Ende des Jahres wurden die Philippinen von verherrenden Taifunen heimgesucht. DRK-Mitarbeiter Jörg Fischer hilft nun sechs Monate beim Wiederaufbau. Dabei tritt der 44-jährige Oberhausener seine Reise ans andere Ende der Welt durchaus mit gemsichten Gefühlen an.

Wenn Jörg Fischer am Sonntag den Flieger besteigt, wird ihm ein wenig mulmig sein. Schließlich dauert es sechs Monate, bis er wieder heimischen Boden betreten wird. Über Amsterdam wird er nach Manila auf den Philippinen fliegen. Dort hilft er beim Wiederaufbau nach den verheerenden Taifunen, die Teile des Landes im November und Dezember verwüstet haben. „Für das Deutsche Rote Kreuz bin als Projektmanager vor Ort”, erklärt Fischer. Als einziger Deutscher Rot-Kreuzler beteiligt er sich am internationalen Wiederaufbau.

Etwas mulmig ist dem Oberhausener vor dem Abflug. Stephan Eickershoff/WAZFotoPool
Etwas mulmig ist dem Oberhausener vor dem Abflug. Stephan Eickershoff/WAZFotoPool © WAZ FotoPool

Was genau ist seine Aufgabe? „Ich bin zuständig für den Einkauf und die Verteilung von Non-Food-Items.” Darunter fielen zum Beispiel Hygieneartikel, aber auch Werkzeuge oder Reinigungsmittel. „Die ersten Hilfsmaßnahmen, also die medizinische Versorgung, die Seuchenprävention oder die Vorbeugung von Infektionskrankheiten sind vorbei. Jetzt folgt der Wiederaufbau.”

Teilweise überflutet

Noch immer leben zahlreiche Menschen in Auffanglagern. Mehr als zwei Millionen Menschen waren von den Stürmen betroffen, Teile des Landes sind auch heute noch überflutet. „An einem Tag fiel so viel Regen wie sonst in einem ganzen Monat”, weiß Jörg Fischer. Er ist Teil einer internationalen Truppe, die beim Wiederaufbau hilft. „Federführend ist das Spanische Rote Kreuz. Die koordinieren den Einsatz. Außerdem sind noch zahlreiche andere Organisationen vor Ort.”

Für Jörg Fischer war es ein Wunsch, wieder einmal im Ausland eingesetzt zu werden. „Zuletzt war ich 1992 und 1993 in Kroatien. Danach habe ich vor Ort in Oberhausen für das Rote Kreuz gearbeitet.” Zuletzt hat er jedoch einen Lehrgang für „Katastrophen-Assessment” besucht. „Dabei ging es vor allem um Aufklärungsarbeit in Katstrophengebieten. Innerhalb von 48 Stunden soll jemand vor Ort sein und überprüfen, welche Hilfe nötig ist.” So rutschte sein Name wieder auf die Liste für internationale Einsätze, und als nun ein erfahrener Rot-Kreuzler für die Aufgabe auf den Philippinen gesucht wurde, fiel die Wahl auf den 44-Jährigen.

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Auf dem Laufenden

In ständigem Kontakt

Sogar seinen Zivildienst leistete Jörg Fischer beim DRK Oberhausen. Für den aktuellen Auftrag wurde er beim DRK in Berlin ausgebildet. Der Verband übernimmt auch sein Gehalt während seiner Abwesenheit, sodass dem hiesigen Roten Kreuz kein finanzieller Verlust entsteht. Seine Kameraden vor Ort will er regelmäßig über seine Arbeit in Asien informieren.

Hat er keine Angst vor dem, was ihn erwartet? „Na ja, ein bisschen mulmig ist mir schon zumute, aber inzwischen ist es ja wesentlich einfacher den Kontakt in die Heimat zu halten”, verweist er auf Internet und E-Mail. Bei seinem letzten Einsatz Anfang der 90er-Jahre in Kroatien sei die gefühlte Entfernung nach Oberhausen viel größer gewesen. „Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass mich dieser Einsatz damals psychisch stärker mitgenommen hat, als ich es vor Ort wahrgenommen habe. Ich war es nicht gewohnt, Menschen in solchen Extremsituationen zu erleben.” Inzwischen, da ist sich Fischer sicher, habe er die nötige Erfahrung. „Man muss die Hilfe klar strukturieren, darf sich nicht emotional ablenken lassen”, stellt er eine wichtige Grundregel auf. So hart es auch klingen mag: „Ich kann mich ganz auf die Hilfe konzentrieren, weil ich nach sechs Monaten wieder nach Hause darf.”

Finanziert wird der Einsatz von der EU. Das sei gesichert, unabhängig von der aktuellen Katastrophe auf Haiti, denn in Manila würden keine zusätzlichen Spenden benötigt. „Katastrophen konkurrieren auch nicht untereinander. Im Gegenteil, im akuten Fall ist es wichtig, alle zur Verfügung stehenden Mittel einzusetzen, ohne bestehende Projekte zu vernachlässigen.”

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