Weithin wird man sie an diesem Wochenende wieder hören können – Glocken, die gläubige Christen zu Festtagsmessen und -gottesdiensten einladen. Zu Ostern haben wir uns auf die Suche nach den ältesten Kirchenglocken der Stadt gemacht.

– und sind auf echte Raritäten gestoßen: Hoch oben im erst 1988 fertiggestellten Kirchturm der Propsteikirche St. Clemens thronen zwei der ältesten Glocken, die in unserem Bistum noch in ein Geläut eingebunden sind. Die ältesten in Oberhausen sind sie in jedem Fall: Die eine wurde anno 1495, die andere 1553 gegossen.

„Marienglocken“

Welchen Weg die beiden „Marienglocken“ vom Guss bis heute genommen haben, hat Heimatforscher Willi Mattler anhand historischer Quellen nachvollzogen. Unter Mitwirkung seiner Kollegin Monika Elm hat der „eingefleischte Clemensianer“ dazu das Manuskript „Das Geläut der Sterkrader St. Clemenskirche“ verfasst.

Die Kirche, die Mechthild von Holte seinerzeit den Nonnen übergeben hatte, war ab 1255 Klosterkirche der Zisterzienserinnen und seit 1281 zusätzlich Pfarrkirche. Als das Kloster im Zuge der Säkularisation 1809 aufgelöst wurde, konfiszierte der Fiskus die beiden der Muttergottes geweihten Glocken, die die Nonnen angeschafft hatten. Der Staat ordnete sie dem Kloster zu und nicht der Pfarrkirche, die nun drohte, ohne Glocken dazustehen: „Bei der Auflösung des Klosters wurden zwei Glocken zur Versteigerung angeboten, für 110 Reichstaler“, erzählt Mattler. Die habe ein Sterkrader Bürger namens Ortmann ersteigert und dann der Clemenskirche geschenkt: „Dadurch sind diese beiden alten Glocken der Pfarrgemeinde bis heute erhalten geblieben.“

Und anders als viele viele andere Glocken haben sie – aufgrund ihrer Rarität – auch beide Weltkriege überstanden: „Beide Glocken sind eine künstlerische Rarität und werden deshalb in den Kriegswirren nicht beschlagnahmt und umgeschmolzen. Im Pfarrarchiv ist nachzulesen, dass sie die Klassifizierung ,Gruppe D’ erhielten und damit geschützt waren“, so Mattler. Bei der ältesten Glocke von 1495 kenne man den Gießer nicht, die von 1553 stamme von Clas Potgieter aus Dortmund, einem Meister seiner Zunft.

In den Jahren 1868 bis 1872 entstand auf dem Grund der zuvor abgerissenen ersten Clemenskirche eine dreischiffige romanische Kirche – mit breiterem Glockenturm, was den Wunsch nach einem größeren harmonischen Geläut auslöste: Vier neue Glocken wurden bestellt und am Palmsonntag 1925 geweiht. Am Ostersonntag 1925 um 5 Uhr in der Frühe erklang das „Salve Regina“ genannte neue Geläut zum ersten Mal. Sehr lange sollte die Gemeinde sich allerdings nicht daran erfreuen können. Die vier neuen Glocken, die nur die Klassifizierung ,Gruppe A’ erhalten hatten, wurden 1940 durch die Nazis konfisziert und zerstört. Umgeschmolzen.

Bis 1974 hatte St. Clemens dann wieder nur die beiden Marienglocken. Dann kam die Joseph-Glocke hinzu, seit 1988 gibt es das jetzige, sechsglockige Geläut.