Essen. .

In Ländern, in denen der Nichtraucherschutz greift, sinkt die Zahl der Herzinfarkte, das haben internationale Studien gezeigt. Experten sprechen von einer Verringerung von bis zu 40 Prozent. Doch das Ruhrgebiet gilt als eine Art Ausreißer im weltweiten und landesweiten Trend.

Während zentrale Herzkliniken in Nordrhein-Westfalen eine überraschend positive Entwicklung verzeichnen, spricht Prof. Raimund Erbel vom Westdeutschen Herzzentrum an der Uniklinik Essen von einem ge­genläufigen Trend. „In Essen ist die Zahl der Infarkte durch das Rauchverbot nicht gesunken.“ Seine Begründung: „Im Ruhrgebiet wird eben nach wie vor sehr viel geraucht.“ Zudem gebe es inzwischen viel zu viele Ausnahmen vom Rauchverbot durch Raucherclubs oder Veranstaltungen, die als „geschlossene Gesellschaft“ gelten. Der Nichtraucherschutz sei selbst in Restaurants nicht immer gegeben. Auch fehlten Kontrollen.

Nach einer 2009 vom Ro­bert Koch-Institut (Berlin) veröffentlichten Studie zur Ge­sundheit in Deutschland landet Nordrhein-Westfalen im Bundesländer-Vergleich beim Thema Rauchen auf Platz drei – gemeinsam mit Hessen. Dem­nach greift in NRW mehr als jeder dritte Mann regelmäßig zur Zigarette, bei den Frauen sind es rund 28 Prozent.

Gewirkt hat das Gesetz in Münster: Während an der Uniklinik im Jahr 2007, also im Jahr vor dem Rauchverbot, noch 541 Patienten mit Herzinfarkt behandelt wurden, waren es 2008 nur noch 457 Patienten. Im Jahr 2009 sank die Zahl auf 359. „Dies bedeutet einen Rückgang von 33,3 Prozent“, so Prof. Holger Reinecke.

Anders in Essen. Hier ging die Zahl der Infarkte zwar seit 2004 um etwa hundert pro Jahr auf 490 Fälle zurück – „aber dieser Rückgang fand ja vor Inkrafttreten des Rauchverbots statt. Hat also nur mit einer verbesserten Vorbeugung, Diagnose und Therapie zu tun“, so Raimund Erbel. In den letzten zehn Jahren habe sich die Zahl der Herzinfarkte in NRW ohnehin von 75 auf 43 pro Hunderttausend Einwohner reduziert.

NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) sind die Ausnahmen vom Rauchverbot ein Dorn im Auge. Sie befürwortet auch ein generelles Rauchverbot am Arbeitsplatz. Steffens zufolge genügt das NRW-Nichtraucherschutzgesetz „nicht den aus gesundheitlicher Sicht notwendigen Erfordernissen.“ Das Ministerium will daher bis zum Jahresende ein Konzept für besseren Nichtraucherschutz erarbeiten.