Oberhausen. Möbel von der Stange sucht der Kunde in diesem Oberhausener Betrieb vergebens. Einzelanfertigungen sind hier angesagt. Was Kunden zahlen.

Die dunklen Holzplatten liegen nebeneinander drapiert auf der Werkbank. Riccardo Deitermann schleift behutsam eines nach dem anderen. Der Auszubildende in der Möbelmanufaktur Signum widmet seiner Arbeit die volle Aufmerksamkeit, um die Module für eine Sitzbank passend zu machen. Es handelt sich um eine Spezialanfertigung. Was auch sonst. Denn in diesem Betrieb an der Straße Im Lipperfeld 12 „gibt’s nichts von der Stange“. Jedes Möbel wird nach dem Wunsch des Kunden angefertigt. Daher sind es in der Regel Unikate, die die Werkshallen im Oberhausener Gewerbegebiet verlassen.

Exklusives und Maßgeschneidertes

Mit seinem handwerklichen Geschick hat der 18-jährige Azubi eine Aufgabe gefunden, die ihn ausfüllt. Sein Talent ist in dem Team von 15 Beschäftigten mit insgesamt fünf Auszubildenden gefragt und willkommen. Zu tun gibt es schließlich genug. Die Auftragsbücher der Firma sind voll. Gegründet hat sie vor über 30 Jahren der Tischlermeister Horst Stumm, zunächst als Ein-Mann-Betrieb. Auf Exklusives und Maßgeschneidertes setzte er von Anfang an.

Dass das bis heute gilt, unterstreicht die für das Unternehmen tätige Innenarchitektin Sabine Rennett: „Wir entwickeln im Gespräch mit dem Kunden das Objekt, wie er es sich vorstellt“. Zunächst entwirft beispielsweise Mitarbeiterin Tina Hesse am PC eine 3D-Ansicht, stellt für den Entwurf eine Mappe zusammen. Erst, wenn der Kunde grünes Licht gibt, startet die Fertigung der Möbel. Das können komplette Einrichtungen oder Einzelstücke für Büros, Arztpraxen und Apotheken sein, sowie Küchen, Bad- und Wohnzimmerausstattungen.

Auf der Suche nach dem passenden Holz: Werkstattleiter Tilman Segler und Azubi Riccardo Deitermann.
Auf der Suche nach dem passenden Holz: Werkstattleiter Tilman Segler und Azubi Riccardo Deitermann. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Lackieren ist eine Wissenschaft für sich

Wie viel Arbeit in einzelnen Objekten steckt, mag sich auf den ersten Blick nicht immer erschließen. Doch wenn Planungstechniker Adalbert Stefanski all die einzelnen Herstellungsschritte aufzählt, dann entsteht ein Eindruck von dem Aufwand, den die Beschäftigten mit viel Herzblut und Präzision betreiben. Als ein Beispiel von vielen mag ein wuchtiger, ovaler Tisch aus Massivholz in XXL-Format dienen. Erst wurden jede Menge Furniere geleimt, bis man die Platten an CNC-Anlagen zuschneiden und zusammensetzen konnte.

Seine passende Optik erhält das Möbel erst durchs Lackieren. „Diese Technik ist eine Wissenschaft für sich“, sagt die Innenarchitektin und schmunzelt ein wenig. Bis eine solche Oberfläche fertig ist, wird mehrfach Lack aufgetragen, der jedes Mal neu trocknet und bearbeitet wird. Ohnehin eröffnet sich durch die Vielfalt an Lackfarben die Möglichkeit, dem Dekor die gewünschte Note zu geben, erklärt Tina Hesse, ausgebildete „Diplom-Designerin der Holzgestaltung“.

