Langenberg. .

Jeder kennt eine Werkstatt – aber eine, in der Menschen mit körperlicher und geistiger Behinderung arbeiten, kennen bestimmt nicht viele.

Mein Onkel Klaus arbeitet seit 23 Jahren in einer solchen Werkstatt. Jetzt habe ich ihn besucht und habe mir anschließend überlegt, dass ich gerne von ihm, seinen Kollegen und ihrer Arbeit berichten möchte.

Die Werkstatt liegt in Aachen. Mehr als 300 Menschen mit verschiedenen Behinderungen arbeiten hier in verschiedenen Bereichen. Es ist also ein richtiges Unternehmen. Aber was stellt man dort her? Sind die Menschen dort glücklich mit Ihrer Arbeit? Das alles sind Fragen, die ich bei meinem Besuch stellen möchte.

Normale Arbeitswoche

Die Frauen und Männer, denn es handelt sich schließlich um eine Werkstatt für Erwachsene, arbeiten täglich von 8 bis 16 Uhr und fünf Tage in der Woche. Also eine ganz normale Arbeitswoche, die wir von „normalen“ Erwachsenen kennen.

Natürlich gibt es Unterschiede. Die Menschen, die mit Rollstühlen fahren, werden morgens von Zubringern abgeholt und abends wieder in ihre Wohnung gebracht. So lebt auch mein Onkel Klaus, der inzwischen schon 47 Jahre alt ist, auch nicht mehr bei meiner Oma, sondern in einer speziellen Wohnstätte, in der man sein Leben möglichst selbst gestalten kann.

Ruhige und entspannte Atmosphäre

Aber zurück zur Werkstatt. In der ersten Halle unterhalte ich mich mit Ursula Kreitz. Sie verpackt einzelne Kaugummis in eine Tüte, die nachher in einem normalen Supermarkt verkauft werden. Sie findet ihre Arbeit wichtig, denn sie erzählt mir genau, worauf Sie aufpassen muss. Sie verpackt immer sechs Kaugummis in eine Tüte, davon zwei Stück jeweils von einer Sorte. Dabei achtet sie darauf, dass der Name des Kaugummis gut lesbar ist.

Mir fällt direkt auf, dass die Stimmung in der Werkstatt sehr entspannt ist. Die einzelnen Mitarbeiter arbeiten sehr ruhig und begrüßen mich direkt. Im zweiten Bereich werden Handcremetütchen verpackt, immer 100 Stück in eine Tüte.

Kaminanzünder nach speziellem Patent

Bei diesem Auftrag handelt es sich um Werbematerial einer großen Kosmetikfirma, das in Drogerien an die Kundschaft verteilt wird. Eine Mitarbeiterin sagt mir, dass es wichtig für sie ist, immer neue Aufträge zu bekommen. Auch Pokemon-Karten werden verpackt.

In einem dritten Bereich werden besondere Kaminanzünder hergestellt. Hierauf ist man besonders stolz. Eine Schweizer Firma hat das Patent darauf und die Werkstatt verkauft die Anzünder. Nur aus Recyclingprodukten werden die schmalen Hölzer gespalten, gebunden und mit einem Docht versehen. Hat man einen Kamin, lässt sich mit diesen Brennhölzern ein prima Feuer entfachen.

In einer Schreinerei werden Kindergartenmöbel wie Stühle, Tische oder Wickelkommoden angefertigt. Auch Holzkisten für die bekannten Aachener Printen werden dort hergestellt. In einem anderen Bereich werden Goldhasen verpackt (hier ist schon Ostern), um in andere Länder wie etwa in die USA exportiert zu werden.

Export in alle Welt

Ein Mitarbeiter erzählt uns, dass diese Goldhasen keine kleine Glocke umgehängt bekommen, weil Amerikaner die Glocken nicht gut fänden. Auch andere Produkte, die dort hergestellt werden, gehen in die weite Welt – sogar bis nach China.

Alles in allem ist diese Werkstatt wie eine andere. Aber es ist trotzdem etwas Besonderes. Es ist sehr interessant, wie freundlich die Mitarbeiter hier sind, die durch geistige und körperliche Behinderungen gehandicapt sind.

Viele Mitarbeiter arbeiten schon mehr als 20 Jahre in der Werkstatt, genau wie mein Onkel Klaus. Manchmal würde er sich gerne eine für ihn anspruchsvollere Arbeit wünschen. Aber das kann man sich als Mensch mit einem Handicap nicht immer aussuchen.

Felix Heemann, Klasse 8a, Gymnasium Langenberg