Berlin. .

Der Tod von Christoph Schlingensief hat bei Politikern und Kulturfunktionären tiefe Trauer hinterlassen. Der Regisseur war am Samstag im Kreis seiner Familie an Lungenkrebs gestorben.

Der Tod des Theater-, Film- und Opernregisseurs Christoph Schlingensief hat bei Politikern und Kulturfunktionären tiefe Trauer hinterlassen. Mit Schlingensief verliere die Kulturszene einen ihrer vielseitigsten und innovativsten Künstler, sagte Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU). Berlinale-Chef Dieter Kosslick würdigte Schlingensief als großen Filmemacher. Tief betroffen vom Tod des 49-Jährigen zeigte sich auch Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). Schlingensief war am Samstag in Berlin im Kreis seiner Familie an Lungenkrebs gestorben.

Neumann betonte, Schlingensief habe die deutschsprachige Film- und Theaterwelt stark beeinflusst. „Zu seinen Stilmitteln gehörte nicht selten die Provokation, mit der er ganz bewusst auch über den Kulturbereich hinaus Kontroversen auslösen und irritieren wollte.“ Seinem Schaffen und seiner Kreativität als Film-, Theater- und Opernregisseur habe der Respekt vieler Kritiker gegolten. „Sein im letzten Jahr erschienenes Tagebuch ist ein für mich besonders bewegendes Werk in seiner Auseinandersetzung mit seiner schweren Erkrankung“, sagte Neumann.

„Erlöst von schrecklichem Leiden“

Für den Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper, Daniel Barenboim, und den Intendanten Jürgen Flimm ist für Schlingensief am Samstag ein „jahrelanger qualvoller Kampf“ zu Ende gegangen. „Unser Freund Christoph Schlingensief ist erlöst von schrecklichem Leiden“, teilten sie am Sonntag mit. „Wir können von ihm, von seinem tapferen Kampf so viel lernen: wieder, immer wieder zu beginnen; wenn möglich, wie er, nie aufzugeben, auch nicht im Angesicht eines schrecklichen Todes.“

Die Verantwortlichen der Bayreuther Festspiele nannten Schlingensief „einen der wichtigsten Protagonisten“ des deutschen Theaters. Seine „Parsifal“-Inszenierung, die von 2004 bis 2007 auf dem Spielplan der Wagner-Festspiele stand, habe „einen wesentlichen Akzent in der Aufführungsgeschichte des Werkes gesetzt, der weit über Bayreuth hinaus gewirkt hat“.

Ein politischer Künstler

Klaus Wowereit: Schlingensief verlässt die Bühne viel zu früh. (Foto: ddp)
Klaus Wowereit: Schlingensief verlässt die Bühne viel zu früh. (Foto: ddp) © ddp

Kosslick würdigte den Verstorbenen als großen Filmemacher und politischen Künstler. Schlingensief sei ein Mensch gewesen, der sich aus einer tiefen moralischen Überzeugung heraus über Ungerechtigkeiten aufgeregt habe. Bei Freunden und Bekannten werde von Schlingensief bleiben, dass er ein angenehmer und aufmerksamer Mensch gewesen sei. Anderen werde er in Erinnerung bleiben als sperriger Mensch, der sich gegen die Gesellschaft und den Lauf der Dinge gewehrt habe.

Wowereit sagte, ein großer Mann des deutschen Theaters verlasse die Bühne viel zu früh. Unter Schlingensief sei nicht nur die Berliner Volksbühne nach der Wende zu einem der führenden Theater des Landes geworden. „Mit seinem Namen verbindet sich auch der Ruf Berlins als deutsche Theaterhauptstadt“, sagte Wowereit.

RuhrTriennale war bereits abgesagt

Schlingensief wurde am 24. Oktober 1960 in Oberhausen geboren. Ab den 80er Jahren arbeitete er als Experimentalfilmer. An der Volksbühne in Berlin debütierte er 1993 unter der Leitung von Frank Castorf als Theaterregisseur. Später inszenierte er auch Opern. Überdies hatte er mit der Partei „Chance 2000“ für Aufsehen gesorgt.

Auf der am Freitag begonnenen Saison der Ruhrtriennale hatte Schlingensief ursprünglich das Stück „S.M.A.S.H“ inszenieren sollen. Aufgrund seiner Krebserkrankung hatte er das Projekt jedoch Anfang Juli abgesagt. Am 3. Oktober sollte unter seiner Regie die Uraufführung der Oper „Metanoia - Über das Denken hinaus“ die neue Spielzeit der Berliner Staatsoper Unter den Linden eröffnen. (ddp)