Oberhausen. . Die Brüder Gerd und Werner Lepges verkaufen in ihrem Geschäft nicht nur Hüte und Schirme, sondern auch Karnevalsartikel und Spazierstöcke. Kopfbedeckungen verkaufen hat in der Familie Tradition: Schon 1854 verkaufte der Urgroßvater der Brüder Kappen.
Sie sind schützendes Element und zugleich modisches Accessoire: Hut und Schirm. Als Zwillings-Sortiment prägen sie das Bild eines Geschäfts, das mittlerweile in unserer Stadt vergeblich seinesgleichen sucht, auf der Marktstraße 65 in der Alten Mitte.
Karnevalsartikel und Spazierstöcke gibt’s dort als „Randbereiche“, wie Gerd Lepges betont, der den Laden „Bircks Hüte und Schirme“ zusammen mit seinem Bruder Werner führt. Wer Schirme verkaufe, müsse auch Gehstöcke führen, und Kostüme passten nicht nur in die närrische Zeit, weil es schließlich immer moderner werde, zu Mottopartys einzuladen. Sträfling, Mönch, Clown und Hexe treten auch schon mal im Sommer auf und finden selbst dann bei den Brüdern Lepges die rote Nase, Augenklappe oder Kutte. „Natürlich nicht oben im Verkaufsbereich, sondern unten im Lager“, sagt Gerd Lepges. „Auch Perücken sind das ganze Jahr gefragt.“ Unten im 90 Quadratmeter großen Souterrain ist auch die Werkstatt, wo Schirm oder Knirps repariert werden.
Hüte seit 1854
Die Geschichte des Ladens beginnt 1854, als Friedrich-Wilhelm Mylius, der Urgroßvater der Brüder Lepges, in Krefeld ein Geschäft eröffnete: „Mylius-Bircks“. „Er war Kappenmacher, nicht zu verwechseln mit dem Hutmacher“, so Gerd Lepges. Jedenfalls verkaufte er Kopfbedeckungen zu einer Zeit, als sie noch Auskunft gaben über ihre Träger. Nie hätte es ein Arbeiter gewagt, den gleichen Hut zu tragen wie der Herr Chef. „Sich mit fremden Federn zu schmücken, galt als Hochstapelei“, so Lepges.
Urgroßvater Mylius hatte vier Kinder und eine seiner Töchter heiratete Johannes Lepges, den Großvater von Gerd und Werner. „Die wollten einen Laden in Wesel eröffnen, doch sind sie über Oberhausen nicht hinausgekommen“, erinnert sich der Enkel. Am Altmarkt siedelten sie sich an und verkauften - Sie ahnten es schon - Hüte, Schirme, Mützen. 1911 erblickte Eugen Lepges, Vater von Gerd und Werner, das Licht der Welt. Später trat er in die Fußstapfen seiner Eltern. „Und so wuchsen wir praktisch im Laden auf.“
Gerd und Werner spielten als Kinder umgeben von Hüten, Schirmen, Mützen. Während Werner der Familientradition untreu wurde und das Kürschnerhandwerk erlernte, ist Gerd, nachdem er erfolgreich Recht studiert hatte, wieder zu den Hüten, Schirmen, Mützen zurückgekehrt. „Nebenbei hatte ich die Prüfung bei Industrie- und Handelskammer abgelegt“, erklärt Gerd Lepges, dass ihn das Kaufmännische durchaus interessierte. Dass er seit 20 Jahren aber doch zusammen mit seinem Bruder den Laden führt, liege daran, dass sich Pelze nicht mehr gut verkaufen lassen. „Und es wird wohl auch noch weitere 20 Jahre dauern, bis sich das wieder ändert“, ist Werner Lepges überzeugt.
Hüte werden immer seltener
Und wer verkaut dann Hüte, Mützen, Schirme an die Oberhausener? „Nach uns wohl keiner mehr“, sagt Werner Lepges. „Es ist zu pflegeintensiv, damit will sich keiner mehr beschäftigen.“ - „Der Typus Fachgeschäft ist schon seit Jahrzehnten bedroht“, sagt sein Bruder. „In den 50er Jahren waren wir hier in Alt-Oberhausen noch zu fünft.“ Dass Hüte seltener getragen werden als Mützen und Kappen erklärt der Experte mit Augenzwinkern: „Weil sie im Auto stören.“ Auch er trägt eigentlich lieber Mütze, „weil sie besser zur Kleidung passt“. Und doch gibt es sie noch, die Hut-Stammkunden, die kommen, weil sie die persönliche Beratung schätzen. Den Hut, meint Gerd Lepges, wechsele man „aus modischen Gründen fast jedes Jahr“. Ob aus Leder, Filz, Stoff oder Stroh, auf Lager haben sie ihn in den gängigen Größen. Gerd Lepges: „Extrem klein ist 48, sehr groß 72.“ Zu den Kosten sagt er: „Den Stoffhut bekommen Sie bereits für einen Zehner, 75 bis 100 Euro kostet ein guter Hut aus Haarfilz.“ Der mache dann auch einen Regenschauer mit.
Damit die Frisur in Form bleibt, trägt Frau sie noch, die gute alte Bademütze. Bei „Bircks - Hüte und Schirme“ findet sie sicher eine - als schützendes Element und modisches Accessoire.