Oberhausen.

Wäre nur der Weg das Ziel, hätte die Gruppe bereits gewonnen: 33 Akteure, zwischen 14 und 70 Jahre alt, erarbeiten unter professioneller Anleitung ein Theaterstück, an dessen Gelingen alle gleichberechtigt beteiligt sind. „Fahrenheit 451“, nach dem Roman von Ray Bradbury, hat am Samstag, 19. November, Premiere auf der Breitbandbühne im Malersaal, dem Kleinen Haus des Theaters.

Dramaturgin Anke Weingarte lobt die „tolle Stimmung bei den Proben“. „Die Gruppe hat sehr schnell zusammen gefunden“, sagt Barbara Grubenbecher, verantwortlich für Regie und Bühne. „Inzwischen reden auch Feuerwehr und Bücher miteinander, es hat sehr viel Spaß gemacht, mit den Teilnehmern des Projektes zu arbeiten.“

Der Feuerwehrmann als Widerstandskämpfer

In Ray Bradburys „Dystopie“ oder „Anti-Utopie“, erstmals erschienen im Jahr 1953, geht es um eine Gesellschaft, in der eigenständiges Denken unerwünscht ist. Bücher sind verboten und die Feuerwehr hat die Aufgabe, sie auszulöschen - zum Wohle der Gesellschaft. Doch es gibt Menschen, allen voran ein zweifelnder Feuerwehrmann, die Widerstand leisten.

Warum haben Anke Weingarte und Barbara Grubenbecher ausgerechnet diese Story als geeignetes Stück für die aus den Spielwerkstätten 14 und 50 plus sowie einigen Interessierten entstandenen Bürgerbühne ausgewählt? „Es geht um Bücher und Literatur und darin begegnen sich die Generationen“, sagt Weingarte. Entscheidend sei aber auch, dass der Autor seine Geschichte im Laufe der Jahre immer wieder aktualisierte, so dass, obwohl zum Beispiel Computer darin fehlten, unsere Zeit ihr immer noch nicht davon gelaufen sei.

Seichtes Fernsehen als Machtinstrument

„Es gibt viele Parallelen zum Heute.“ Zum Beispiel prägten Spiel-Shows und Reality-Soaps das Leben der Bürger, die durch die ständige Berieselung mit seichter Fernsehkost immer unmündiger würden. Mit solchen Leuten habe ein totalitärer Staat ein leichtes Spiel. Doch zurück zum Bürgertheater-Projekt. Mit „Fahrenheit 451“ wurde erstmalig ein von Laien gespieltes Stück ganz offiziell und gleichberechtigt neben den Profi-Inszenierungen in den Spielplan des Theaters integriert.

Ebenfalls neu im Spielwerkstätten-Betrieb ist, dass mehr als zwei Mal gespielt wird. Theater-Sprecherin Inge Ma­thes: „Wir planen eine Wiederaufnahme des Stücks im Frühjahr 2012.“