Oberhausen. .

Christoph Schlingensief war ein bedeutender Filmemacher und Regisseur und der wohl berühmteste Sohn der Stadt Oberhausen. Trotzdem finden sich hier fast keine Spuren von ihm. Deshalb könnte die Straße „Altmarkt“ bald „Schlingensief-Straße“ heißen.

Wer nicht weiß, wo er suchen muss, findet in Oberhausen derzeit wenig bis gar keine Spuren Christoph Schlingensiefs. Ja, mancher grummelt gar, die Stadt behandele einen ihrer berühmtesten Söhne eher stiefmütterlich. Das könnte sich langsam ändern, wenn ein Vorschlag Gehör findet, der dieser Tage den Oberbürgermeister erreicht: Man möge doch prüfen, ob sich die Straße „Altmarkt“ in „Christoph-Schlingensief-Straße“ umbenennen lässt.

Die Idee stammt von Gerd Lepges, Vorsitzender des Freundeskreises „Theater für Oberhausen“. Als „bedeutender Filmemacher und Regisseur“ habe der 1960 in Oberhausen geborene und im August dieses Jahres verstorbene Schlingensief „wichtige Impulse in der deutschen Kulturlandschaft gesetzt“. Die Straße am Altmarkt biete sich an, weil sie direkt auf die Industrie-Apotheke zuläuft, die Schlingensiefs Vater betrieb. Zudem sei die Herz-Jesu-Kirche nicht weit, in der der Künstler einst Messdiener war, die er später für eine Inszenierung nachbaute, und deren Nähe er vor seinem Tod wieder suchte. Dort fand auch die Trauerfeier statt.

Zustimmung der Witwe

Schlingensiefs Witwe Aino Laberenz habe ihr Einverständnis signalisiert, nachdem er ihr schriftlich von der Idee mit der Straße berichtete, so Lepges. „Sie würde sich sehr freuen.“ Den Vorschlag aufgegriffen und eine offizielle Anfrage gestellt hat nun Manfred Flore als kulturpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion.

Die Stadt soll nun Stellung zu den Plänen nehmen und klären, wie kurzfristig eine Umbenennung möglich wäre. Flore findet: „Oberhausen sollte möglichst die erste Stadt sein, die eine Schlingensief-Straße erhält.“ Auch in Mülheim hat der Regisseur gewohnt, zuletzt war Berlin sein Lebensmittelpunkt.

Die Entscheidung über neue Straßennamen trifft letztlich die zuständige Bezirksvertretung, in diesem Falle also die Alt-Oberhausener. Man habe schon mal vorgefühlt, sagt Flore, „generelle Ablehnung gibt es nicht“. Für Anwohner – und mögen es noch so wenige sein wie hier – ist eine Umbenennung freilich immer mit Aufwand verbunden. Dass „Gdanska“-Wirt Czeslaw Golebiewski bereits Zustimmung signalisiert hat, verwundert nicht – für eine Kulturkneipe macht sich eine Schlingensief-Straße im Briefkopf sicher gut.

„Kein Schild für Quadflieg“

„Wir hoffen, dass wir das durchbekommen“, sagt Manfred Flore, der sich ein Straßenschild mit einer kurzen Erläuterung des Namens darunter vorstellt. Gerd Lepges übt sich derweil schon mal in Geduld – mit Straßennamen hat der Kulturkenner bereits Erfahrung gemacht.

Die Günter-Büch-Straße in Alstaden, die an den ehemaligen Chefdramaturg des Theaters erinnert, kam zwar recht schnell, war aber auch eine ganz neue Straße in einem Neubaugebiet. Die Umbenennung eines Teils des Ebertplatzes in Will-Quadflieg-Platz dagegen sei eine äußerst langwierige Prozedur gewesen – groß waren der Diskussionsbedarf und der bürokratische Aufwand. „Das hat drei Jahre gedauert.“ Und während das Theater – froh über die Anerkennung des großen Schauspielers – gleich zwei Hinweise am Haus anbrachte, „hat die Stadt bis heute kein Schild aufgestellt“.