Oberhausen.
„So beginnt unser trautes Familienleben: ein schreiendes, krankes Kind - ich bin nicht mehr ich, habe Kopfdruck, Nierenschmerzen. Ich sehe Sterne, bin schwindelig.“ Mit diesen Worten beschreibt die Holtenerin Ursula Prött in ihrem ersten Buch den Beginn einer 47 Jahre währenden Krankheitsgeschichte, die sie mehrfach an den Rand dessen gebracht hat, was sie aushalten konnte.
Sheehan - als die mysteriöse Krankheit endlich einen Namen hat, sind ihre Organe bereits erheblich geschädigt. Doch endlich kann sie mit Hilfe einer geeigneten Therapie ein weitgehend normales Leben führen. Das, so sagt die 77-Jährige heute, sei das größte Geschenk gewesen, das sie bekommen hätte.
Fast ein halbes Menschenleben ohne Hoffnungsschimmer
Auf gut 80 Seiten beschreibt Ursula Prött unter dem Titel „Und plötzlich bin ich nicht mehr ich - auf der Suche nach einer von Ärzten vergessenen Krankheit“ eindrucksvoll eine Geschichte voller Leid, Schmerzen, Ängsten - und auch das Ausgeliefertsein, das sie angesichts etlicher inkompetenter oder achtloser Ärzte in all den Jahren empfunden hat: „Oft kam ich mir wie ein Simulant vor. Obwohl es mir wirklich schlecht ging, fanden die Ärzte nichts und schickten mich zum Psychiater.“
Ihr Resümee: „Erleben und Wiedergeben sind zweierlei. Nie kann ich meine Wut, Enttäuschung, Hoffnung, Verzweiflung so erzählen, wie ich sie wirklich erlebt habe. Und nie kann ich das, was ich als Anfälle, Dämon oder das Tier in mir bezeichne, so schrecklich wiedergeben, wie ich es empfunden und erlebt habe. Schlaflose, verzweifelte Nächte und Wochen und Jahre - fast ein halbes Menschenleben ohne Hoffnungsschimmer.“
Infarkt im Kopf
Emotional und einfühlsam schildert die Autorin, die hier ihr erstes Buch vorstellt, ihre persönlichen Erlebnisse: „Ich habe inzwischen festgestellt, dass es recht viele Frauen gibt, die nach einer Geburt ähnliche Symptome entwickeln und die nie eine Diagnose bekommen. Vielleicht kann ich mit meinem Buch helfen und Mut machen“, erklärt Ursula Prött ihr Ziel.
Die Wende in ihrer Krankheitsgeschichte kommt für sie mit ihrer jetzigen Hausärztin. Wie immer beginnt sie das erste Gespräch mit den Worten: „Seit der Geburt meines Sohnes. . .“ Dieses Mal bekommt die mysteriöse Krankheit endlich ihren Namen: Sheehan. Vor allem deswegen, weil eine Kollegin der Hausärztin die gleiche Erkrankung nach einer Geburt hat.
Hinter Sheehan verbirgt sich eine Art Infarkt im Kopf, in der Hypophyse, der in Schwangerschaft und bei der Geburt auftreten kann. Die Folgen: Organe werden nicht mehr ausreichend versorgt, es kommt zum Ausfall verschiedener Körperfunktionen. Bei der Autorin äußerte es sich in Schilddrüsenproblemen, Herzrhythmusstörungen, Schwäche und vielem mehr.
Ein Schicksal wie das ihre möchte Ursula Prött vielen Betroffenen ersparen.