Oberhausen. .

Oberbürgermeister Klaus Wehling hatte den Antrittsbesuch von Bischof Franz-Josef Overbeck genutzt, um ihm eine Einrichtung der Stadt besonders ans Herz zu legen: das Kirchenzentrum in der Neuen Mitte. Dieses ökumenische Angebot inmitten eines riesigen Einkaufszentrums ist einzigartig in Europa. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten, in denen Kirche sich verstärkt auf ihre Traditionen besinnt, aber leider immer mehr Gläubige verliert, wächst die Zahl der Besucher des Kirchenzentrums beständig.

Das allerdings bewahrte das Haus mit seinem Gestaltungsprinzip, „dort hinzugehen, wo auch die Menschen sind“, wie Pater Stefan Tertuente betonte, nicht vor den Auswirkungen der Wirtschaftskrise. Und überhaupt bedeute der Zulauf an Menschen nicht ein entsprechendes wirtschaftliches Wachstum, wie Pastor Stefan Züchner erklärte, der sich gemeinsam mit Tertuente um das Kirchenzentrum kümmert. Deshalb gründete sich jetzt ein Freundeskreis unter dem Vorsitz von Johannes Grütjen und Altbürgermeisterin Gretel Kühr. Das war auch der Anlass für den Besuch des OB.

Viel mehr als ein nettes Café

Der Freundeskreis hat sich das Ziel gesetzt, die Arbeit mit Kindern- und Familien im Kirchenzentrum zu unterstützen, kulturelle Veranstaltungen zu fördern - genauso wie die soziale Arbeit mit Jugendlichen, die dort ihre Sozialstunden ableisten oder mit Langzeitarbeitslosen. Denn das Kirchenzentrum - auf den ersten Blick ein nettes Café mit wunderbaren selbst gebackenen Torten - ist hinter den Kulissen sehr viel mehr. Es ist die Anlaufstelle für rund 20.000 Menschen im Revier, die mit Kirche sonst eigentlich nichts mehr zu tun haben. Täglich werden dort rund 400 Gäste bewirtet, jährlich 1500 Seelsorgegespräche geführt. Die Gottesdienstbesucher, oft über 100, kann der Raum der Stille gar nicht mehr fassen. Es gibt fünf feste Arbeitsplätze und 30 Ehrenamtliche.

120 Kircheneintritte

Im Kirchenzentrum finden auch immer wieder Menschen den Weg zur Kirche. So hat Pastor Stefan Züchner in den vergangenen Jahren rund 100 Menschen in die Kirche aufgenommen. Sein katholischer Kollege Stefan Tertuente spricht von 20 Kircheneintritten pro Jahr. „Im vergangenen Jahr waren es weniger, jetzt ist die Tendenz wieder steigend“, sagt er. Dem Zuspruch würde man nun gerne mit erweiterten Räumlichkeiten Rechnung tragen. Ein Arbeitsgruppenraum wäre wichtig, damit Teile des Cafés für Gruppen, von denen sich 2010 immerhin 100 angemeldet hatten, nicht mehr abgetrennt werden müssten. Auch der Raum der Stille müsste vergrößert werden. Für einen Ausbau benötigte die ökumenische Einrichtung, die sich ansonsten nicht aus Kirchensteuermitteln finanziert, aber die finanzielle Unterstützung beider Kirchen.