leisten können. In solchen Fällen könnte eine Gemeinde etwa das Fest für alle ausrichten. In anderen Fällen könne man mit Bildungsangeboten auf die Bedürfnisse einer Gemeinde reagieren.
Die Tagung
Sechs Arbeitsgruppen beschäftigen sich zur Tagung der Kreissynode mit der Taufe und dem Gemeindeleben. Dabei geht es etwa um das Verfassen von Taufeinladungen oder die Gestaltung gemeinsamer Tauffeste. Außerdem werden Synodalbeauftragte gewählt sowie die Nachwahlen zum Beirat der Beratungsstelle stattfinden.