„Eichwalds Feine Kost“ steht auf dem Schild geschrieben, das über Senf und Konfitüre, Chardonnay und Chianti baumelt. Dabei sind Delikatessen nicht das Einzige, was Menschen suchen, die die zwei Stufen in den winzigen Styrumer Laden erklimmen. Eine Dose Nudeltopf, oder ein Pfund Kaffee. Auch mal nur ein Quätschken. Der Laden von Gabriela Eichwald soll auch „ein wenig Tante-Emma-Laden“ sein, erzählt die 46-Jährige.
Bunt ist das Sortiment in dem Geschäft an der Lothringer Straße – Bio-Quark trifft Tramezzini, essbare Blüten treffen Erasco. Vieles jedoch mutet italienisch an, der Wein, der Käse, der Schinken. „Als erstes hatte ich einen guten Italiener als Großhändler, demnächst kommt ein Spanier dazu“, erklärt Eichwald. „Ich will immer etwas Besonderes bieten. Demnächst habe ich Produkte aus dem Bergischen Land da, Schnäpse und Schinkenspezialitäten.“ Eines habe sie bisher aber noch nicht gefunden: Gerne würde Gabriela Eichwald mit einem Hofladen kooperieren und mit einem ansässigen Imker.
„Ich bin mit Styrum sehr verwurzelt“, sagt die Frau mit den schwarzen Locken. Eigentlich hatte sie schon vor einem Jahr in Mülheim gegründet – doch dann machte der gesperrte Tunnel an der Steinkampstraße ihrem Frühstückscafé einen dicken Strich durch die Rechnung. „Der Blumenladen nebenan ist sogar pleite gegangen. Später kamen ja noch nicht einmal mehr Fußgänger.“. Also schaute sie sich auf der Oberhausener Seite von Styrum um. „Ich wusste, dass hier der Edeka zugemacht hatte. Und dass ein bezahlbarer Laden zu vermieten war. Also habe ich es gewagt.“
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Seit Juli bringt sie den älteren Damen im Quartier auch den Kaffee in die Wohnung, wenn ganze Einkäufe nach Hause bestellt werden, nimmt sie dafür zwei Euro. Präsentkörbe oder andere Geschenke bringt sie, wenn es sein muss, auch um Mitternacht an die Haustür. „Und wenn es zwei Gläser Champagner und eine Packung Pralinen sind.“ Bei diesen eher hochpreisigen Artikeln ist die Lieferung dann inklusive, fällt die Anfahrt weiter aus, nimmt sie dafür auch schon mal Geld. Viele Kunden haben dieses außergewöhnliche Angebot jedoch noch nicht angenommen, wie sie gesteht: „Die Leute haben dann eher so ein Aha-Erlebnis: ,Was, sowas machen sie?’“
Geschenketaxi und Lieferservice, Brötchenbringdienst, Wein- und Käsekurse – so viel Nähe zum Kunden fordert von der 46-Jährigen allerdings Tribut. „Auf Dauer brauche ich mindestens eine Aushilfe“, sagt sie, ansonsten sei das nicht zu schaffen. Geschafft hat sie ihre Gründung aus eigener Kraft und mit wenigen Mitteln: „Ich hatte einen geerbten Schrank von meiner Tante, einen geliehenen von meiner Freundin, ein paar Ikea-Regale und ein paar Tausender für Kaution und Miete. Die Waren habe ich immer wieder klein-klein dazubestellt.“ Bis auf die Konfitüre: Die macht Gabriela Eichwald selbst. Aus Chardonnay und Gelierzucker zum Beispiel. Weniger ist wohl mehr manchmal.