Oberhausen. Die Kurzfilmtage in Oberhausen haben am späten Samstagabend die ersten Auszeichnungen in der Lichtburg vergeben. Den Preis für das beste Musikvideo gewann “One Minute Soundsculpture“ von Regisseur Daniel Frank. Das Publikum war begeistert.
Die Kurzfilmtage haben ihre ersten Auszeichnungen vergeben. Am späten Samstagabend ist die Lichtburg beim MuVi-Preis bis auf den letzten Platz gefüllt. So kurz mussten die Filmemacher wohl noch nie warten, bis die Jury die Gewinner verkünden konnte.
Das ist freilich keine Aussage über die Qualität der Werke, nur ein Indikator für die Länge der Beiträge. Die Macher der Musikvideos fassen sich 2011 kurz. Der Siegerclip „One Minute Soundsculpture“ von Regisseur Daniel Frank dauert gerade einmal: eine Minute.
Freiräume für künstlerische Experimente
Der Preis für das beste Musikvideo ist auch in der 13. Auflage für die Kurzfilmtage ein Glücksfall. Es sind Produktionen fernab der großen Industrie, die ihre Klänge in Richtung Massengeschmack lenkt. Hier sind Freiräume für künstlerische Experimente – und mangelnden Mut kann man den eingereichten Beiträgen wahrlich nicht unterstellen.
Regisseur Marin Sulzer zieht etwa für den Clip zu „Vasárnap“ persönlich blank: Ein nackter Mann und der Strand, Ausdruckstanz im Sand. Für manche Beiträge braucht man ein dickes Fell. Ein dickes Trommelfell benötigt man für den späteren Siegerclip. „One Minute Soundsculpture“ ist die brillante Umsetzung verschiedener Facetten der Musik, die zu einem bildlichen Konstrukt verschmelzen.
Krasser Gegensatz
Regisseur Daniel Frank schafft es, Musik zu visualisieren. Die Klänge selber könnten Frevler dagegen eher als elektronisches Pfeifen am Rande des Tinnitus einordnen. Genau diese aggressive Eigenschaft der Töne macht sich der Filmemacher aber zu eigen. Er lässt in einen leeren Raum farbliche Punkte nach dem Takt der Musik zu einem Gebilde wachsen. Am Ende des Clips steht eine eigenständige Skulptur im Raum, geschaffen durch die Aussagekraft der Klänge.
Die Produktion ist krasser Gegensatz zum zweitplatzierten Beitrag „There Will Be Singing“, umgesetzt von Jutojo und Phillip Sollmann. Ihre feine, aber beinahe nüchterne und farbarme Analyse alter Gebäudefotos aus Chicago ist als Hommage an den Chicago House und den Detroit Techno der 80er- und 90er-Jahre zu verstehen. Die Jury meint: „Über die historische Referenz legt sich Nostalgie, über die Nostalgie legt sich das Erschrecken über die Brutalität, die menschenfeindliche Entleertheit der alten Stadtpanoramen.“
Großer Applaus
Platz drei geht an Darko Dragicevic für seinen Clip „Ah“. Er lässt eine Ballett-Tänzerin in einem mit Staub bedeckten Raum tanzen. Er inszeniert die Bilder zum kruden Elektrosound dreckig und schroff.
Das Publikum scheint mit den Entscheidungen einverstanden. Großer Applaus begleitete die Preisverleihung.