Oberhausen. . Dirk Laucke kritisiert anhand seines Theaterstücks “Angst und Abscheu in der BRD“ extreme politische Bewegungen. Auf komisch-tragische Weise werden diejenigen verhöhnt, die unreflektiert mitmarschieren, auf der Suche nach einem “wir gegen den Rest“.

Komik und Tragik sind eng verwandt und wie in einem guten Kabarett schluckt der Zuschauer die bissigste Nahrung leichter, wenn er auch mal herzlich lachen kann:

Völkisches Denken lebt fort und gelangt zu seiner vermeintlichen Blüte, wo man es nicht erwartet. Dirk Laucke, der 29-jährige Autor und Regisseur, ist einer, der auszog um das zu beweisen. Die rechte und linke Szene nahm er sich vor, auch ganz normale Bürger. Er sammelte O-Töne für ein Hörspiel. Die fließen in sein Bühnenstück „Angst und Abscheu in der BRD“ ein, ebenso wie gefilmte Szenen. Am Freitagabend war Uraufführung des Stückes im Malersaal des Theaters, das in Szene setzt, was Laucke und Thomas Mahmoud (verantwortlich für Film und Projektionen) selbst erlebten.

„Das muss man erst einmal verdauen“, oder: „Endlich mal wieder ein politisches Stück“, so die Reaktionen der Zuschauer.

Gegen unreflektiertes Mitmarschieren

Das Stück ist ein Aufschrei gegen Gleichgültigkeit und Dummheit und gegen die Bereitschaft, sich einer Bewegung anzuschließen und sich dabei von einem Wir-Gefühl so einlullen lassen. Kritisiert wird, dass dabei die abstrusesten Ansichten und Parolen derer nicht stören, die mit demonstrieren „gegen ein mächtiges politisches Außen. Man bildet sich ein, an etwas Bedeutendem teilgenommen zu haben“. Antikriegs- oder Anti-Atomkraftdemo, Stuttgart 21, Loveparade-Trauermarsch, Demo gegen die Macht der Banken. Viele Beispiele fallen einem dazu ein.

In Dresden war es der 13. Februar, der Jahrestag der Zerstörung der Stadt: „Kranzniederlegung - und 3000 Menschen halten Händchen“. Laucke hasst diesen Opferkult an der wieder aufgebauten Frauenkirche, nicht nur, weil er der Anlass eines Aufmarsches von Neonazis ist, die diesen Termin für ihre kranke braune Ideologie missbrauchen.

Darsteller und Bühnenbild überzeugen

Im Stück schickt er zwei Reporter auf die Suche nach Ansichten: Jörg Holz (Richard Barenberg), den Reporter-Typen, der sich als „Medienmessi“ und „O-Ton-Aktivist“ aufspielt, und Thomas Zaunmüller (Sergej Lubic), den jüngeren und chronisch unterbezahlten Kollegen, der den Distanzierten spielt und nicht will, „dass sich Leute vor unserem Mikro zum Deppen machen“. Beide Darsteller beeindrucken mit hervorragendem Schauspiel. Das gilt auch für Anja Schweitzer als christlich geprägte Dresdenerin, Marlene Dietrich, autonome Nationalistin, die als OP-Schwester so fasziniert, dass sie einen spontanen Zwischenapplaus einheimst.

Auch Mohammad-Ali Behboudi als Moderator und Hartmut Stanke als wütende Fußnote, Ordner, Friedens-Achim und Glogau-Marie spielen ausgesprochen gut. Das Stück anzusehen, lohnt sich schon allein wegen der darstellerischen Leistungen. Das Bühnenbild (Simone Wild) ist ein fantastisches Panoptikum deutscher Wohnkultur aus sechs Jahrzehnten und gleichzeitig das Rundfunkstudio.