Oberhausen. . Oberhausen beherbergt eines der ungewöhnlichsten Möbelhäuser im Ruhrgebiet: Ausstellungsräume sind die Zimmer des früheren Mädchen-Wohnheims „Gertrud -Zillich-Haus“ an der oberen Markstraße. Verantwortlich ist die Traditionsfamilie Hülskemper.

Oberhausen beherbergt eines der ungewöhnlichsten Möbelhäuser im Ruhrgebiet: Es präsentiert seine Schränke, Tische, Betten, Sofas, Gardinen und Stühle im modern-klassischen Stil in einzelnen Zimmern des früheren Mädchen-Wohnheims „Gertrud -Zillich-Haus“ an der oberen Markstraße 193 - 195. Jeder Raum, in seiner Größe den Zimmern einer Mietwohnung nahe und deshalb für einen realistischen Eindruck gut, ist mit besonderem Pfiff gestaltet - hier werden auf fünf Etagen nicht nur Möbelstücke gezeigt, sondern es wird eine dichte Atmosphäre aus Licht, Kunstwerken, Wand- und Bodengestaltung erzeugt.

Während andere Möbelhäuser ihr Heil in gigantischen mehrere tausend Quadratmeter umfassenden Verkaufshallen mit kaum überschaubaren Sofa- und Esstisch-Zonen suchen, konzentrieren sich die Inhaber dieses Einrichtungshauses auf die Kreation eines besonderen feinen Stils mit bewährten Qualitätsmöbeln aus Deutschland und Übersee - auf nur 800 Quadratmetern. Verantwortlich dafür ist die Oberhausener Traditionsfamilie Hülskemper, die nun schon in dritter Generation Möbel verkauft - und der Innenstadt die Treue hält.

Auch 77 Jahre nach Gründung noch ein Familienunternehmen

Mit Erfolg: Direkt neben dem 1996 vom berühmten Bildhauer Otto Wesendonck geschaffenen Phoenix-Brunnen an der oberen Marktstraße liegt ihr Einrichtungshaus. Bei all den Problemen der City mit der Ausbreitung von Null-Acht-Fünfzehn-Läden wirkt das Geschäft wie eine Insel für Leute mit exquisiten Geschmack. „Unsere Kunden kommen sogar bis aus Köln zu uns - sie schätzen nicht nur unsere Beratung, sondern auch die schnelle Erreichbarkeit der Marktstraße über die Autobahnen und die B223“, sagt Stephan Hülskemper, der als Diplom-Kaufmann vor zwei Jahren die Führung des Familienunternehmens übernommen hat. Geparkt werden kann direkt vor dem Geschäft oder im Hof.

Die Hülskempers lassen sich gerne im Stil früherer Industriellen-Familien des Ruhrgebiets porträtieren - schließlich ist der Möbelhändler noch heute, 77 Jahre nach Gründung der Firma durch Großvater und Raumausstattermeister Klemens Hülskemper in Osterfeld ein echtes Familienunternehmen. Vater Winfried Hülskemper, der als Innenarchitekt maßgeblich das frühere Polsterei- und Dekogeschäft zum anspruchsvollen Möbelgeschäft formte, berät auch noch heute als 71-Jähriger seine Stammkunden im Laden - zusammen mit seiner Frau Barbara. Ihre beiden Töchter Andrea Schranz-Hülskemper und Anja Schröer-Hülskemper gestalten als Innenarchitektinnen die Räume nach ihren Ideen. Ihr Bruder Stephan führt moderne Marketingideen ein: Der garantierte Niedrigpreis für die nächsten vier Wochen, der Newsletter, die Stilberatung durch die Innenarchitekten in der eigenen Wohnung vor Ort gegen eine 100-Euro-Pauschale, die bei Käufen verrechnet wird.

Mehr Parkplätze nötig

„Die Kunden sind in all den Jahren deutlich anspruchsvoller geworden, wollen die Möbel sehen und anfassen, bevor sie kaufen“, hat Hüls-kemper senior beobachtet. Sein Sohn Stephan bemerkt eine Abkehr von der Geiz-ist-Geil-Mentalität des letzten Jahrzehnts. „Man legt wieder Wert auf Service und Qualität. Die Möbel dürfen mehr kosten, wenn sie besonders gear-beitet sind und lange halten.“ Die Hülskemper wissen allerdings, dass selbst design-orientierte Singles nicht so ohne weiteres 2500 Euro für einen japanischen Couchtisch ausgeben können - und haben deshalb auch kostengünstigere Möbel im Angebot.

Von der Stadt wünschen sich die Hülskempers zur Belebung der oberen Marktstraße vor allem eins: „Öffnet diesen Abschnitt bis zum Café Bauer wieder für Autos, damit hier wieder mehr Leben sichtbar wird.“ Eine größere Zahl an kostenlosen Parkplätzen wäre auch gern gesehen. Nicht schlecht finden die Hülskempers die Vision, aus der oberen Marktstraße eine Einrichtungs-Meile mit unterschiedlichen Anbietern der Wohnbranche zu machen. Matratzen-Verkäufer, Lichteinrichter und das Dänische Bettenlager sind ja schon da.