Atlanta. .
Die positiven Folgen von Rauchverboten zeigen sich immer deutlicher: Nicht nur die Infarktgefahr von Erwachsenen ist gesunken, auch immer weniger Kinder erleiden Asthma-Anfälle. Darauf deutet eine amerikanische Studie hin.
Für manche ein Fluch, für andere ein Segen: Rauchverbote sind in Europa ein umstrittenes Thema. Manche Länder wie Italien oder Griechenland tun sich mit Gesetzesregelungen schwer. Dagegen ist der Tabakkonsum in Großbritannien, Frankreich oder Deutschland vielerorts strikt untersagt - hierzulande etwa in öffentlichen Verkehrsmitteln, in Schulen oder am Arbeitsplatz.
Rauchen kann Asthma auslösen
Besonders streng dringen die USA auf den Nichtraucherschutz. Dort herrschen Rauchverbote inzwischen in 35 Bundesstaaten, außerdem im Hauptstadtbezirk sowie in über 3.100 Städten und Gemeinden. Damit nicht genug: Der New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg will den Tabakbann sogar auf Parks, Strände und Fußgängerzonen ausdehnen. „Die gesundheitlichen Auswirkungen solcher Regelungen sind weit größer, als man erwarten würde“, betont Stanton Glantz von der Universität von Kalifornien, der sich seit Jahren die Folgen des Rauchens erforscht. Dass Zigarettenqualm Asthma-Anfälle auslösen kann, ist unstrittig. In den USA leben etwa 40 Prozent aller Kinder, die wegen Asthma in Kliniken behandelt werden, in Raucherhaushalten. Das sind auffällig viele angesichts der Tatsache, dass nur 21 Prozent der erwachsenen US-Bürger Tabak konsumieren.
Gerade in der Analyse schwerer Asthma-Attacken sehen Forscher eine gute Möglichkeit, den kurzfristigen Effekt von Rauchverboten zu prüfen. In der Studie registrierten Forscher der Universität von Glasgow zwischen den Jahren 2000 und 2009 alle Kinder bis 14 Jahren, die wegen Asthma-Attacken in schottische Notaufnahmen gebracht wurden. Vor dem Verbot stieg die Zahl der Einlieferungen pro Jahr um fünf Prozent. Im Januar 2006, dem Höhepunkt des traurigen Trends, wurden täglich durchschnittlich sechs Notfälle in Kliniken behandelt.
Anfang 2006 wurde Tabakgebrauch in Schottland am Arbeitsplatz und an öffentlichen Orten - darunter auch Restaurants und Bars - untersagt. Prompt sank die Zahl der Kinder, die wegen Asthma in Krankenhäuser mussten, pro Jahr um 13 Prozent. Im Oktober 2009 unterschritt sie fünf Einweisungen pro Tag. Zwar kamen ähnliche Studien in den US-Staaten Arizona und Kentucky schon früher zu vergleichbaren Befunden. Aber die neue Analyse ist die bislang umfangreichste Untersuchung zu dem Thema. Sie verleiht dem Argument besonderes Gewicht, wonach viele Menschen schon nach kurzer Zeit von Rauchverboten profitieren.
Asthma ist die Spitze des Eisbergs
Eigentlich greift das Tabakverbot zwar vor allem an jenen Orten, wo Erwachsene arbeiten und sich treffen. Aber der Effekt zieht scheinbar Kreise: Offenbar macht die öffentliche Diskussion das Qualmen unpopulär und ermuntert so manchen Raucher dazu, seinen Zigarettenkonsum entweder zu drosseln oder sogar ganz einzustellen. Davon profitiert dann auch die Luftqualität in Wohnungen, wie Studienleiterin Jill Pell betont. „Die Leute entscheiden sich dafür, ihre Kinder auch dort zu schonen, wo sie es nicht unbedingt müssen“, sagt sie. Auch in vielen anderen Ländern führten Rauchverbote laut Studien dazu, dass Eltern auch zu Hause auf Zigaretten verzichten. Tabakexperte Terry Pechacek von der US-Gesundheitsbehörde CDC ist überzeugt, dass in den kommenden Jahren weitere positive Folgen des Tabakbanns nachgewiesen werden: „Asthma ist nur die Spitze des Eisbergs.“ (dapd)