Oberhausen.
Ein bisschen aufgeregt sind sie schon vor dem gemeinsamen Kinobesuch, der für manche von ihnen der erste ist. Doch was sie erwartet, wissen die Zweitklässler der Grundschule Tackenberg: Vier Filme werden sie sehen „und die sind nicht auf Deutsch“.
„Manche haben Angst, dass sie nicht alles verstehen werden“, erklärt Lehrerin Dagmar Gräber. Die Tür wird geöffnet und die beiden Klassen erobern das Gloria-Kino der Lichtburg artig in der Reihe als erste der Gruppen, die das Programm gebucht haben. „Von hinten auffüllen wie im Bus“, mahnt Frau Gräber. Doch das scheint für die Tackenberg-Schüler selbstverständlich zu sein. „Hinten kann man auch viel besser sehen“, sagt Aaliyah (7) und streckt den Kopf weit in den Nacken, um zu zeigen, wie man gucken muss, wenn man vorne sitzt. Gabriela (7) erzählt, dass sie als Kindergarten-Kind schon einmal bei den Kurzfilmtagen war.
„Schön alle Plätze auffüllen!“ Es dauert einige Minuten, bis alle Reihen bis auf den letzten Sitz gefüllt sind. Gabriela und Aaliyah zählen derweil die Sitze. „Schschsch!“ Die Moderatoren Rosa und Malte, beide 18 Jahre alt, warten auf Ruhe und verkünden dann, dass alle zuerst den Trailer sehen. Was das ist, erklären sie nicht, macht aber nichts. „Es ist auch ein Film“, sagt Gabriela. Und was für einer: „Das ist ja im Kaisergarten!“, erkennen Kinder und „da haben die Tiere jetzt Babys!“ Man hört „Süüüüß!“ Oder: „Ich liebe die!“, als Schafe zu sehen sind.
Jetzt erklärt Malte, dass ganz hinten Peter G. Dirmeier sitzt, der die Texte der Filme deutsch einsprechen wird. „Applaus für Peter!“ „Der letzte norwegische Troll“, ein Film von Pjotr Sapegin, dessen Name so schwer auszusprechen ist, ist der erste des Programms. Was sind Trolle? Malte verrät’s: „Ausgedachte Lebewesen aus Tieren, die ihr kennt.“ Film ab und viel Spaß!
Die Kinder gehen mit, lachen, wenn Ziegen Kötel fallen lassen oder kichern, weil die Nixe nackt ist. „Warum zieht sie sich aus?“, will ein Mädchen wissen. Oder: „Warum hat der Troll gelächelt, als er sie sah?“ - „Ich glaube, er fand sie hübsch“, sagt Malte. „Und warum hat er den Kopf unter Wasser gesteckt?“ „Weil er sich geschämt hat“, weiß ein Junge.
Weiter geht’s mit „Nass“, einem Film des Niederländers Remy van Heugten, in dem es ums Bettnässen geht „und um Freundschaft“, sagt Rosa. Der Film erntet Zugabe-Rufe. Das Problem ist einigen nicht unbekannt. Es folgen der sehr nette Animationsfilm „Flaschenpost“ (USA, Beta SP), der zum Leidwesen vieler Mädchen kein Happy-End hat, und „Abi - Leerer Teller“, (Simone van Duseldorp), eine anrührend-witzige Geschichte über Kindern verschiedener Kulturen. Malte: „Das war’s, wollt ihr noch reden?“ „Nein!“