Signum-Mitarbeiter Tilman Segler.
Signum-Mitarbeiter Tilman Segler. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Schreibtisch für ein Büro in London

Die Liebe zum Detail ist es immer wieder, die die Möbel prägt. Das zeigt sich auch an den Vorzeigemodellen in einer hauseigenen Ausstellung, die der Betrieb am Samstag und Sonntag für Interessierte öffnet. Als Sabine Rennett ein Sideboard öffnet, fällt das Blattgold als Stilelement sofort ins Auge, der Clou sind hier die beiden Schiebetüren, die als eine einheitliche Front erscheinen. In einem hochglänzenden schwarzen Schrank ist eine eingelassene beleuchtete Vitrine in Eibenholz mit Blattgold der Hingucker.

Auffällig kommt ein Schreibtisch mit Elementen in Braun und Blau daher. Seine eigens zugeschnittene Schubladen erlauben eine locker-leichte Handhabe. Es handelt sich hier um den Zwilling eines Möbels, das in einem Londoner Büro steht.

Nach maßgeschneiderten Konzepten fertigen Werkstattleiter Tilman Segler und Planungstechniker Adalbert Stefanski die Möbel in der Werkstatt von Signum an.
Nach maßgeschneiderten Konzepten fertigen Werkstattleiter Tilman Segler und Planungstechniker Adalbert Stefanski die Möbel in der Werkstatt von Signum an. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Möbel für Firmen nach Bauplänen von Stararchitekt Norman Forster

Wenn es um Referenzen geht, kann Signum sowieso einiges aufbieten. Deutschlandweit hat die Firma die Niederlassungen der Santanderbank neu gestaltet. Hinzu kommen zahlreiche Praxen und Apotheken in Oberhausen und anderen Regionen. Privatleute haben sich auch schon ihre Suiten in Paris, London oder auf Mallorca von dem Handwerksbetrieb einrichten lassen. Die Einrichtung der Duisburger Wirtschaftsförderung und der Mülheimer Firma Agiplan stammen von Signum, die Pläne beider Gebäude hat Stararchitekt Norman Forster entworfen, der auch für die Gestaltung des Berliner Reichstags samt der prägenden Glaskuppel verantwortlich zeichnet.

Aber noch einmal zurück zur Ausstellung am Wochenende. Hier gibt es nicht nur Außergewöhnliches, sondern sie erlaubt auch, den Kunden diverse Muster vorzustellen, von Holzarten über Beschläge und lackierten Flächen.

Am Ende haben natürlich die Möbel ihren Preis. Damit der Kunde keine böse Überraschung erlebt, „zeigen wir ihm im Vorhinein auf, mit welchen Ausgaben er rechnen sollte“, hebt die Innenarchitektin hervor. Die Preise für die Möbel können durchaus im höheren fünfstelligen Bereich liegen.

Möbeldesignerin Tina Hesse entwirft am PC die 3D-Modelle für das gewünschte Möbel.
Möbeldesignerin Tina Hesse entwirft am PC die 3D-Modelle für das gewünschte Möbel. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Signum lädt zur Ausstellung ein

Aus der Kundschaft heraus kommt in Zeiten von Nachhaltigkeit auch gern mal die Frage auf, wie es Signum als Möbelspezialist damit hält. Das Unternehmen beteiligt sich beispielsweise über die Organisation „I plant a tree“ an Wiederaufforstungsaktionen. Für das Beheizen der Werkstatt werden ausschließlich Sägespäne aus dem Holzabfall verwendet, entweder aus dem eigenen Betrieb oder von anderen Firmen.

Als in den vergangenen Tagen die Vorbereitungen für eine Ausstellung auf Hochtouren liefen, war Azubi Riccardo mit großem Eifer dabei. Er legte mit Hand an, um eine Sonderanfertigung zu vollenden, ein Tisch samt Sockel, um unterschiedliche Materialien vorzustellen. Dass er während der Arbeitszeit aus Sicherheitsgründen kein Handy nutzen darf, fällt ihm im Gegensatz zu anderen Jugendlichen leicht. Dafür bleibt ja noch der Feierabend.

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