Oberhausen. Ist Kneipenkost wirklich immer ungesund? Wir haben mit Sabine Klein, Ernährungswissenschaftlerin der Verbraucherzentrale, in die Küche geschaut.
Auf dem Fernseher ist das Fußball-Spiel in seinen letzten Zügen: Am Tresen wenden sich die Gäste längst wieder ihrem Pils zu - die Begegnung hat offenbar Nerven gekostet, einige Glas Bier mussten dran glauben. Jetzt grummelt es in der Magengegend. Wenn schon keine Nervennahrung, dann muss jetzt eben was „Richtiges“ auf den Teller. Doch, was ist richtig, wenn man in der Kneipe speisen möchte - zugleich aber auf die Ernährung achtet. Kneipengerichte haben hier nicht unbedingt den besten Ruf: Deftig und fettig. Aber ist Kneipenkost wirklich immer ungesund? Wir haben mit Sabine Klein, Ernährungswissenschaftlerin der Verbraucherzentrale, in die Küche geschaut.
Kneipen-Klassiker 1: Schnitzel, Pommes, Salat. Das Schnitzel dampft, die Pommes sind fein säuberlich gestapelt. der Geruch frittierter Freuden steigt in die Nase. Zum Reinbeißen! Aus Sicht der Ernährungsexpertin: „Das Schnitzel ist eine Fettbombe!“ Das Problem ist nach Ansicht von Sabine Klein die Panade. „Die saugt sich mit Fett voll.“ Gleiches gilt für die Pommes, der Salat fällt meist mickrig aus. Daher: „Möglichst selten!“
Kneipen-Klassiker 2: Toast Hawaii. Schinken und Ananas stapeln sich auf dem Toastbrot und werden von der überbackenen Käseschicht behutsam zugedeckt. Genau hier liegt das Problem: „Der Käse enthält viel Fett!“ Allerdings gibt es bei nicht allen Zutaten Abzüge. Sabine Klein: „Der Schinken ist in der Regel sehr mager und daher eine gesunde Komponente.“ Das Problem ist beim Toastgericht eher die Größe. Die hat oftmals Vorspeisecharakter. Sabine Klein empfiehlt einen Salat als Alternative. Urteil für das Toast: „Mittelprächtig!“
Kneipen-Klassiker 3: die Frikadelle. In der Pfanne brutzeln die platt gedrückten Mettkugeln, bis sie ordentlich gebräunt vor ihren Verspeisern protzen können. Der Sprung in scharfen Senf gibt Würze. Ein schneller Snack, der sowohl kalt auch warm überzeugt. Bei den Ernährungswerten liegt die „Friko“ dagegen noch hinter dem Toast Hawaii. „Zu fettig!“ Zumindest klappt es mit der Sättigung besser - das sichert den Platz im unteren Mittelfeld. Tipp: Zwischenmahlzeit.
Kneipen-Klassiker 4: Grünkohl mit Mettwurst. „Grünkohl ist gesund und empfehlenswert“, sagt Sabine Klein. Bei der Mettwurst schnellen die Fettwerte aber zügig in die Höhe. „Ein weiterer Minuspunkt bei der Mettwurst ist der hohe Anteil von Cholesterin.“ Daher der Rat: „Auf die Mettwurst verzichten, dann ist Grünkohl ein sinnvolles Kneipengericht.“
Kneipen-Klassiker 5: Rollmops. Ein Stück Hering ist völlig von der Rolle, fein gedreht mit Gemüse verfeinert schwimmt er in Essiggläsern, um vom Gast verspeist zu werden. Hering - ein Fisch mit hohem Fettanteil. Aber: „Es handelt sich vor allem um Omega-3-Fette, die das Herz-Kreislaufsystem stärken können.“ Hering ist also ein gesunder Fisch, der nicht nur beim Katerfrühstück punkten kann. Der hohe Salzanteil ist allerdings auch ein Nachteil, denn der wirkt bei hohem Blutdruck nicht gerade förderlich.
Kneipen-Klassiker 6: Doch es gibt ihn - auch in der Eckkneipe! Der grüne Salat ist eine kalorienarme und vitaminreiche Mahlzeit. Doch vorsichtig: Im Dressing lauert die Falle. „Im klassischen Cocktail-Dressing gibt es einen hohen Fettanteil, weil dieses oft mit Mayonnaise gefertigt wird.“ Auch beim Joghurt-Dressing ist Skepsis erlaubt, da hier Sahne verarbeitet wird.“ Tipp: Nachfragen! Beste Variante sind Essig und Öl - aber auch davon nicht zu viel.
Fazit: Längst nicht alle Gerichte in den Kneipen sind aus Sicht der Ernährung und Gesundheit automatisch Kalorienbomben. Auf die Auswahl kommt es an. Zumal Ernährungsexpertin Sabine Klein betont: „Ein wichtiger Teil der Ernährung ist auch der Genuss.“ Daher sei es völlig in Ordnung, sich hin und wieder auch ein nicht so gesundes Gericht zu gönnen. Denn: „Auswärts zu essen ist normalerweise nicht der Regelfall. Empfehlenswert ist es, in den eigenen vier Wänden seine täglichen Essgewohnheiten im Blick zu haben.“