Spektrum der 57. Internationalen Kurzfilmtage in Oberhausen ist einzigartig
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Oberhausen. Noch bevor die Preisträger der 57. internationalen Kurzfilmtage in Oberhausen feststanden, bat Gudrun Mattern Festivalleiter Lars Henrik Gass um ein spontanes Interview zur Einschätzung.
Die 57. Internationalen Kurzfilmtage gehören zu den wärmsten in der Festivalgeschichte mit traumhaften Temperaturen von der Eröffnung bis zur Preisverleihung. Noch bevor die Preisträger feststanden bat Gudrun Mattern Festivalleiter Lars Henrik Gass um eine spontane Einschätzung.
Wie lief’s?
Lars Henrik Gass: Ich habe den Eindruck, dass wir trotz hochsommerlicher Temperaturen recht ordentlichen Zuspruch haben. Bis jetzt sind die Zuschauerzahlen etwa so wie im Vorjahr.
Gibt’s Reaktionen auf das Kino der Tiere?
Gass: Was ich höre, ist nicht repräsentativ. Ich bin sicher, dass wir da mit Gewinn rausgehen, schon allein, weil man so etwas sonst nicht sehen kann.
Ist das Festival weniger politisch als früher?
Gass: Das glaube ich nicht. Die Frage ist, was politisch ist. Wir zeigen zum Beispiel ein anderes Bild von Vietnam als die offizielle staatliche Version. Es kommt immer darauf an, was Sie gesehen haben. Ich kann Ihnen zig Filme nennen, die ich politisch finde. Allerdings: Wir sind kein Ersatz für die Nachrichten.
Ist Vielfalt ein Markenzeichen des Festivals?
Gass: Wir sind eine große Veranstaltung, decken ein breites Spektrum von Interessen ab. Vom NRW-Wettbewerb bis hin zu William E. Jones. Man muss das aushalten, kann nicht mit jedem Segment alle Interessen abdecken. Wichtig ist, dass sich die Leute interessieren lassen.
Sind die Kurzfilmtage Oberhausen wirklich das Film-Festival mit dem breitesten Spektrum?
Gass: Ja, das ist so, extremste Gegensätze in einer Veranstaltung. Wir sind am wenigsten festgelegt auf eine bestimmte Art von Filmen. Aber das ist nichts, was wir erfunden haben. Schauen Sie sich doch mal das Programm von 1954 an, da finden Sie wissenschaftliche und künstlerische Filme und Dokumentarisches in friedlicher Koexistenz. Wir versuchen diese Lebendigkeit fortzusetzen.
57. Kurzfilmtage
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War die Jury vor eine schwierige Aufgabe stellt?
Gass: Das finde ich nicht. Wir müssen uns verabschieden von diesem Schieben in Schubladen, um etwas beurteilen zu können. Wie tief geht ein Film? Was ist die ästhetische Dimension und wie neu ist, was eine Arbeit versucht? Worum geht’s? Solche Fragen interessieren uns. Es ist eine Herausforderung, aber der stellen wir uns.
Sie sagten, einige Filme seien auf abenteuerliche Weise nach Oberhausen gekommen. Hatten auch Filmemacher Probleme?
Gass: Es ist schon vorgekommen, dass jemand keine Einreisegenehmigung bekommen hat, das hat es gegeben, aber dieses Mal meines Wissens nicht. Ich sichte in bestimmten Ländern Filme und halte es für ratsam, sie auf Wegen nach Deutschland zu bringen, die ausschließen, dass sie dort noch einmal durch die Zensur laufen. So kann hier auch gezeigt werden, was im Herkunftsland als problematisch gesehen wird.
Das Festival erfindet sich jedes Jahr neu. Sollen sich mehr Oberhausener angesprochen fühlen?
Gass: Meine Vorstellung ist, alle, die Interesse haben, mit ins Boot zu holen, wie Skribble Gebibble. Wir haben ein Format entwickelt, das die jungen Leute einbezieht.
Warum musste man sich zur Kaisergarten-Führung anmelden und warum war sie so kurz?
Gass: Kurator Cord Riechelmann hat zwei Programme am Tag vor- und nachzubereiten. Da bleibt wenig Zeit. Cord wollte die Anmeldung, um zu wissen, wie viele Leute kommen.
Kurzfilmtage
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Ist etwas passiert, was Sie nicht erwartet hätten?
Gass: Von organisatorischer Seite hat man Interesse daran, Überraschungen auszuschließen.
Warum kamen die Schüler, die das Kinderprogramm moderierten, aus Köln und nicht aus Oberhausen?
Gass: Finden Sie mal hier eine Schule mit so engagierten Schülern.
Auch Intendant Peter Carp beklagt, dass die wenigsten Schüler, die Iphigenie bisher sahen, aus Oberhausen sind.
Gass: Da sehen Sie’s doch, und das ist Abi-Stoff. Nach all den Jahren habe ich mal das Bedürfnis es zu sagen: Wir finden keine Klasse einer weiterführenden Schule, die kommt. Klar, ich arbeite mit Leuten, die Interesse haben und ich könnte sagen, es ist mir egal, ob die aus Köln, Dortmund oder Oberhausen kommen.
Woran liegt’s?
Gass: Entweder es sind die Strukturen, die es nicht ermöglichen oder es liegt an den Lehrern. Es wird so bleiben: Das Kinder- und Jugendprogramm ist zu 90 Prozent für Oberhausener Schüler. Aber der Aufwand, sie ins Kino zu bekommen, war nie zuvor so groß. Dabei haben wir das Festival extra wegen der späten Osterferien verlegt und das ist auch ein Grund dafür, dass wir vielleicht die Zahlen vom Vorjahr nicht ganz erreichen. Die Fachleute waren auf den früheren Termin eingestellt.
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