Oberhausen. Leo Hüwels erhält von der Handwerkskammer eine hohe Auszeichnung. Doch seine Arbeit hat sich verändert. Was den Maurer heute stört.

Leo Hüwels ist Maurer. Aber gäbe es das alte Adelsgeschlecht derer von Hüwels, müssten wir ihn Leonhard den Vierten nennen. Denn Leonhard hießen schon der Uropa, der Opa und der Vater von Leo Hüwels. Zum Glück für alle Häuslebauer sind die Hüwels nicht blaublütig und wurden Handwerker. Wie seine Vorfahren Leonhard II. und Leonhard III. wurde Leonhard IV. nun von der Handwerkskammer mit dem Silbernen Meisterbrief für 25 Jahre als Maurer- und Betonbauer ausgezeichnet.

Mitten in den Aufbau- und Wirtschaftswunderjahren gründete Opa Leonhard Hüwels im April 1950 das Bauunternehmen in Oberhausen. Der Vater leitete den Betrieb an der Weierstraße, als 1991 ein neuer Lehrling gleichen Namens seine Ausbildung als Maurer und Betonbauer begann. Die Lehre im elterlichen Betrieb war sehr erfolgreich: Leo Hüwels wurde 1994 als jahrgangsbester Geselle ausgezeichnet. Keine Frage, seine Karriere war vorgezeichnet und er setzte die Tradition fort, indem er im August 1998 die Prüfung zum Maurer- und Betonbaumeister ablegte.

Maurer aus Oberhausen: Vieles ist einfacher geworden

Seitdem hat sich das Berufsbild vieler Handwerker in allen Gewerken stark verändert. Wer heute Maurer oder Maurerin wird, muss sich mit Leistungserfassung, Arbeitsplänen, Baustellensicherung, Steinen, Beton und Stahlbeton, Spezialmaterialien, Dämmstoffen, Sanierungen, Gesundheitsschutz und Nachhaltigkeit auskennen. Steine werden geklebt, es gibt Filigran-Decken aus Fertigbauteilen statt Verschalungen, und die Entsorgung von Materialien hat ein dickes Regelwerk.

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Leo Hüwels ist seit 33 Jahren im Job und weiß, was heute anders ist als noch zu Opas Zeiten: „Es ist vieles einfacher geworden. Wir müssen keine Zementsäcke mehr tragen, dafür gibt es Kräne und Gabelstapler. Aber trotzdem ist das Maurerhandwerk immer noch ein körperlich anspruchsvoller Job, bei dem ich auf dem Boden knien oder die Leiter immer wieder rauf und runter muss.“ Fragt man Leo Hüwels nach den bedeutendsten Veränderungen, so antwortet er: YouTube, Epoxidharz, Handy und junge Leute von heute.

Handwerker: Kunden haben durch Youtube Halbwissen

Ohne Handy geht nichts mehr: Der Oberhausener Handwerker Leo Hüwels ist ständig erreichbar: „Das bedeutet mehr Stress als früher.“
Ohne Handy geht nichts mehr: Der Oberhausener Handwerker Leo Hüwels ist ständig erreichbar: „Das bedeutet mehr Stress als früher.“ © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Stichwort YouTube: Wenn Leo Hüwels um eine – sagen wir – Kellersanierung gebeten wird, kann es passieren, dass die Besitzer sich vermeintlich bestens informiert haben und bereits YouTube-Videos mit Anleitungen zur Trockenlegung geschaut haben. „Das Internet“, sagt Leo Hüwels „verschafft den Kunden ein Halbwissen, aber schließlich soll das Problem sach- und fachgerecht gelöst werden.“ Hier trifft Theorie auf Praxis, und Leo Hüwels muss mit einer transparenten Leistung zum Festpreis Überzeugungsarbeit leisten.

Stichwort Epoxidharz: Früher gab es als Maurer nur wenige Materialien, die er bestens zu kennen hatte. „Heute,“ sagt Leo Hüwels, „gibt es unzählige Spezialmaterialien wie Dichtmörtel oder Estrich aus Epoxidharz“. Dadurch muss ein Maurer oder eine Maurerin wissen, wie sie zu verarbeiten sind. Was früher eine Palette Zement war, ist heute ein riesiger Chemiebaukasten.

Stichwort Handy: Freundlichkeit, Pünktlichkeit und Kommunikation nennt Leo Hüwels als das kleine ABC der Kundenkontakte. Auf der anderen Seite bedeutet es, ständig erreichbar zu sein: „Das bedeutet mehr Stress als früher.“

Nachwuchssorgen im Handwerk: Nur zwei Bewerbungen

Stichwort Junge Leute von heute: Das Handwerk hat Nachwuchsprobleme und speziell das Maurer-Handwerk findet kaum junge Menschen, die den Beruf erlernen wollen. „Früher hatten wir rund 30 Bewerbungen im Jahr, jetzt sind es noch zwei“, bedauert Leo Hüwels. Zwei Bewerbungen, aus denen keine Lehrlinge wurden, da sie nicht zum Schnupperpraktikum kamen. Die Hüwels-Bauunternehmung hat sechs Mitarbeitende, aber: „Wenn zehn Leute Lust haben, sollen sie kommen! Alle suchen händeringend“, beschreibt Leo Hüwels den dramatischen Fachkräftemangel.

Der Oberhausener ist jetzt 50 Jahre alt und liebt seinen Beruf, in den er quasi geboren wurde. Für ihn zählen die Teamarbeit, das Arbeiten an der frischen Luft und die Herausforderungen, die sich jeden Tag neu stellen. Wenn er zu einer Baustelle kommt, weiß er nicht, was ihn erwartet. Die Kunden erwarten dann Lösungen. Aus diesem Grund, davon ist Leo Hüwels überzeugt, wird es Handwerker auch in Zeiten von Digitalisierung, Online-Handel und Künstlicher Intelligenz geben: „Unsere Arbeit kann man nicht wie andere Produkte im Internet kaufen. Die Lösung des Problems oder Wunsch nach etwas Neuem bringt kein Päckchenfahrer.“