Oberhausen. .
Im Rahmen der "Unterstützten Beschäftigung" hilft die Fortbildungsakademie der Wirtschaft Menschen mit Lernberhinderung beim Berufseinstieg. Arbeitgeber haben oft Vorurteile. Dass diese nicht stimmen müssen, zeigt das Beispiel von Ulrike Lukoschek.
Es wird viel diskutiert über die Arbeitslosenzahlen. Die Einzelschicksale geraten dabei aber immer wieder aus dem Blick. Dabei gibt es auch da Positives zu berichten. Ulrike Lukoschek zum Beispiel: Die Oberhausenerin ist seit ihrer Schulzeit auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle.
Etikett im Weg
Allerdings stand der 26-Jährigen dabei vor allem ein Etikett im Weg: Sie hat eine Lernbehinderung. So hüpfte sie von einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme in die nächste. Doch jetzt gibt es eine konkrete Perspektive: Im Rahmen der sogenannten „unterstützten Beschäftigung“ der Arbeitsagentur ist sie seit diesem Jahr Mitarbeiterin bei Gartenland Teiking – mit großer Wirkung: „Ich fühle mich hier sehr wohl“, sagt Ulrike Lukoschek. Und: „Komischerweise bin ich immer pünktlich, seit ich hier arbeite.“
Hier hakt Heiko Kemmppainen von der Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW) ein, die die Betreuung der Menschen in „Unterstützter Beschäftigung“ für die Arbeitsagentur übernimmt: Es gebe zu viele Vorurteile, lernbehinderte Menschen seien nicht zuverlässig, sagt er. „Dabei wird ihr gutes Arbeits- und Sozialverhalten unterschätzt.“ Gerade auf diesem Gebiet hat auch Ulrike Lukoschek ihre Stärken, bestätigt ihre Chefin Heike Teiking: „Sie ist sehr zuverlässig.“ Wöchentlich werde gemeinsam mit FAW-Betreuerin Valeria Giunta besprochen, was gut gelaufen sei und was nicht. Und dann versucht Ulrike Lukoschek, sich zu verbessern.
Offener Umgang
Mit ihrer Lernbehinderung geht sie dabei offen um. „Wenn es sein muss, setzen wir uns stundenlang daran, wo es hapert“, sagt sie. Da seien ihre Kolleginnen auch sehr hilfsbereit. „Wenn ich Fragen zur Blumenpflege habe, dann erklären die anderen das super, sodass ich es auch verstehe.“ Das motiviere natürlich. „Ich merke einfach: Da sind Leute, die mir helfen und deren Hilfe ich auch annehmen kann.“ Auch das ist ein eigenes Thema: Früher habe sie sich gar nicht helfen lassen wollen und habe sich auch nicht richtig bei der Arbeit eingesetzt. So kommt nun also jeden Abend eine Mutter nach Hause, die ihrem Kind auch gerne von der Arbeit erzählt. „Das hab’ ich früher auch nie gemacht“, sagt Ulrike Lukoschek.
Ganz gleichzusetzen mit einer normalen Ausbildung zur Floristin ist ihre Tätigkeit zwar nicht. Auch das Gehalt liegt deutlich darunter. Doch es gehe vor allem darum, Menschen wieder in ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis zu bringen, erklärt Günter Hümbs, Reha-Berater der Agentur für Arbeit. Und am Ende sollen sie dann möglichst vom Arbeitnehmer übernommen werden. Das ist zwar keine Pflicht, doch Arbeitgeberin Heike Teiking kann sich auch das vorstellen. „Das Entscheidende ist: Sie ist platziert“, sagt Günter Hümbs.