Oberhausen. Die Polizei Oberhausen hat den Kriminalitätsbericht für 2023 vorgestellt. In allen wichtigen Bereichen steigt die Zahl der Delikte.
Was NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) Mitte März für NRW angekündigt hat, bestätigt sich nun auch für Oberhausen: Die Kriminalität insgesamt und auch die Ausländerkriminalität sind im Jahr 2023 deutlich angestiegen. Das zeigen die Zahlen zum Kriminalitätsbericht 2023, der am Mittwoch, 3. April, von der Leiterin der Kriminalinspektion 2, Vera Konietzko, und dem Leiter der Pressestelle der Polizei, Maik Podlech, vorgestellt worden ist.
Im Jahr 2023 sind in Oberhausen insgesamt 18.276 Straftaten erfasst worden. Die Zahl der Straftaten ist damit im Vergleich zum Vorjahr um 10 Prozent gestiegen (2022: 16.612 Straftaten). Die Zahl der Tatverdächtigen betrug im Jahr 2023 insgesamt 8109. Von all diesen Verdächtigen hatten 2987 Tatverdächtige nicht die deutsche Staatsangehörigkeit. Das bedeutet einen Anstieg um 10,75 Prozent (2022: 2697 Tatverdächtige) zum Vorjahr und macht einen Anteil von 36,8 Prozent aller Verdächtigen aus. Die Aufklärungsquote betrug im Jahr 2023 über alle Deliktfelder hinweg 54,6 Prozent und ist leicht gefallen.
Mehr Tatverdächtige mit und ohne deutschen Pass: Diese Entwicklung spiegelt sich auch im Deliktbereich der gefährlichen und schweren Körperverletzung. Hier gab es im Jahr 2023 insgesamt 485 Straftaten. Im Jahr 2022 waren es 397 Taten, was einen Anstieg von 22,1 Prozent bedeutet. Die Polizei kam insgesamt 508 Tatverdächtigen (2022: 425) auf die Spur. Das macht ein Plus von 83 im Vergleich zum Jahr 2022. Davon hatten 207 Tatverdächtige (das entspricht 40,7 Prozent) nicht die deutsche Staatsangehörigkeit (2022: 156) und 184 dieser Verdächtigen (2022: 170) waren unter 21 Jahre alt.
Das Deliktfeld des Taschendiebstahls ist in Oberhausen zu beinahe 100 Prozent von ausländischen Kriminellen geprägt. Auch das zeigt die aktuelle Statistik: Im Jahr 2023 sind 609 Fälle gezählt worden, im Jahr 2022 waren es 600. Erfreulicherweise ist ein deutlicher Anstieg der Aufklärungsquote zu verzeichnen. Betrug sie im Jahr 2022 noch 3,5 Prozent, konnte sie im Jahr 2023 auf 10,3 Prozent recht deutlich gesteigert werden. 28 Taschendiebe konnten ermittelt werden, während es im Vorjahr noch 18 waren. Im Jahr 2023 hatten insgesamt 26 der 28 ermittelten Taschendiebe (= 92,8 Prozent) nicht die deutsche Staatsangehörigkeit. Im Jahr 2022 waren insgesamt 14 nicht deutsch.
Mord, Totschlag und fahrlässige Tötung: 14 Taten im Jahr 2023 in Oberhausen
Insgesamt gesehen sind die Fallzahlen, mit Ausnahme der Geschäftseinbrüche, in allen wichtigen Deliktbereichen gestiegen: Bei Mord, Totschlag und fahrlässiger Tötung ist es im Jahr 2023 zu insgesamt 14 Taten gekommen, was im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg um vier Taten (plus 40 Prozent) bedeutet. Die Aufklärungsquote liegt im Jahre 2023 bei 85,7 Prozent. Der Straftatbestand des Mordes lag dabei im Jahre 2023 in drei Fällen (2022: ein Mord) vor und die Aufklärungsquote beträgt wie im Vorjahr 100 Prozent.
