Oberhausen. .
Ordnungs-Dezernent Frank Motschull hat mit Äußerungen zur Struktur der Oberhausener Feuerwehr eine heiße Diskussion ausgelöst: Die Arbeit soll neu gestaltet werden, Aufgaben teils aufs Wochenende verschoben. Basis ist ein Gutachten.
Kaum im Amt, setzte der neue Ordnungs-Dezernent Frank Motschull Mitarbeiter der Oberhausener Feuerwehr in Alarmbereitschaft. Motschull sprach im WAZ-Interview das Gutachten zu Einsätzen, Stundenzahl, Schichten, Personalstärke oder der Verschiebung von Aufgaben ins Wochenende an, das seit Monaten für Gesprächsstoff in Reihen der Feuerwehr sorgt.
Nun wird, ausgelöst durch die geplante Neustrukturierung der Wehr und die Berichterstattung darüber auf unserem Internet-Portal DerWesten.de heiß diskutiert. Arbeiten Feuerwehrleute zu viel, zu wenig, ist es ein guter Job oder eher ein viel zu stressiger? Ist die Arbeitsbelastung jetzt schon viel zu hoch?
Wochenarbeitszeit soll reduziert werden
Zu dem, was nun von den Ideen der Gutachter konkret umgesetzt wird, wollte Frank Motschull vorerst nichts sagen. Da zunächst Gespräche mit Vertretern der Feuerwehr selbst zu führen seien, ehe die Vorschläge in den politischen Gremien vorgestellt und diskutiert würden.
Personaldezernent Jürgen Schmidt erläuterte, warum überhaupt eine externe Firma beauftragt wurde, die Feuerwehr zu untersuchen. Das passierte zum einen vor dem Hintergrund der Haushaltskonsolidierung. Zum anderen als Reaktion auf das EU-Urteil, das für Feuerwehrleute nur noch die 48-Stunden-Woche erlaubt. „Bis Dato sind Feuerwehrleute 54 Stunden im Dienst“, verdeutlichte Schmidt. Ziel war es, erläuterte der Dezernent, „den Dienstplan so zu gestalten, dass die 48-Stunden-Wochen eingehalten werden können.“ Nun bräuchte es für die neue Arbeitszeitregelung eigentlich sehr viel mehr Personal. Den Gutachtern sei es gelungen, durch Veränderungen in den Abläufen und neue Zuordnungen in Tätigkeitsfeldern eine Aufstockung der Mitarbeiterzahl zu vermeiden.
Weiterbildung am Wochenende
Die Gutachter hätten zudem gemeinsam mit der Feuerwehr versucht, Modelle zu finden, wie die Arbeitsbelastung besser zu verteilen sei. Demnach sollen die Mitarbeiter künftig während einer Schicht nicht mehr ausschließlich im Rettungsdienst arbeiten. Bislang waren die Feuerwehrleute während ihrer Schichten entweder im Rettungsdienst oder Brandschutz im Einsatz. Mit „Aufgaben, die ins Wochenende verlegt werden“, sind konkret Weiterbildungen und Qualifizierungen gemeint. Schmidt: „In diesem Bereich haben die Gutachter ein Defizit festgestellt.“ „Im Dezember“, so Schmidt, „haben wir einen Termin mit den Vertretern der Wachabteilungen, um ihnen das Modell vorzustellen“. Im Moment seien sie noch im Entwicklungsstadium.
Für Wilhelm Hausmann, Sprecher der CDU-Fraktion, steht ebenfalls fest: „Wir werden nicht nur anhand des Gutachtens entscheiden, sondern auch mit den Betroffenen reden.“ Hausmann zeigte Verständnis für den Beruf der Feuerwehrleute: „Es ist ein relativ gering bezahlter, lebensgefährlicher Job, in dem man vielleicht einmal im Leben befördert und einem körperliche Fitness abverlangt wird.“ Wenn die Mitarbeiter, dann mehr arbeiten sollten, als andere Beamte, sei ihre Verstimmung nachzuvollziehen.
Jobs hart umkämpft trotz schlechter Stimmung
Aus Kreisen der Feuerwehr selbst war zu hören: „Es gibt für jeden Arbeitsplatz 300 Bewerbungen, das ist ein hart umkämpfter Job.“ Deshalb könne es bei der Feuerwehr so schlimm nicht sein. Das Erstaunliche sei, kaum hätte jemand dort einen Job, ginge das Klagen los. „Dass sich die Klagen im Moment so häufen, ist wohl auf eine generell schlechte Stimmung in der Belegschaft zurückzuführen“, so die Vermutung. Die Feuerwehrleute seien frustriert, weil sie ewig auf Beförderungen warteten. Dann sei zurzeit die Führungsstruktur nicht klar geregelt. Ehe man Führungspositionen, die von Peter Lindemann (Atemschutz, Rettungsdienst) und Rudolf Jandewerth (Fachbereichsleiter Organisation und Einsatz), neu besetze, wolle man die Ergebnisse des Gutachtens abwarten. Das beschäftige sich auch mit der Frage, ob eine verstärkte Kooperation mit Nachbarstädten möglich sei.