Oberhausen. .

Für 140 000 Euro aus Bundesmitteln lässt die Stadt erstmals ein Klimaschutzkonzept für Oberhausen von Wissenschaftlern erstellen, dass die größten Energieverschwender vor Ort entlarven und Lösungskonzepte für einen besseren Umgang mit teuren Rohstoffen entwickeln soll.

Im Herbst 2012, nach einem Jahr Tätigkeit der Gutachter des Wuppertaler Umweltinstituts, soll die Stadt neben einer Analyse der jetzigen Ausstoßmenge des klimaschädlichen CO2 einen Maßnahmenkatalog erhalten, der schrittweise die mögliche Minderung des Gases und der Energieverbräuche beschreibt.

So erfährt die Stadt etwa, in welchen Wohngebieten der Altbau-Bestand so marode ist, dass dort die Mieter mehr die Umwelt draußen heizen als ihre Zimmer - und sich Wärmedämmung der Eigentümer besonders schnell auszahlt. Man weiß dann auch, an welchen Orten sich der Aufbau umweltfreundlicher Kraft-Wärme-Koppelungs-Anlagen (Blockheizkraftwerke) und von Nahwärmenetzen für Wohnsiedlungen lohnt. Die Gutachter nennen dann auch Angriffspunkte, wie man den Stromverbrauch in Gebäuden absenken kann.

„Das Klimaschutzkonzept wird mit allen Akteuren in der Stadt erarbeitet, ihr Wissen und ihre Erfahrung werden eingebunden“, sagt Kurt Berlo, Projektleiter vom Wuppertal-Institut. Und verspricht: „Wir achten darauf, dass die Maßnahmen praktikabel innerhalb von zehn Jahren umgesetzt werden können.“

Die Gutachter sind sehr davon überzeugt, dass Energie- und CO2-Einsparung ohne nennenswerte Komfortverluste möglich sind. „Im Altbau-Wohnungsbestand kann man 30 Prozent Heizungsenergie einsparen. Beim Strom sind ein Viertel des jetzigen Verbrauchs möglich.“

Verhalten ändern

Für den Oberhausener Mit-Gutachter Klaus Holler von der Beratungsfirma EEB Enerko aus Aldenhoven bedeutet das aber nicht, dass Menschen ihr Verhalten nicht ändern müssten. „Sie müssen mehr auf ihre Verbräuche achten: Das Licht ausschalten, wenn man nicht im Raum ist; alle Standby-Anlagen mit einer abschaltbaren Steckdosenleiste vom Netz nehmen “, sagt Holler. Und wer in einem super-gedämmten Altbau ohne automatische Lüftung wohnt, müsse darauf achten, mindestens drei Mal am Tag alle Fenster aufzureißen. „Auch im Winter, sonst gibt es Schimmel“, warnt Berlo.

Angesichts so vieler Detail-Probleme setzt Oberhausens Umweltamtsleiter Helmut Czichy auf die maßgeschneiderte Energieberatung für jeden Einzelnen, die derzeit günstig im Technischen Rathaus in Sterkrade angeboten wird. Je nach Finanzkraft kann da auch nur der Austausch einer alten Strom-verzehrenden Heizpumpe für 300 Euro empfohlen werden - eine kleine Investition, die sich schnell bezahlt macht.

Umweltdezernent Frank Motschull hofft auf mehr Engagement der Hauseigentümer. „Wir haben schon Leerstände bei Wohnungen. Wer sein Haus energetisch nicht saniert, wird künftig noch mehr Probleme bekommen. Immer mehr Mieter achten auf den Heizungsverbrauch.“

SPD-Ratsfrau Anne Janßen, Vorsitzende des Umweltausschusses, hofft, dass die Stadt trotz ihrer Finanznot selbst auch mehr Projekte finanzieren darf. „Es kann nicht sein, dass wir dafür keine Umwelt-Fördermittel erhalten, weil wir den Eigenanteil nicht stemmen dürfen.“ Beim Klima-Gutachten sprang die Sparkasse ein: Ohne ihre 8000 Euro könnten die 140 000 Euro vom Bund nicht fließen.