Oberhausen. .
Vergangene Woche hatte der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA) erklärt, die Kriminalität an Geldautomaten sei sprunghaft angestiegen. Diesen Trend können auch Oberhausener Ermittler des Kriminalkommissariates „Organisierte Kriminalität“ bestätigen.
So entstand 2010 durch Bankkartendaten und Geheimnummern, die von Betrügern ausgespäht wurden, ein Schaden von 140.000 Euro. Kreditinstitute von Oberhausen-Mitte bis Schmachtendorf gerieten in den Fokus der international agierenden Tätergruppen.
Die Ermittler sprechen von 20 Fällen 2010 Jahr. Neun Mal bereiteten sich die Betrüger auf spätere Einsätze vor, indem sie die Blenden von Karteneingangsschächten abmontierten. „Diese Teile werden mit einem Lesekopf für die Magnetstreifen der Karten versehen und woanders eingebaut oder als Muster für Nachbauten genutzt“, erklärt eine Ermittlerin der Polizei.
Manipulierte Blenden an Geldautomaten
In den übrigen elf Fällen gelang es den Betrügern, entweder Daten auszuspähen und Geld abzuheben oder sie versuchten es zumindest, wurden aber von aufmerksamen Bankmitarbeitern oder Kunden gestoppt.
Die Betrüger lesen mit den manipulierten Blenden die Kartendaten aus und filmen gleichzeitig die Pineingabe. „Die Kameras werden mittlerweile schon an dem neuen Sichtschutz über der Tastatur eingebaut“, sagt die Ermittlerin. Manchmal sitzen die Kameras auch in Rauchmeldern. Mehr als drei bis vier Minuten brauchen die Täter nicht, um die Technik einzubauen.
„Die Betrüger gehen arbeitsteilig vor“, erklären die Ermittler. Es gibt Teams, die die Technik einbauen und die Daten ins Ausland versenden. Dort werden Kartendoubletten erstellt. Das Geld wird dann irgendwo in der großen weiten Welt abgehoben.
Wenig Erfolg für Täter in Oberhausen
In diesem Jahr waren die Täter in Oberhausen zum Glück bislang nicht sehr erfolgreich. In einem Fall bereiteten sie einen Betrug an einem Bankautomaten vor, in einem anderen manipulierten sie einen Fahrscheinautomaten der Bundesbahn mit Erfolg. „Das war der erste Fall dieser Art in der Stadt“, sagen die Kripobeamten über den Bahn-Automaten.
Woran es liegt, dass 2011 bislang nicht viel passierte? Zum einen haben die Banken ihre Technik verbessert. Die Bankangestellten selbst kontrollieren die Automaten viel intensiver. „Wir waren aber auch sehr erfolgreich bei Festnahmen von Tätern“, verdeutlichen die Kripobeamten. 2009 gingen ihnen vier Bulgaren ins Netz, 2010 drei Rumänen. „Alle sind verurteilt, sie haben Haftstrafen zwischen zweieinhalb und fünfeinhalb Jahren bekommen.“
Die Arbeit des Kommissariates „Organisierte Kriminalität“ auf diesem Gebiet ist sehr zeit- und personalintensiv. Automaten, bei denen eine Manipulation aufgefallen ist, müssen rund um die Uhr bewacht werden, in der Hoffnung, dass die Täter sich dort wieder blicken lassen. „Wichtig ist auch, im Vorfeld von Verhaftungen schon Zusammenhänge zu anderen Taten zu erkennen“, sagen die Ermittler. So könnten sie den Betrügern direkt mehrere Delikte nachweisen. Denn die Täter sind immer sehr mobil. Sie manipulieren Automaten nicht nur im Revier, sondern auch in Düsseldorf, Köln, den angrenzenden Bundesländern und in den benachbarten europäischen Ländern.