Oberhausen. . Chronik eines Mieterstreits: Der Klosterladen schließt, weil ein Mann das so will. Der benachbarte Apotheker klagte gegen die Essensgerüche aus dem Laden. Dessen Betreiber will aber nicht andernorts weitermachen, dafür hat er zu viel investiert.

Um kurz nach zwölf ist im Sterkrader Klosterladen kaum ein Tisch besetzt. Bis vor Kurzem konnten Gäste hier zu Mittag essen, an Markttagen war kaum ein Platz frei. Erika Wigger ist häufig hergekommen, hat in den Büchern des Geschäfts gestöbert, Grußkarten gekauft. „Ich dachte, das ist so voll, die müssen erweitern“, sagt die 74-Jährige. Stattdessen macht das Geschäft an der Finanzstraße zu: Nach einem Urteil des Landgerichts musste Geschäftsführer Andreas Görlitz den Mittagstisch einstellen, am 13. Februar wird er komplett schließen.

Der Mann, der das über zwei Instanzen und drei Jahre erkämpft hat, sitzt in einem kleinen Büro an der Bahnhofsstraße: Dort führt Dieter Funcke eine Apotheke und ein Ärztehaus, auch sitzt er der Eigentümerschaft vor, der das Gebäude an der Finanzstraße gehört. Und in dem rieche es nach Essen, so der 90-Jährige, das sei für ein Haus, in dem fast nur Arztpraxen sind, nicht tragbar. Über Görlitz sagt er: „Der Mann muss weg.“

Störende Essensgerüche

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Über verschiedene Wege hat Funcke das versucht: Zuerst hat sich sein Sohn, der die Apotheke neben dem Klosterladen führt, über Essensgerüche beschwert. Das komplette Gebäude ist an ein Lüftungssystem angebunden, bei dem anteilig frische Luft der gebrauchten beigemischt wird. Görlitz schuf sofort für 20 000 Euro Abhilfe, die Abluft seines Ladens geht nun in den Hof. Daran sollen, so Funcke, sich einige Mieter weiter stören. „Mir liegen 20 Beschwerdeschreiben vor.“ Vorweisen kann er keines, auch bestätigte gegenüber dieser Zeitung nur eine der Praxen, dass es ab und zu nach Essen rieche, „aber nie extrem“. Beschwerden will keiner niedergeschrieben haben, einige bedauern die Schließung des Klosterladens. „Wir haben da Mittag gegessen.“

Weil die Mieter nicht mitziehen, sprach Funcke mit dem Makler, der 2008 die Vermietung an Görlitz vermittelt hat. „Ich wollte, dass er einen anderen Mieter findet.“ Das kann aber nur der Vermieter erwirken: Funcke gehören die Räume des Klosterladens aber nicht. Sie besitzt eine 89-Jährige, die, so die Seniorin, mit Görlitz zufrieden sei.

35 Jahre alte Teilungserklärung

Kurz darauf reichte Funcke deshalb Klage ein und erinnerte sich dabei an die 35 Jahre alte Teilungserklärung: In diesem Schriftstück - das die Eigentümergemeinschaft durchaus ändern könnte - wird der Gesamtcharakter des Gebäudes als ein Geschäftshaus mit Arztpraxen und entsprechenden Läden wie etwa Apotheken festgelegt. Im Klosterladen war ein Optiker ansässig, nach dem Weggang stand das Lokal lange leer, bis Görlitz kam. Der Teilungserklärung widerspricht aber seine Gastronomie: Der Klage wurde stattgegeben, die Gastronomie eingestellt.

Seitdem zahlt der 32-Jährige drauf: „Der Mittagstisch war sehr gefragt. Von Kaffee und Bröchten kann ich meine Mitarbeiter nicht bezahlen.“ Elf Angestellte hatte er, Menschen, die es auf dem ersten Arbeitsmarkt nicht leicht haben. Nun sind sie arbeitslos.

Noch gibt es keinen Nachmieter

Görlitz’ Geschäft, das 2008 die Lücke des geschlossenen Pfarrzentrums von St. Clemens füllte, von der Kirche aber unabhängig ist, sei ein Ort der Begegnung, als solches wird es von der Sterkrader Interessengemeinschaft (Stig) geschätzt. „Die Schließung ist bedauernswert“, sagt Stig-Vorsitzender Robbie Schlagböhmer. Noch gibt es keinen Nachmieter: ein Leerstand für Sterkrade, ein wirtschaftlicher Verlust für Vermieterin und Mieter. An anderer Stelle weitermachen kann Görlitz nicht: Rund 150 000 Euro hat er ins Geschäft investiert, für ein neues fehlen die Mittel.

Görlitz’ Angebot, weitere Maßnahmen zu ergreifen, schlägt Funcke in den Wind: „Der Mann hat Unfrieden gebracht. Er ist untragbar.“