Oberhausen. .
Die Oberhausener Polizei ist international im Geschäft. Könnte man so sagen. Wenn es um organisierte Kriminalität geht, agieren die Mitarbeiter des Kriminalkommissariates 13 weltweit.
Drogen- oder Menschenhandel, Kraftfahrzeugverschiebungen oder Skimming, die Polizei ist den Tätern auf der Spur. Ganz gleich von welchem Teil der Erde aus sie agieren.
Im Sommer des vergangenen Jahres führten Spuren von Schmachtendorf bis nach Bulgarien. International arbeitende Täter hatten auch im kleinen Schmachtendorf einen Bankautomaten so manipuliert, dass sie die Daten von Bank- und Kreditkarten ausspähen und Konten von Kunden „plündern“ konnten. Skimming nennt sich diese Form des Betruges. „Wir haben festgestellt, dass die Täter auch in anderen Städten aktiv sind“, sagt Herbert Bolten, Leiter des KK 13. Als eine Polizeibeamtin bei Kontrollen wiederum an dem Bankautomaten in Schmachtendorf Manipulationen entdeckte, wurde der Bereich observiert. Im Dezember kam es zu Festnahmen, durch die weitere Täter ermittelt werden konnten. „Vier Bulgaren waren das“, sagt Bolten. Aber die sind natürlich nur ein Teil der kompletten kriminellen Organisation. Die Täter bauten hier die Technik ein und transferierten die Daten ins Ausland. Nach Bulgarien, Kanada, Spanien oder Griechenland beispielsweise. Dort werden dann Kartendubletten erstellt. Bolten: „In kurzer Zeit, bis eine Karte gesperrt wird, entsteht so ein relativ hoher Schaden.“ Pro Skimming-Fall, pro manipuliertem Automaten also, sind das 40 000 bis 200 000 Euro.
„Es ist eine einfache, gefahrlose Art, an viel Geld zu kommen“, sagt Bolten über das Skimming. Die Täter halten sich vielleicht zwei bis vier Wochen in Deutschland auf und sind dann wieder weg. Die vier Personen, die hier festgenommen wurden, sind nur ein kleiner Teil einer riesigen Organisation in Bulgarien, weiß Bolten. In der organisierten Kriminalität gibt es verschiedene Ebenen, und Ziel der Ermittler ist es, sich da durchzuarbeiten, an eine höhere Ebene der Verbrecher heranzukommen.
Insbesondere beim Skimming vergeht kein Monat ohne einen Fall. Die überwiegend rumänischen oder bulgarischen Tätergruppen sind absolute Spezialisten und gut ausgerüstet, sagt Bolten.
Vor einigen Jahren kam die Polizei einer internationalen Rauschgiftbande, einer mazedonischen Organisation, auf die Schliche. Die Täter bauten professionell Heroin in Gebrauchtwagen ein. Sie verschweißten den Stoff so, dass selbst die guten Nasen von Rauschgifthunden nichts mehr ausrichten konnten. In Deutschland wurden Kuriere angeworben, die die Autos nach Mazedonien brachten. Dort wurde das Heroin dann reingepackt. Dann fuhren Kuriere die Wagen in westeuropäische Länder. Bolten: „Fast eine halbe Tonne Heroin wurde so verbaut.“
Ein Regionalfürst dieses Rauschgiftrings war ein Hausmeister in Styrum. Wobei: Die Frage, wie um Himmels Willen ein Styrumer Hausmeister Rauschgiftfürst wird, ist genau falsch herum gestellt. „Der Regionalfürst war nur zur Tarnung Hausmeister“, sagt Bolten. Der Hausmeister, der von Oberhausen Kurierfahrten gesteuert und Fahrer angeworben hatte, wurde zum Kronzeugen, erhielt Zeugenschutz. Und wurde nur zu siebeneinhalb Jahren verurteilt, weil er bereit war auszusagen. Andere Täter erhielten bis zu zwölf Jahren Haft.
„In diesem Fall“, sagt Bolten, „konnte das gesamte Netzwerk offengelegt werden“. Selbst die oberste Führungsebene in Mazedonien wurde zum größten Teil identifiziert. Frustrierend ist für die Oberhausener Beamten nur, dass die Täter dort dennoch alle frei herum laufen.