Oberhausen. Wie sieht es bei der Jugendkriminalität in Oberhausen aus? Wie viele Straftäter sind ermittelt worden? Das sagt die Polizei dazu.

Die jüngsten Berichte über eine randalierende Jugendbande an der Langemarkstraße in Alt-Oberhausen, die dort Geschäftsleute terrorisiert, aber auch die mutmaßlichen Morde an zwei jungen Ukrainern mit jungen Tatverdächtigen haben die Jugendkriminalität in Oberhausen in den Blick gerückt: Die jüngsten Zahlen der Polizei stammen aus 2023. Die Fahnder haben im Vorjahr in Oberhausen insgesamt 1904 Tatverdächtige ermittelt, die unter 21 Jahren alt waren. Das sind 65 mehr als im Jahr 2022, als es 1839 Tatverdächtige gab. Wie die Polizei auf Anfrage erläuterte, haben 640 der 1904 Verdächtigen nicht die deutsche Staatsangehörigkeit (= 33,6 Prozent), im Jahr 2022 waren es 567 (= 30,8 Prozent).

Polizeisprecher Maik Podlech und Inspektionsleiterin Vera Konietzko hatten bei der jüngsten Vorstellung der Kriminalitätsstatistik weitere Details dazu parat: Die 1904 Verdächtigen unter 21 Jahren sind im Jahr 2023 in Oberhausen für insgesamt 2343 Straftaten verantwortlich gewesen. Das macht immerhin 12,8 Prozent der Gesamtkriminalität aus. Die Polizei bestätigt: Junge Straftäter sind, mit Blick auf ihren Bevölkerungsanteil, in Oberhausen überproportional an Straftaten beteiligt.

„Konsequenzen vor Augen führen“: Seit 2020 gibt es das Haus des Jugendrechts

Als typische Delikte der Jugendkriminalität gelten Diebstähle, Körperverletzungen, Drogendelikte und Sachbeschädigungen, aber auch Raub und Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Schon lange Zeit wird in Oberhausen über die wachsende Jugendkriminalität diskutiert. Diese Debatten hatten vor wenigen Jahren ein konkretes Ergebnis: Im September 2020 ist das Haus des Jugendrechts im Gebäude der Hauptpost gegründet worden, in dem Staatsanwaltschaft, städtische Jugendgerichtshilfe und Polizei Hand in Hand arbeiten, wie es heißt. Das Ziel lautet: Junge Menschen, die kriminell geworden sind, sollen schnellstmöglich mit den Konsequenzen ihres Handelns konfrontiert werden. Zu den polizeilichen Maßnahmen zählen die gezielte Gefährderansprache und Kontakte zu den Familien: Ermittler suchen die Verdächtigen und ihre Angehörigen auf und verdeutlichen den Ernst der Lage und zeigen auf, welche Konsequenzen drohen. Alle Beteiligten arbeiten auf kurzem Behördenweg zusammen, um zu verhindern, dass junge Leute dauerhaft eine kriminelle Karriere einschlagen.

Körperverletzungen zählen zu den typischen Jugenddelikten.
Körperverletzungen zählen zu den typischen Jugenddelikten. © dpa | Karl-Josef Hildenbrand

Wie groß ist in Oberhausen das Potenzial der jungen Intensivtäter? Ende 2023 sind 25 Jugendliche und Heranwachsende als Intensivtäter geführt worden, zwei weiblich, 23 männlich. Bei ihnen handelt es sich um Wiederholungstäter, die in einem begrenzten Zeitraum mehrfach kriminell geworden sind: Sie sind mit mehr als fünf Straftaten im jeweils aktuellen Jahr in Erscheinung getreten.

„Kurve kriegen“ soll junge Kriminelle in Oberhausen auf legale Wege führen

Seit 2016 haben in Oberhausen zudem insgesamt 68 junge Menschen am NRW-Programm „Kurve kriegen“ teilgenommen, das bereits im Jahr 2011 vom NRW-Innenministerium gestartet worden ist. 13 davon sind immer noch aktiv dabei. Im Schnitt sind die Teilnehmer etwa 13 Jahre alt, wenn sie dazukommen. Von den bislang 55 ehemaligen Teilnehmern haben nach Polizeiangaben 29 die Initiative erfolgreich absolviert und sind danach straffrei geblieben.

Im Jahr 2023 sind zudem insgesamt 15 „gelbe Karten“ an junge Gewalttäterinnen und Gewalttäter unter 21 Jahren versandt worden. Geraten diese Personen danach nochmals mit dem Gesetz in Konflikt, folgt die „rote Karte“: Das Straßenverkehrsamt entscheidet, ob der Führerschein entzogen oder ob dessen künftige Erteilung versagt wird. Inspektionsleiterin Vera Konietzko unterstreicht dazu: „Wenn der Führerscheinverlust droht, werden Heranwachsende hellhörig.“ In sieben Fällen erhielten die jungen Intensivtäter im Jahr 2023 eine Fahrerlaubnissperre.