Oberhausen. . Der Oberhausener Künstler Andreas Wencel lebt im Herrenhaus der Burg Vondern. Seine Wohnung hat er zeitgemäß mit Ritterrüstung und Eberkopf eingerichtet - und zum Ritter wurde der 39-Jährige auch schon geschlagen.
Das goldene Klingelschild am hinteren Eingang des Herrenhaus der Burg Vondern fällt direkt ins Auge. „Andreas Wencel zu Vondern“ ist darauf zu lesen. Der Mann, der dieses Schild an seiner Eingangstür angebracht hat, hat natürlich sofort eine Erklärung für das die doch eher ungewöhnliche Beschriftung parat.
„Wäre ich hier geboren, hätte ich natürlich Andreas Wencel von Vondern darauf geschrieben“, ulkt er. Ist er aber nicht. „Ich bin leider nur hier zugezogen.“ Daher also das etwas adelnde „zu Vondern“ am Ende seines nicht ganz so ernst gemeinten Klingelschildes.
Ein standesgemäßer Wohnort
Wobei – ein wenig geadelt ist der 39-jährige Oberhausener schon. Und das nicht nur, weil er seit Sommer vergangenen Jahres in einer 53 Quadratmeter großen Wohnung im Herrenhaus der Burg Vondern residiert. Mittelalter-Fan Wencel hat sich 2008 nämlich vom „Ordre Equestre Du Saint Sauveur de Mont Real“ zum Ritter schlagen lassen. So ist sein derzeitiger Wohnort eigentlich nur standesgemäß.
Der Zufall wollte es wohl, dass Wencel Mieter dieses ungewöhnliches Ortes wurde. Vor einigen Jahren lernte er bei einem Spaziergang in Vondern den damaligen Hausmeister der Burg Vondern kennen. Man kam ins Gespräch über das Mittelalter und die Historie der Burg. Und über den dazugehörigen Förderverein, in dem der 39-jährige seitdem aktiv ist.
Irgendwann wechselte dann der Hausmeister, der bis dahin in der 53-Quadratmetern wohnte, den Job. Und der neue wollte mit seiner vierköpfigen Familie dort nicht einziehen. „Glück für mich also“, so Wencel. Denn als Junggeselle seien die wenigen Quadratmeter vollkommen ausreichend. Kein Wunder. Die hohen Wände des Herrenhauses machen es zum Beispiel möglich, dass sich Wencels Schlafzimmer auf einer Empore im eigentlichen Wohnzimmer befindet. Küche und Bad sind dann separat.
Stilechte Ritter-Dekoration
Stilecht hat er seine vier Wände eingerichtet. Eine Ritterrüstung ist als Dekoration hier ebenso zu finden, wie verschiedene Schwerter, alte Truhen und auch ein ausgestopfter Wildschweinkopf. Auch ein Hingucker: Der Kronleuchter, der von der Decke baumelt. „Der war bereits vorhanden, als ich hier eingezogen bin.“ Gern ist Wencel seither der Herr im Herrenhaus.
Nachbarn – zumindest in unmittelbarer Nähe – gibt es keine. Das hat Vor-, aber natürlich auch Nachteile. „So kann ich zum Beispiel meine Musik so laut aufdrehen, wie ich will.“ Allerdings nicht immer. Denn direkt neben der Eingangstür zu Wencels Wohnung befindet sich das Trauzimmer. „Zum Glück weiß ich oftmals darüber Bescheid, wann hier eine Trauung stattfindet. Und so kann man dann mal die laute Musik, als auch die Waschmaschine an diesem Tag einfach mal aus lassen.“
Was er zudem zu schätzen weiß: „das wunderschöne Parkidyll um mich herum.“ Doch selbst das hat wiederum seine Tücken. So hat es etwa lange gedauert, bis zum Beispiel Wencels Post wie bei anderen auch pünktlich im Briefkasten gelandet ist. Und auch die schneebedeckte, meterlange Einfahrt in den Hof macht im Winter kein Schneepflug frei – da ist dann eben Muskelkraft gefragt.
Der Grüne Ritter im Hof
Doch trotz allem. Wencel lebt gern auf der Burg. Schon allein, weil im Hof der Anlage seit 2007 auch ein Kunstwerk von ihm installiert ist. Und zwar der Grüne Ritter. Wenn Wencel Zeit hat, erzählt er Passanten gern ein paar Geschichten dazu. Denn auch wenn es einen hauptamtlichen Hausmeister für die Burg gibt, auch Andreas Wencel sieht gern mal ehrenamtlich nach dem Rechten. Über die Zeit ist dem Mittelalterfan das alte Gemäuer nämlich ziemlich ans Herz gewachsen.
Nur eines fehle noch, um das Idyll zu genießen: „das passende Burgfräulein“, so Wencel.