Im Jahr 2022 sind 277 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung aufgenommen worden. Im Jahre 2023 ist die Gesamtzahl dieser Straftaten um 4,3 Prozent auf 289 angestiegen. Die Aufklärungsquote liegt hier bei fast 87 Prozent. Insgesamt sind 252 Verdächtige ermittelt worden. Die Fallzahl im Deliktbereich des sexuellen Missbrauchs von Kindern liegt im Jahre 2023 bei 58 Fällen. Im Jahre 2022 waren es 45 Fälle. Das bedeutet einen Anstieg von fast 29 Prozent. Die Aufklärungsquote ist hier auf 86,2 Prozent gesunken.
Kinderpornographie: Im Jahr 2023 sind 77 Fälle erfasst worden
Im Bereich der Kinderpornographie sind sowohl die Fallzahlen als auch die Aufklärungsquote stabil geblieben. Im Jahr 2023 wurden 77 Fälle (2022: 74 Fälle) erfasst und die Aufklärungsquote betrug 97,4 Prozent. Diese Fahndungserfolge seien vor allem auch auf die Einrichtung einer neuen Ermittlungsgruppe im Jahre 2020 zurückzuführen, unterstreichen Vera Konietzko und Maik Podlech. In dieser Ermittlungsgruppe bearbeiten Kriminalisten gemeinsam mit IT-Spezialisten Fälle von Kinderpornographie.
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Die Gewaltkriminalität umfasst eine Vielzahl von Straftaten wie Mord, Totschlag, Raub, räuberische Erpressung, gefährliche und schwere Körperverletzung sowie Vergewaltigung. Die Zahl der angezeigten Straftaten ist hier von 610 Taten auf 767 Taten gestiegen. Dies stellt einen Anstieg um 25,7 Prozent dar. Von den 694 Verdächtigen (2022: 589) hatten 295 (2022: 217) keinen deutschen Pass. Noch weitaus deutlicher fällt der Fall-Anstieg beim Straßenraub aus: Die Zahl der erfassten Straftaten beträgt hier im Jahr 2023 insgesamt 102 Taten. Das bedeutet ein Plus von 59,3 Prozent. 63 der 78 Verdächtigen waren unter 21 Jahre alt. 33 der 78 Verdächtigen waren Ausländer. Bei der Aufklärungsquote ist hier ein deutlicher Anstieg auf 62,75 Prozent zum Vorjahr zu verzeichnen.
Zur Straßenkriminalität zählen fast alle Taten, bei denen als Tatort öffentliche Straßen, Wege oder Plätze oder öffentliche Verkehrsmittel erfasst worden sind. Beispiele hierfür sind sexuelle Belästigung, Raubüberfälle, gefährliche und schwere Körperverletzung sowie Diebstahls- und Sachbeschädigungsdelikte. Die Straßenkriminalität macht einen Großteil der gesamten Straftaten aus. Im Jahr 2023 wurden 4069 Straftaten (2022: 3641) erfasst. Die Oberhausener Polizei konnte 17,5 Prozent der Taten aufklären. 705 Tatverdächtige sind im Jahr 2023 erfasst worden, davon 277 nicht-deutsch. Im Jahr 2022 waren 563 Verdächtige ermittelt worden.
Zahl der Wohnungseinbrüche in Oberhausen ist angestiegen
Wurden im Jahr 2022 noch 5657 Diebstahlsdelikte gezählt, sind es im Jahr 2023 mit 6612 Delikten deutlich mehr: ein Anstieg von 955 Taten. Die Aufklärungsquote beträgt 16,9 Prozent. Gestiegen sind auch die angezeigten Fälle von Wohnungseinbrüchen: um 8,3 Prozent(2022: 349 Fälle, 2023: 378 Fälle). Nur jeder zehnte dieser Fälle konnte aufgeklärt werden.
Unter Kinder- und Jugendkriminalität versteht man alle Straftaten, die von Personen bis 20 Jahren begangen werden. Dabei werden Kinder (bis 13 Jahre) als Tatverdächtige geführt, auch wenn sie noch nicht strafmündig sind. Im Jahr 2023 wurden insgesamt 1904 Tatverdächtige ermittelt, die unter 21 Jahren alt waren (2022: 1839). Das sind 65 mehr als im Vorjahr. Diese 1904 Tatverdächtigen waren im Jahr 2023 für insgesamt 2343 Straftaten und damit für 12,8 Prozent der Gesamtkriminalität verantwortlich.