Oberhausen. .

Die Grünen-Ratsfraktion lud zum Spazierung durch die City-West und die Geschichte dieses Stadtteils ein. Nach der Schließung der Zeche Condoria sollte dort auch das Altenberg dem Sanierungswillen der Stadt zum Opfer fallen. Erhalten blieb es nur, weil vorher das Geld ausging.

Oberhausen ohne Altenberg: Wäre alles nach Plan gelaufen, die Stadt hätte heute ein Kulturzentrum und ein Museum weniger. In den 70er Jahren pumpte die Landesregierung 35 Milliarden D-Mark in den Kohlenpott, damit er die Ära Bergbau hinter sich lässt. Am Bahnhof sollte das Zinkwalzwerk einem Wohnungsblock ähnlich der Häuser an der Bebelstraße weichen. Umgesetzt wurde der Plan nicht: „Vorher ist zum Glück das Geld ausgegangen“, sagt Volker Wilke von den Grünen heute.

Seine Ratsfraktion hat an diesem sonnigen Nachmittag zum Rundgang durch die City-West eingeladen. Vertreter einiger kultureller Einrichtungen sind gekommen - und der Bürger Klaus Keidel. „Ich wohne seit 60 Jahren in Oberhausen. Man kennt vieles, aber nicht alles. Deshalb bin ich heute hier.“

"Das war das Wohnen der Zukunft"

Keidel folgt dem Trupp um den Sozialwissenschaftler Wilke, der ein dickes, vergilbtes Buch unterm Arm hat: seine Diplomarbeit, die er 1988 den Diskussionen um den Umbau der City-West gewidmet hat. Woher das Interesse? „Dieser Teil Oberhausens zeigt exemplarisch das Auf und Ab von Stadtplanung im Zeichen des Strukturwandels.“

Der hat in diesem Stadtteil 1968 begonnen, als die Zeche Concordia geschlossen wurde und ein Riesenareal bebaut werden sollte. Das Bero-Zentrum eröffnete 1971, Schulen und Wohnhäuser entlang der Bebelstraße kamen dank Förderungen aus einem NRW-Programm hinzu. „Das war das Wohnen der Zukunft“, erinnert sich Christoph Kaiser vom Druckluft. Er war in den 70er Jahren mit seinen Eltern in die City-West gezogen.

Die Vergangenheit hingegen lebt in der Siedlung an der Gustavstraße, durch die die Gruppe um Volker Wilke nun spaziert. Zur Hochzeit der Zinkfabrik wohnten dort Arbeiter, später Rentner - dann Hausbesetzer. Denn als sich die Stadt 1980 überlegte, die Siedlung zu sanieren, war bereits das entsprechende Landesförderprogramm ausgelaufen. „Die Häuser sollten abgerissen werden“, so Wilke. Hausbesetzer kämpften für ihren Erhalt; erst nach langem städteplanerischen Gerangel wurden sie wieder flottgemacht. „Gute Entscheidung“, nickt Klaus Keidel.

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City-West I

Durch den Altenbergpark marschiert er mit seiner Gruppe zum ehemaligen Zinkwalzwerk. Verwaist wirkt das Gelände an diesem Nachmittag - kaum vorstellbar, dass dort vor 40 Jahren noch rund 130 Menschen arbeiteten. 1971 sollte die Zinkfabrik Büro- und Wohngebäuden Platz machen, das Werk zog deshalb in den 80er Jahren nach Essen. „Als der Umzug schon in vollem Gange war, entschied man sich, das Gesamtensemble doch zu behalten“, so Wilke. Denn nachdem die sogenannte City-West I rund um die Bebelstraße mit Landesmitteln aufpoliert worden war, fehlte für den zweiten Sanierungsabschnitt und damit das Bauvorhaben auf dem Werksgelände das Geld.

Was also tun mit den Gebäuden? Die Hallen machten sich zunächst junge Bürger zu eigen: An ihren Autos schraubten sie, auch Volker Wilke - bis 1985 das LVR-Industriemuseum einzog. Drei Jahre zuvor eröffnete gegenüber das Zentrum Altenberg.

Klaus Keidel passiert es auf dem Weg zum Bahnhof, begleitet von Wilkes Auführungen über die Internationale Bauausstellung. Ja, nickt er, er habe einiges Neues erfahren. „Beim nächsten Mal sollten mehr Bürger mitkommen.“