In Bayern haben die Bürger abgestimmt, in Oberhausen und ganz NRW bangen die Raucher nun um ihre Stammkneipen.

Gerald Friedauer raucht zwar nicht. Als Mitglied des Vorstands der Oberhausener Kreisgruppe des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) sagt er aber: „Die Gästestrukturen sind von Kneipe zu Kneipe unterschiedlich. Eine einheitliche Regelung ist deshalb falsch.“

Die Diskussion ist bekannt: 2007 hatte die Bundesregierung ein Nichtraucherschutzgesetz verabschiedet, das Qualmen an Bahnhöfen, in öffentlichen Gebäuden, Gaststätten und Schulen verbot. Weil die beiden letzten Punkte aber Ländersache sind, hielt das Gesetz in NRW nicht: Nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts hatte die schwarz-gelbe Landesregierung 2009 ein Gesetz verabschiedet, nach dem das Rauchen unter anderem in Eckkneipen erlaubt bleibt. Das sind Ein-Raum-Gaststätten, die nicht größer als 75 Quadratmeter sind, in denen keine Speisen zubereitet werden und Jugendliche unter 18 Jahren keinen Zugang haben.

Eine solche Eckkneipe ist das „8-8“ an der Stöckmann-straße. Ein großes blaues Schild an der Eingangstür zeigt: Hier wird geraucht. Sieben Gäste sitzen in dem kleinen Raum, nur einer raucht nicht. Heinz Hegermann (77) sagt: „Ich kenne hier jeden, man sitzt gesellig zusammen – dass die anderen rauchen, stört mich nicht.“ Das „8-8“ gibt es seit 44 Jahren, Helga Claassen (65) arbeitet seit 1986 in der Kneipe, in der schon immer geraucht wurde. „Nachdem das Rauchen in anderen Gaststätten verboten wurde, kamen die Gäste zu uns.“ Und wenn hier auch nicht mehr geraucht wird? „Dann können wir den Laden dicht machen.“

Genau das sei zu vermeiden, so Nichtraucher Wilhelm Hausmann (CDU). „Das jetzige Verbot ist ausreichend und wirkt sehr gut.“ Das findet auch Wolfgang Große Brömer MdL (SPD). Anders als die Landes-SPD, die bei ihren Koalitionsverhandlungen mit den Grünen deutlich gemacht hatte, dass sie das derzeitige Nichtraucherschutzgesetz korrigieren will, bleibt der passionierte Pfeifenraucher liberal: „Ich kann mit der derzeitigen Lösung gut leben.“ Dass es in Oberhausen zu Problemen mit dem Rauchverbot kam, ist beiden Politikern nicht bekannt. Die Tatsache, dass es hier keine Bürgerinitiative für ein striktes Rauchverbot gibt, bestätige das.

Horst Ohletz, Leiter des städtischen Bereichs für Öffentliche Ordnung, hat andere Erfahrungen gemacht: „Es gibt immer mal wieder Beschwerden.“ Er will in der Diskussion um das Rauchverbot die Sicht der Angestellten nicht vergessen sehen: „Man muss überlegen, was es für die Gesundheit bedeutet, wenn jemand acht Stunden in einer solchen Kneipe arbeitet.“

Wird das Rauchen in Gaststätten komplett verboten, würde das die Arbeit von Sabine Hippert vom Gesundheitsamt erschweren: Sie hat sich mit einer Kampagne für rauchfreie Elternhäuser stark gemacht, denn in Oberhausen lebt jedes zweite Kind unter sechs Jahren in einem Raucherhaushalt. Mit einem Rauchverbot in Gaststätten könnte diesen Anteil steigen: Wer nicht mehr in der Kneipe paffen darf, der wird mehr zu Hause qualmen. „Dann müssen wir mehr Aufklärungsarbeit leisten“, so Hippert. „Bisher haben wir aber gute Erfahrungen gemacht.“