Oberhausen. . Für viele Raucher gehört der Glimmstängel zu Kaffee, Cappuccino, Espresso. “Eine schöne Tasse, dazu eine Zigarette - das hat Flair“, findet etwa Karin Boll. Strengere Regeln beim Nichtraucherschutzgesetz fordert jetzt jedoch die Landesregierung.

Vier Zigarettenstummel liegen im Aschenbecher, der direkt neben den beiden noch halbvollen Tassen Cappuccino steht. „Eine schöne Tasse Kaffee, dazu eine Zigarette - das hat Flair“, findet Karin Boll, die mit einer Freundin im Café Transatlantik sitzt. Für sie, wie für viele andere Raucher, gehört die Zigarette zum Kaffee dazu. Strengere Regeln beim Nichtraucherschutzgesetz in NRW fordert jetzt jedoch die rot-grüne Minderheitsregierung.

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Von DerWesten

„Ich halte die ganze Diskussion um absolutes Rauchverbot in Kneipen für überflüssig. Sollen sie uns doch unser Leben leben lassen. Erstens gibt es Krankheiten auch ohne das Rauchen und zweitens sollte die Regierung mal an die Wirte denken, denen das Geschäft kaputt gemacht wird“, ärgert sich die 67-Jährige. Sollte das Rauchen in Kneipen und Cafés verboten werden, ziehe sie eine ganz klare Konsequenz daraus: „Dann gehe ich halt nicht mehr weg und trinke meinen Kaffee zu Hause.“

Gähnende Leere im Nichtraucherbereich

Ute und Detlef Hegemann haben es sich ebenfalls am späten Vormittag bei einer Tasse Cappuccino im Café gemütlich gemacht. Sie ist Raucherin, er Nichtraucher. Die beiden sitzen im Raucherbereich, im Nichtraucherbereich herrscht gähnende Leere. „Mir macht das nichts. Ich hätte ja die Möglichkeit, mich in den Nichtraucherbereich zu setzen, deswegen möchte ich auch nicht meckern“, nimmt der 65-Jährige die Situation gelassen. „Ärgerlich finde ich es, wenn es keinen Raucherbereich gibt und ich zum Rauchen nach draußen muss“, ergänzt die Gattin. „Da ist man aus dem Gespräch komplett raus und ist man nur zu zweit unterwegs, muss man den Nichtraucher alleine am Tisch sitzen lassen.“

Ingrid und Detlef Feldkamp sind beide Raucher und „wir honorieren es, wenn Kneipen und Cafés einen Raucherbereich haben. Nach draußen gehen zum Rauchen, das gibt’s bei uns nicht. Da gehen wir gar nicht erst rein“, erzählt Detlef Feldkamp. Der 59-Jährige ärgere sich nur über die ständige Bevormundung. „Wir haben alle unser Leben gelebt, unseren Job gemacht. Warum muss man uns immer wieder von Neuem etwas vorschreiben.“

Verschärfung wird sich auf den Umsatz auswirken

Der Blick in den Nichtraucherbereich zeigt: Auch nach über einer halben Stunde sitzt dort niemand. Kellnerin Andrea Schug weiß, dass der Raucherbereich beliebter ist. Es gebe den einen oder anderen Gast, der grundsätzlich über die Raucher meckere, sich aber generell in den Raucherbereich setze. „Wenn wirklich ein verschärftes Rauchverbot kommt, wird es sich mit Sicherheit drastisch auf den Umsatz auswirken. Gerade die kleinen Eckkneipen würde es böse treffen“, so die 44-Jährige. Wie ist es, als Kellnerin den ganzen Tag den Zigarettenrauch der Gäste einzuatmen? „Ich habe es akzeptiert, denn es gehört zu meinem Job. Würde ich irgendwo am Fließband arbeiten, würde der Rücken irgendwann leiden.“ Andrea Schug lächelt, als sie erzählt, dass sie Nichtraucherin ist. „Die Stimmung zwischen Rauchern und Nichtrauchern ist entspannt. Es wäre Quatsch, jetzt wieder für Aufruhr zu sorgen.“

Für alle, denen es in Kneipen oder Cafés trotz Nichtraucherbereich zu rauchig ist, hat Schug einen Tipp: „Ich gehe abends immer eine große Runde mit dem Hund im Wald spazieren.“