Oberhausen. .

Bei der Trauerfeier für Christoph Schlingensief in der Oberhausener Herz Jesu Kirche wurde deutlich: Die Kirche hat ihren Frieden gemacht mit einem ihrer großen Hinterfrager. Schlingensief selbst machte das dem Klerus freilich leicht.

„Christoph Schlingensief ist zu seinen Wurzeln zurückgekehrt.“ Mit diesen Worten empfing Michael Dörnemann am Montag in der Herz-Jesu-Kirche die Trauergemeinde – und wollte sie nicht nur verstanden wissen als Verweis auf die Heimatstadt des verstorbenen Film- und Bühnenkünstlers, sondern, wohl deutlicher noch, auch auf das Gotteshaus am Altmarkt, in dem man nun Abschied nahm von Christoph Schlingensief.

Der große Hinterfrager

Vielmehr als die Stadt Oberhausen mit einem ihrer berühmtesten Söhne, hat offenbar die Kirche ihren Frieden gemacht mit einem ihrer großen Hinterfrager. Wenngleich auch am Montag in jeder Minute zu spüren war, wie kompliziert sich das Verhältnis von Künstler und Religion gestaltete. Freilich: Schlingensief machte seinerseits die Annäherung leicht, suchte immer wieder das Gespräch. Oft habe er auf seine Zeit als Messdiener Bezug genommen, sagt Michael Dörnemann, und die Herz-Jesu-Kirche seiner Kindheit letztlich gar nachgebildet für das Werk „Eine Kirche der Angst vor dem Fremden in mir“.

Schlingensief thematisierte in dieser Inszenierung seine Krebs-Erkrankung. Das Werk wurde 2008 im Rahmen der Ruhrtriennale uraufgeführt. Deren damaliger Leiter Jürgen Flimm und Theatermacher Schorsch Kamerun waren ebenso unter den Trauergästen wie die jungen Autoren Benjamin von Stuckrad-Barre und Helene Hegemann. Weitere Akteure aus Kunst und Kultur nahmen am Sarg Abschied von dem vor eineinhalb Wochen im Alter von 49 Jahren verstorbenen Schlingensief. Vor der Kirche gaben sich der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler und Rupert Neudeck die Hand, Gründer der Hilfsorganisation „Cap Anamur“. Beide hatten Schlingensiefs Engagement für ein Operndorf in Afrika unterstützt.

„So schön wie hier...“

Dessen Bau war zuletzt sein vorrangiges Projekt, die Anfänge fanden viel Widerhall, Schlingensiefs Euphorie war groß. „So schön wie hier kann’s im Himmel gar nicht sein“ steht bekanntermaßen über seinen Erinnerungen und den Trauernden gab man am Montag nach einer insgesamt stillen Messe mit auf den Weg, dieser Satz hätte auch von Jesus sein können. Es ist nicht unbedingt ein Widerspruch, wenn im Hinausgehen ein Mann eine Karikatur herumzeigt, die er aus der Zeitung ausgerissen hat. Ein Engel, über den Wolken schwebend, wendet sich darauf an einen zweiten mit dem Satz: „Oh Gott, Schlingensief ist da.“