Oberhausen.

Es ist immer noch etwas Besonderes für die Philippinin Jennifer B. Lusung, wenn sie ihr Gehalt erhält. Denn das kommt aus Oberhausen. Die 26-Jährige arbeitet für den Verein der deutschen Oenophilogen und hält die Verbindung zwischen den Oberhausener Weinfreunden und dem von ihm ins Leben gerufenen Schulprojekt in der philippinischen Hauptstadt Manila.

„Wir können nicht immer selbst nach Manila reisen. Aber wir brauchen vor Ort eine Vertrauensperson, die für uns die Maßnahmen koordiniert und kontrolliert. Immerhin fließen jährlich inzwischen rund 38.000 Euro in den Unterhalt unseres Projekts“, erläutert Birgit Dreehsen von den Oenophilogen.

Kinder müssen regelmäßig zur Schule geschickt werden

Die junge Frau hilft beispielsweise bei der Auswahl der Kinder, die für das Schulprojekt in Frage kommen. Sie hält den Kontakt zu den Eltern, die sich schriftlich verpflichten, ihre Kinder regelmäßig in die Schule zu schicken. Geschieht dies nicht, spricht die 26-Jährige, die mit ihrem Mann und drei Kindern in Manila lebt, auch mal Sanktionen aus. Dreehsen: „Wenn Eltern diese Pflicht vernachlässigen, gibt es kein Essensgeld.“

Jennifer Lusung spricht fließend Englisch, sie hat im Rahmen eines Patenschaftsprogrammes Kommunikationswissenschaften studiert und begann ihre berufliche Laufbahn bei einer thailändischen Stiftung. Diese hat ihre Arbeit auf den Philippinen eingestellt. Lusung wurde arbeitslos. Das erfuhr Birgit Dreehsen: „Wir haben Lusung bereits 1996 kennen gelernt, als ein ,Müllkinder-Chor’ aus Manila in Oberhausen gastierte. Seitdem haben wir guten Kontakt zu ihr.“ So boten die Weinfreunde der jungen Mutter diesen ungewöhnlichen Job - und sie nahm gern an.

Eltern helfen beim Kochen und Aufräumen

Von ihrem Geld - rund 95 Euro pro Monat - kann sie ihren zwei Töchtern und dem Sohn eine gute Ausbildung ermöglichen. Zudem kann sie ihrer Jüngsten, die an den Folgen einer Tuberkulose-Erkrankung leidet, medizinische Hilfe zukommen lassen, berichtet Birgit Dreehsen.

Jennifer Lusung erledigt Einkäufe für die Essensausgabe bei den Grundschulkindern, bespricht die Dienstpläne mit den Eltern, die beim Kochen und Aufräumen helfen, dokumentiert Veranstaltungen und Aktionen. „Wir haben Jennifer Lusung vor 15 Monaten eingestellt, ihr technische Dinge wie Kamera und Computer zur Verfügung gestellt, um für uns den Fortgang des Projektes zu dokumentieren. Sie stellt aber auch Budgets auf und koordiniert Aufgaben vor Ort“, sagt Birgit Dreehsen.

Kindergartenbetreuung im Zwei-Schichten-System

Vor fünf Jahren gründeten die Oenophilogen die Schule für die Kinder, deren Familien auf den Müllkippen (Smokey Mountains) ihr Auskommen suchen. Inzwischen ist die Schule fertig und bietet Platz für 100 bis 120 Schüler vom Kindesalter bis zur 42-jährigen Frau.

Der Kindergarten betreut rund 100 Mädchen und Jungen im Zwei-Schichten-System. Birgit Dreehsen: „Es entsteht dort allmählich so etwas wie eine große Familie. Wir hoffen jetzt, dass unsere Schule schon bald die staatliche Anerkennung erhält. Dann würde der Staat die Lehrergehälter zahlen.“

Weihnachtsfeier für die "Müllkinder" geplant

In diesen Tagen plant Jennifer Lusung eine Weihnachtsfeier für die „Müllkinder“. Im letzten Jahr fand die zum ersten Mal statt. Neben kleinen Geschenken gab es Spaghetti mit Würstchen: „Das hatten sich die Kinder gewünscht“, schmunzelt Birgit Dreehsen.

Die Feier soll mit dem Erlös finanziert werden, der beim (Winzer-Glühwein-)Stand der Weinfreunde am 3. Dezember in Sterkrade zusammen kommt. Dreehsen: „Wir stehen dann wieder zur Wochenmarktzeit von 8 bis 13 Uhr vor Lantermann.“