Oberhausen. . So macht Lernen Spaß: Seit einem Jahr kooperiert die Oberhausener Grundschule mit der Fakultät für Geisteswissenschaften am Essener Hochschulstandort, nun haben die Akademiker den Nachwuchs aus unserer Stadt erstmals zu einer Vorlesung eingeladen.

„Boah, alter Schwede!“ Im Glaspavillon der Universität Duisburg-Essen machen die Viertklässler der Bismarckschule große Augen: Mit schweren Schritten schleppt sich ein Mann zwischen ihren Stuhlreihen nach vorne, auf dem Kopf ein metallener Helm, am Leib ein raschelndes Kettenhemd. Aus Schweden kommt er allerdings nicht: „Ich bin Bernhard Rotross“, ein Ritter aus dem Mittelalter.

So macht das Lernen Spaß: Seit einem Jahr kooperiert die Oberhausener Grundschule mit der Fakultät für Geisteswissenschaften am Essener Hochschulstandort, nun haben die Akademiker den Nachwuchs aus unserer Stadt erstmals zu einer Vorlesung eingeladen. Mit Schauspiel, Film und Musik – alles zum Thema Mittelalter. Denn diese Epoche behandeln die Viertklässler gerade im Sachkundeunterricht. „Und warum nennt man sie Mittelalter?“, will Daniel aus der 4b denn auch gleich wissen. Professorin Nine Miedema erklärt: „Das ist die Zeit zwischen dem Altertum und der Neuzeit.“

„Frauen sind in der Burg geblieben“

Miedema gehört zum Projektteam „Mittelneu“, das an NRW-Schulen Mittelhochdeutsch, die Sprache der Ritter, unterrichtet und die Wurzel unseres heutigen Wortschatzes vermitteln will. „In der Regel arbeiten wir allerdings mit Kindern der siebten Klasse, eine Grundschule, das ist für uns neu“, so Miedema.

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Gut gemacht, findet Lea. Die Neunjährige macht sich während der Vorlesung fleißig Notizen, das Mittelalter findet sie nämlich richtig spannend. „Ich wäre auch gerne ein Ritter“, sagt die Viertklässlerin. Björn Bulizek alias Bernhard Rotross muss sie allerdings enttäuschen: „Frauen sind in der Regel in der Burg geblieben.“

Viele Fragen haben die Grundschüler im Anschluss an sein Schauspiel: Hatten Burgfrauen Haustiere? Wieso sind die Ritterfestungen eigentlich viereckig? Und was haben Ritter gegessen? „Sicher keine Pommes“, meint Ann Kathrin. Das stimmt: Kartoffeln gab es erst ab dem 17. Jahrhundert in Deutschland, da hatten die Ritter schon lange ihre Rüstungen abgelegt. „Warum das?“, will Vivien wissen. Wäre das nicht toll, so ein stolzer Ritter auf weißem Ross, der einen aus der langweiligen Mathestunde rettet? Bulizek muss sie enttäuschen: „Ritterrüstungen halten den Schusswaffen nicht Stand. Als die erfunden wurden und sich Städte entwickelten, hörten Ritter auf, Ritter zu sein.“

"Später studiere ich hier“

Gelungen findet auch Helmut Wülfing, Leiter der Bismarckschule, den Vortrag, in der mal Professorin, mal Ritter und mal Burgfräulein zu Wort kommen, Originalbilder aus dem Mittelalter oder Ausschnitte aus Hollywood-Filmen gezeigt werden. „Hoffentlich bleibt es nicht die letzte Vorlesung.“

Sicher nicht für die neujährige Lea. Sie packt gerade ihr vollgeschriebenes Schulheft zurück in ihren Rucksack und kramt nach der Butterbrotsdose. „Später komm ich wieder, dann studiere ich hier.“ Mittelhochdeutsch? „Nein, ich will doch zur Kripo.“