Oberhausen. . Einst kamen 50 Wehrpflichtige am Tag in das für Oberhausen zuständige Kreiswehrersatzamt Wesel. Mit Aussetzung der Wehrpflicht sind es nun nur noch 20 Freiwillige pro Woche. Um Wehrdienstwillige zu finden, muss die Bundeswehr die Werbetrommel rühren.
Die Wehrpflicht soll ausgesetzt werden. Für die Kreiswehrersatzämter bedeutet das vor allem eins: Wer früher eingezogen wurde, muss jetzt geworben werden. Weseler Einplanerin Sabine Brillert rührt im Berufsinformationszentrum der Oberhausener Agentur für Arbeit schon einmal die Werbetrommel.
Agentur für Arbeit rührt die Werbetrommel
Am 1. Juli soll’s vorbei sein: Die Wehrpflicht wird ausgesetzt. Stattdessen plant Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) einen freiwilligen, 23-monatigen Wehrdienst einzuführen. Für die Kreiswehrersatzämter (KWEA), die für die Personalbeschaffung der Wehr zuständig sind, bedeutet das neben strukturellen Änderungen vor allem eins: Wer früher eingezogen wurde, muss jetzt geworben werden. Einplanerin Sabine Brillert rührt im Berufsinformationszentrum (BIZ) der Oberhausener Agentur für Arbeit schon einmal die Werbetrommel.
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2010 wurden im für Oberhausen zuständigen KWEA Wesel rund 6000 junge Männer für den Grundwehrdienst gemustert. „An manchen Tagen kamen bis zu 50 Wehrpflichtige zu uns“, berichtet Brillert. Seit der letzten Musterung im Januar kommen nun aber gerade 20 - wöchentlich. Empfangen allein reicht also nicht: Bundesweit sind 15 000 Frauen und Männer - der freiwillige Dienst steht beiden Geschlechtern offen - notwendig, um die Bundeswehr am Laufen zu halten. Wesel muss nur einen kleinen Teil dazu beisteuern, genaue Angaben gibt es nicht. Aber: „Für die kommenden Monate sehen wir ganz gut aus, die Nachfrage ist hoch und für März sind von 40 Stellen alle bis auf neun besetzt“, so Brillert. Im Umkehrschluss: 20 Prozent sind unbesetzt.
Mehr Außenpräsenz
Wesel setzt auf mehr Außenpräsenz. Bundeswehr-Truck, Jobbörsen und erstmals auch Info-Tage im BIZ, überlegt werde zudem, potenziell Interessierte mehrfach anzuschreiben. „Wer mit 18 in der Ausbildung steckt, dem könnten wir zwei Jahre später ein Erinnerungsschreiben schicken. Wichtig ist, dass wir uns am Kunden orientieren, Anforderungen im Rahmen unserer Möglichkeiten nachkommen.“ Freiwilligen soll bald ein doppelt so hoher Sold wie bisher winken, Abiturienten könnten mit dem Wehrdienst auf Bonuspunkte fürs Studium hoffen.
Wichtig sind diese Anreize, weil der Bundeswehr mit dem Wegfall der Wehrpflicht vor allem ein großer Rekrutierungspool für Zeit- und Berufssoldaten weg bricht. Noch kann sie sich ihre Soldaten aussuchen: Auf bundesweit 20 000 Stellen kamen 2010 mehr als doppelt so viele Bewerber. Doch die Jahrgangsstärken sind rückläufig. In Wesel noch kein Grund zur Sorge: „Wir haben weiterhin einen gesunden Zulauf“, sagt Stabsfeldwebel Thomas Jansen von der Wehrdienstberatung, konkrete Angaben konnten nicht gemacht werden.
"Beim Bund auf der sicheren Seite"
Anders als Brillert informieren er und seine Kollegen von der Wehrdienstberatung bereits seit Jahren im BIZ über den Beruf des Soldaten. Am Donnerstag interessierte das Benjamin van der Linden (22). Der Fahrzeugbautechniker will eine Offizierslaufbahn einschlagen. „Ich will etwas erreichen und im Ausland arbeiten.“ Beim Bund sei er auf der sicheren Seite. „Da habe ich über Jahre einen festen Job.“